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Dießfurter Kiesweiher

Dießfurt bei Pressath | Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald



Schotter, Kies und Wasserkraft

Flusslandschaft im Wandel der Zeiten


Im Wechsel der letzten beiden Eiszeiten und der Jetztzeit hat die Haidenaab ein breites Flusstal mit mehreren Flussterrassen geschaffen. Die Terrassen werden von Sanden und Kiesen aufgebaut, die heute wie früher in zahlreichen Sand- und Kiesgruben abgebaut werden. Die Wasserkraft der Haidenaab nutzte man früher zum Betrieb mehrerer Hammerwerke, die ihren Besitzern meist so viel Gewinn brachten, dass sie sich herrschaftliche Häuser, die Hammerherren-Schlösser, leisten konnten. Die Hammerwerke gibt es heute nicht mehr, jedoch die Schlösser in Dießfurt und Troschelhammer. Die weite Aue der Haidenaab ist ein eigener Lebensraum.

Die Wanderung führt über zwei eiszeitliche Flussterrassen durch einen Teil der "Dießfurter Seenplatte", die aus zahlreichen durch den Sand- und Kiesabbau geschaffenen Baggerseen besteht nach Troschelhammer. Von dort geht es durch die Haidenaab-Aue zurück zum Ausgangspunkt in Dießfurt.



Impressionen und mehr



Touren-Beschreibung

Schon der Blick auf die Karte zeigt, dass sich zwischen Troschelhammer im Norden und Pechhof im Süden auf der westlichen Talseite der Haidenaab Baggersee an Baggersee reiht. Der größte davon ist der Dießfurter Freizeitsee, westlich Pechhof. Er wird von unserer Wanderung jedoch nicht berührt. Startpunkt ist in Dießfurt. Wer will, kann allerdings auch in Pechhof starten, doch führt die Wegstrecke dann bis Dießfurt entlang der Straße.


Erdgeschichtliches

Erdgeschichtlich ist die Wanderung v.a. wegen der eiszeitlichen und holozänen Formung des weiten Haidenaabtales und den früheren und rezenten Ablagerungen des Flusses interessant. Während die Westseite des Tales von weiten Ebenen der Terrassentreppe gekennzeichnet ist, bildet die Schichtstufe des Keupers auf der gegenüberliegenden Seite einen markanten Geländeanstieg.


Während der Eiszeiten zeigten unsere Flüsse ein gegenüber heute völlig anderes Fließ-, Transport- und Erosionsverhalten. Der mehrfache Wechsel von Eis- (= Kalt-) und Warmzeiten prägte die letzten rund 2 Mio. Jahre. Es ist die Zeit des sogenannten Pleistozäns (= Eiszeitalter), dem vor 10.000 Jahren die Jetzt-Zeit, das Holozän, folgt. Besonders der Wechsel von Kalt- zu Warm- und von Warm- zu Kaltzeit führte zur Eintiefung der Täler.

Während der Kaltzeiten führten die Flüsse verhältnismäßig wenig Wasser, da durch die Kälte die Luftfeuchtigkeit niedrig und viel Wasser im Eis der Gletscher oder im Boden gefroren war. An den Hängen gab es eine oft nicht flächendeckende Tundrenvegetation. Intensive Frostverwitterung, Bodenfließen und Starkregenereignisse konnten episodisch den Flüssen eine hohe Sedimentfracht zuführen. Doch reichte das Wasser nicht für einen weiten Transport der Fracht aus. Schon bald lagerten die Flüsse die mitgeführten Sedimente (Sand, Kies, Schotter) wieder ab. Diese Sedimente werden heute in zahlreichen Sand-, Kies- und Schottergruben abgebaut. Da die Flüsse wenig Wasser führten, waren sie nicht sehr tief und immer wieder versperrten Sand- und Kiesbänke dem Gewässer den Weg, so dass dieses sich immer wieder seitlich verlagerte und in mehreren, sich verzweigenden Stromlinien abfloss. Man bezeichnet dies als einen verzweigten oder verzopften Flusslauf (anastomierender Fluss). Entsprechend weit verbreitet finden sich die Ablagerungen des Flusses.

   
 
Terrassentreppe eines Flusses. Quelle: Landesamt für Umwelt, Bayern (LfU). Zum Vergrößern bitte ins Bild klicken.
 
   

Kommt es zum Wechsel in die Warmzeit, tauen die Böden auf und es erhöhen sich die Niederschlagsmengen. Das von den Hängen abfließende Wasser nimmt noch größere Mengen an Bodenmaterial mit, doch reichen die Wassermengen im Fluss aus, dieses Material zu transportieren. Meist reichen die Wassermengen aus, dass sogar ein Teil der während der Eiszeit abgelagerten Sedimente wieder erodiert wird. Der Fluss tieft sich in das eiszeitliche Tal ein, es entsteht eine Terrassenkante bzw. die eigentliche Flussterrasse.

Während der Warmzeit selbst ist die Erosionsleistung der Flüsse - sofern nicht vom Menschen beeinflusst - verhältnismäßig gering. Da die Hänge mit dichter Vegetation bewachsen sind, stellt sich ein Gleichgewicht zwischen Wassermenge und Sedimentfracht im Fließgewässer ein. Der Fluss mäandriert in einem einzigen Gerinne durch das Tal. Er tieft sich in der Regel nicht ein.

