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Expedition Erdgeschichte

Massenricht | Ein Themenweg des Oberpfälzer Waldvereins



Mühlsteine, weißer Sand und rote Erde

Eine Wanderung durch die Erdgeschichte des Oberpfälzer Hügellandes


In geologischen Zeiträumen, die sich über Hunderte von Millionen Jahren erstrecken, hat sich das sogenannte Bruchschollenland bei Massenricht in der Oberpfalz gebildet. Auf geographisch kurzer Wegstecke lassen sich interessante geologische Formationen, die vor ca. 280 Mio. Jahren durch Anhebung des Rotliegenden ihren Anfang nahmen, erkunden. Heute grenzt das Rotliegende oberflächennah an Ablagerungen des mittleren Jura (ca. 170 Mio Jahre) und den ca. 90 Mio Jahre alten Sandstein der Oberkreide. Durch Faltungen und Brüche entstanden die Bruchschollen, die zeitlich vorher übereinander liegende Schichten heute nebeneinander liegend erschaffen haben, ähnlich Bücher in einem Bücherregal.

Die abwechslungsreiche Wanderung führt durch freies Gelände mit herrlichen Fernsichten über das Umland, aber auch durch waldreiche Abschnitte mit Bachläufen und erkennbaren Resten von Altbergbau. Zehn Schautafeln informieren nicht nur über geologische Zusammenhänge, sondern auch über die Geschichte der Region mit ihren einstmals wichtigsten Handelsstraßen, ihrem Bergbau und die Baukunst mit Sandstein.

Der Themenweg liegt außerhalb des eigentlichen Geoparks. Die Ortsgruppe Massenricht des Oberpfälzer Waldvereins ist jedoch Mitglied im GEOPARK Bayern-Böhmen. Der Geopark hat zudem inhaltlich an der Fertigstellung des Themenweges mitgewirkt. Das Projekt wurde im Rahmen eines bayerisch-tschechischen EU-Förderprogramms umgesetzt. Partner war dabei der Bergbauverein Planá.




Geologischer Hintergrund

Das Tourengebiet liegt im Bereich einer sehr prominenten Bruchzone, der Freihunger Störung, im Oberpfälzer Bruchschollenland. Diese begrenzt Gesteinsformationen des Rotliegenden und der älteren Trias im Osten von den jüngeren Schichten von mittlerem und höherem Jura und Oberkreide.




Abb.: Geologische Karte der weiteren Umgebung des Tourengebietes in einer 3D-Darstellung.
Grundlage der geologischen Karte: Geologische Karte von Bayern, 1 : 500.000. © LfU Bayern.
Zum Vergrößern in die Karte klicken. Dort auch Legende zu den Abkürzungen.


Die Entwicklung der Freihunger Störung hängt mit der Fränkischen Linie zusammen. Diese Nordwest-Südost verlaufende Störung begrenzt das ostbayerische Grundgebirge vom westlich vorgelagerten mesozoischen Deckgebirge. Die Bewegungen an der Fränkischen Linie begannen schon bald nach Ende der variszischen Gebirgsbildung, erreichten ihren Höhepunkt jedoch während der Unterkreide und am Ende der Oberkreide.

Die Entwicklung der Fränkischen Linie zwischen Ende Jura bis heute ist in der nachfolgenden Grafik dargestellt.




Abb.: Geologisches Profil durch die Oberpfälzer Bruchschollenzone von der Hessenreuther Kreide (in der vorhergehenden Abbildung am oberen Rand mit kr gekennzeichnet) bis Sulzbach. Mit Querung u.a. der Freihunger Störungszone.

Die nachfolgende Grafik zeigt die geologische Situation an der Freihunger Störung nochmals genauer. Deutlich ist zuerkennen, dass die östliche Scholle auf die westliche aufgeschoben wurde. Dabei wurden die Schichten auf der westlichen Seite steil aufgeschleppt und sogar überkippt. Dies ist eindrucksvoll im Steinbruch am Mühlberg zu sehen, in dem früher Quarzite für Mühlsteine abgebaut wurden.




Abb.: Geologisches Profil über die Freihunger Störung.




Abb.: Aufgelassener Mühsteinbruch nordwestlich Träglhof mit überkippten Schichten des Dogger beta.




Abb.: Geologisches Profil durch den Mühlsteinbruch. Colorierte Grafik aus Bauberger et al. (1960): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1 : 25.000, Blatt Nr. 6437 Hirschau.




Abb.: Lage der Steinbrüche und Wegverlauf des Lehrpfades. Kartengrundlage: DGM 1 Open Data Bayerische Vermessungsverwaltung.


Impressionen


Bild 1: Panoramatafel - Ausblick vom Rödlaser Turm.
Klicken Sie zum Blättern in der Fotogalerie bitte auf die Punkte oder die Pfeile im Bild.


Touren-Beschreibung

Die ca. 4,5 km lange Wanderung beginnt am Parkplatz der Rödlas-Hütte. Bereits dort informieren verschiedene Tafeln über die geologische Situation der Oberpfalz bis hinein ins Böhmische und die Entstehung des Bruchschollenlandes bei Massenricht. Wer Interesse hat kann das nahegelegene Wildgehege besuchen.

Die Wanderung auf dem durchgehend mit einem grünen Punkt gekennzeichneten Weg führt zunächst zum Aussichtsturm Rödlas. Wer will kann den 570 m über NN stehenden und 32 m hohen Turm über 158 Stufen erklimmen. Bei schönem Wetter bietet sich eine mehr als 100 km weite Fernsicht, die sogar den Großen Arber im Bayerischen Wald erkennen lässt. Im Turm befindet sich die Informationstafel M2 und auf der obersten Aussichtsplattform die Panoramabilder.

Weiter geht es durch ein Gebiet des Rotliegenden. Rechts des Weges steht ein sehr schön restauriertes dreiteiliges Marterl aus dem Jahre 1912 sowie die Informationstafel M3.

Wenig später gelangt der Wanderer links auf einem unbefestigten Weg zum Träglhof vorbei an der Firma ÖkoTherm. Geradeaus weiter über die Kreisstraße AS 18 durchquert man bergab einen alten Hohlweg. Eine Schautafel M4 informiert über das Alter, die Bedeutung und Entstehung dieser Wege in der Oberpfalz und darüber hinaus.

Weiter führt der Weg bis zu einer unscheinbaren aber mit grünem Punkt gekennzeichneten Abzweigung nach rechts in ein Waldgebiet. Ca. 50 m nach dem Abzweig steht die Tafel M5 mit geologischen Informationen zur Freihunger Störungszone. Der Weg verläuft nun durch den Wald vorbei an Hinweisschildern zu Überresten des alten Altbergbaus. Ein Abstecher von ca. 150 m lohnt sich bis zu einer kleinen Aussichtsplattform.

Weiter geht es bis zu einem Querweg, den man links weiter geht und kurz danach recht abbiegt. Wenig später überquert der Wanderer den kleinen Dürrn-Bach und findet dann ca. 100 m entfernt eine Schautafel in einer alten Fahrrinne mit Informationen zu Transporten von Waren und Bergbauprodukten, die sich bis in 13. Jh. nachweisenden lassen.

Nach Überquerung eines größeren Waldweges führt ein weiterer Hohlweg zunächst bergauf zum eigentlichen Highlight der Wanderung – dem Mühlsteinbruch am Mühlberg. Hier erfährt der Wanderer auf der Tafel M7 Interessantes zum Abbau und zur Verwendung des Sandsteines als Ausgangsmaterial für Mühlsteine. Die Härte und Gleichmäßigkeit des Sandsteines machten den urkundlich schon 1660 erwähnten Abbau über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

Weiter geht der Weg bis zu einer naturbelassenen Treppe, und wenig später zu einen Aussichtpunkt mit schöner Aussicht über die umliegende Gegend. Hier wird man mit einem Blick über die weichen Hügel und die nahegelegenen Ortschaften belohnt. Von hier aus sind bei guter Sicht der Parkstein, der Rauhe Kulm und das Fichtelgbirge deutlich zu erkennen. Am Aussichtspunkt biegt man rechts ab und sieht schon nach wenigen Schritten die Tafel M8 mit Informationen zur Entstehung des Sandsteins.

Wir folgen nun den Weg weiter durch den Wald bis wir offenes Gelände erreichen. Nach ca. 200 m steht links vor einem freistehenden Baum des aus Seugaster Sandstein gefertigte Schwabnmarterl. Dieser Sandstein ist leichter zu bearbeiten als der helle Sandstein und findet sich daher in vielen älteren Gebäuden in der Umgegend wieder. Auch zum Bau des Nürnberger Justizpalastes, in dem die Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse stattfanden, wurde dieser Sandstein benutzt.

Die Tafel M9 gibt weiter Informationen zur Historie des Materls und der Verwendung von Sandstein. Kurz nach Verlassen des Marterl biegt der Weg links auf einen Feldweg in Richtung Massenricht ab und folgt danach der Kreisstraße 18. Empfehlenswert ist auch ein Blick in die Kapelle St. Joseph. Unmittelbar danach biegt der Weg links ab. Hier informiert die letzte Schautafel M10 über den Sandstein als Baumaterial.

Geradeaus geht der Weg stetig bergauf bis zu einem leichten Abzweig nach rechts zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung am Parkplatz Rödlaser Hütte.

Kurzbeschreibung der Haltepunkte

Tafel M1
Startpunkt der Wanderung an der Rödlas Hütte direkt am Parkplatz
Die Tafel gibt Ihnen allgemeine Informationen zur Plattentektonik und beschreibt warum die Oberpfalz einst zu Gontwana gehört hat. Grafiken zeigen den Aufbau des Bruchschollenlandes und dessen Entstehung.

Tafel M2 (nach ca.300 m)
Die Tafel gibt Auskunft zur Entstehung und zum Bau des 32 m hohen Aussichtsturms am Rödlasberg, der heute auch als Mobilfunkturm genutzt wird. Die Besteigung des Turms ist kostenlos.

Tafel M3 (nach ca. 850 m)
Auf dieser Tafel geht es um die Entstehung des Rotliegenden am Rödlasberg und den Flurnamen „In der Vils“. Selbst die Äcker am Rödlasberg haben die typisch rote Farbe.

Tafel M4 (nach ca. 1,3 km)
Hier sind Sie nicht auf dem Holzweg, sondern in einem Hohlweg und werden über die Altstraßen und wie man sie erkennt informiert. Erstaunliche Mengen an Eisenerz, Holzkohle und andere Waren wurden bereits 1425 durch die Oberpfalz auf diesen Straßen transportiert. Schätzen Sie wie viele Zentner das 1425 waren.

Tafel M5 (nach ca. 1,5 km)
Hier sind wieder die geologisch Interessierten hell wach, wenn es Informationen zur Freihunger Störungszone gibt. In der bewegten Erdgeschichte ging es vor ca. 100 Mio. Jahren 1300 m steil nach oben. Was das für Auswirkungen auf das heutige Gebiet und die Glasherstellung in der Region hatte erfahren Sie hier.

Tafel M6 (nach ca. 2,0 km)
In einer alten Fahrrinne erfahren Sie mehr über den Wandel des Transportwesens und warum die Menschen damals keine Fitnessstudios brauchten. Auch wird beschrieben warum plötzlich 1893 die Wege zum Transport von Mühlsteinen ihre Bedeutung verloren.

Tafel M7 (nach ca. 2,25 km – halber Wanderweg)
Der Steinbruch – das high light der Wanderung. Wieso wurde gerade hier das Material für Mühlsteine gebrochen? Was sind eigentlich 36 Klafter und wie schwer war so ein Mühlstein? Diese Tafel erklärt es dem Wanderer.

Tafel M8 (nach ca. 2,5 km)
Sandstein. Was ist das für ein Zeug? Wie setzte er sich zusammen und wie entstand er? Wissen Sie es? Wenn ja können Sie an dieser Tafel einfach vorbeigehen.

Tafel M9 (nach ca. 3 km)
Das Schwabnmarterl. Was Johann Meyer und blutsaugende Insekten mit dem Schwabenmarterl zu tun haben und warum es aus gelbem Sandstein gebaut wurde erzählt diese Tafel.

Tafel M10 (nach ca. 4 km – letzte Tafel vor dem Ziel am Parkplaz Rödlas Hütte)
Sandstein ist ein beliebtes Baumaterial. Mit Kalkmörtel entstanden in der Umgegend viele Bauwerke von der einfachen Mauer bis zum Wohnhaus. Diese Tafel berichtet davon. Noch ein kleiner Anstieg und das Ziel nach 4,5 km ist erreicht.


Zusammenfassung


 Kategorie: Lehrpfad
 Strecke: 4,9 Kilometer
 Höhenmeter: 136 Meter
 Höhenunterschied: 101 Meter
 Rundweg


    Erreichbarkeit mit dem PKW


Anfahrt: Rödlas bei Massenricht, 92242 Hirschau; von Freihung nach Massenricht, weiter nach Rödlas zum Berggasthof Rödlaser Berg.


GPS: 49.59064, 11.95439


Parken: am Startpunkt ausreichend vorhanden

    Erreichbarkeit mit ÖPNV


Info in Kürze

Download


   GPX-Daten


   pdf-Dokument (in Kürze)

Geologische Karte im Bayernatlas


  Geologische Karte (Bayernatlas)
Tipp: In der geologischen Karte erhalten Sie durch einen Klick in die jeweilige geologische Einheit die zugehörigen Informationen zu den Gesteinsformationen.

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