Was passiert im Übergang zur nächsten Eiszeit? Die Vegetation lichtet auf, das noch reichlich vorhandene Niederschlagswasser - die Gletscher der Nordhalbkugel und der Alpen bauen sich erst langsam auf - strömt großflächig dem Fluss zu. Da noch wenig grobes, durch Frostverwitterung bereitgestelltes Schuttmaterial von den Hängen in die Flüsse gelangt, verfügt der Fluss über einen großen Überschuss an Wasser. Dieses ermöglicht ihm, sich nun stark in das Tal einzutiefen. Diese Eintiefung ist intensiver als die der vorangegangenen Phase des Übergangs von der Kalt- zur Warmzeit.

Während der eigentlichen Kaltzeit dominiert nun wieder das Verhalten des "verzweigten" Flusssystems. Aus dem Oberlauf mitgeführte Sedimentfracht wird abgelagert und füllt einen Teil des vorangegangenen Einschnitts wieder auf. Bis zum nächsten Wechsel von der Kalt- zur Warmzeit. Da sich die Region in dauerhafter Hebung befindet, herrscht über lange Zeiträume die Tendenz zur Eintiefung der Flusstäler. Daher entwickelt sich im Verlauf der Zeit und im Wechsel zwischen Eintiefung und Aufschüttung eine Terrassentreppe. Die Wanderung beginnt in Dießfurt auf der Terrasse der letzten Eiszeit (Terrasse T1). Hier befinden sich die meisten aktiven und ehemaligen Abbaugruben. Ein kurzer Anstieg führt auf die nächsthöhere Terrasse T2. Sie könnte der vorletzten Kaltzeit angehören. Der Rückweg ab Troschelhammer verläuft durch die warmzeitliche Talaue.

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Historisches

Die Orte Dießfurt, Pechhof und Troschelhammer besaßen nach der Mitte des 15. Jahrhunderts drei Eisenhämmer, die zunächst eine zusammenhängende Gutseinheit bildeten...


Die Orte Dießfurt, Pechhof und Troschelhammer besaßen nach der Mitte des 15. Jahrhunderts drei Eisenhämmer, die zunächst eine zusammenhängende Gutseinheit bildeten. Alle drei Eisenhämmer, deren Anfänge teils noch ein oder zwei Jahrhunderte zuvor liegen, gehörten dem Landsassen Sebald Kreß, der einer Nürnberger Kaufmanns- und Patrizierfamilie entstammte. Durch Erbteilungen, Heirat, Verschuldung und Verkauf wechselten die Besitzverhältnisse und Zusammengehörigkeit der Güter bis in das 19. Jahrhundert hinein mehrfach. Nicht alle Besitzer wurden durch die jeweiligen Landesherren jedoch als Landsassen anerkannt. Die Landsassen übten neben Verwaltungsfunktionen auch die niedere Gerichtsbarkeit gegenüber ihren Untertanen aus. Die Landsassenfreiheit endete für Dießfurt und Pechhof 1808.

Alle drei Landsassengüter besaßen ein Hammerherrenschloss, die es bis heute auch noch gibt. Sie befinden sich ausnahmslos im Privateigentum und können daher nicht besichtigt werden. Einen Blick von außen auf sie zu werfen, lohnt jedoch allemal.

   
 
Historische Karte (Bayerische Uraufnahme 1808-1864). Klicken Sie in das Bild, um dieses zu vergrößern.
 
   

Das Schloss Dießfurt besteht aus einer zweiteiligen Anlage, dem "Alten Schloss" und dem "Neuen Schloss". Beide sind auf dem Bild oben zu erkennen: der dreigeschossige turmartige Bau mit Eckerker rechts ist das "Alte Schloss" von Anfang des 16. Jahrhunderts, links das zweigeschossige "Neue Schloss" (im Kern wohl 1544, Ausbau in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts). Das Schloss ist im Süden und Westen von einer Mauer umgeben.

   
 
Historische Karte (Bayerische Uraufnahme 1808-1864). Klicken Sie in das Bild, um dieses zu vergrößern.
 
   

Das ehemalige Hammerschloss Troschelhammer stammt im Kerm Kern von rund 1600. Es wurde im späten 18. Jahrhundert im Stil des Barock umgestaltet. Zum Schloss gehören einige Wirtschaftsgebäude wohl aus dem 17./18. Jahrhundert.

Quelle: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege 2020


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Wegbeschreibung

Lesen Sie in diesem Kapitel eine genaue Wegbeschreibung mit Hinweisen auf einige Sehenswürdigkeiten.


Wir beginnen unsere Wanderung in Dießfurt am Parkplatz an der Kirche. Erstes Ziel ist das Schloss Dießfurt (über Dorfstraße). Durch die Durchfahrt des auffälligen Torturms aus dem 16. Jahrhundert betreten wir den ehemaligen Wirtschaftshof des Schlosses. Nach wenigen Metern ist links das Schloss Dießfurt mit Neuem und Altem Schloss zu sehen (Beschreibung siehe oben).




Abb.: Schummerungsbild mit Verlauf der Wanderroute. Darin ist die Lage der ehemaligen und aktiven Kiesweiher deutlich zu erkennen. Grundlage: DGM 1 Open Data Bayerische Landesvermessungsverwaltung.



Es geht weiter über die Brücke über den Ablaufkanal des ehemaligen Hammerwerkes links um die Kurve bis zum Hammerweiher. Durch den ehemaligen Hammerweiher führt ein Damm, der auf eigene Gefahr benutzt werden kann. Hier ist besondere Vorsicht geboten, da der Biber den Damm teils unterhöhlt hat. Wer den Damm nicht benutzen will, kann zum Ende des Hammerweiher laufen, dort nach links wenden und um den Weiher herum laufen bis der Weg auf auf den Damm stößt.

Am Ende des Damms liegt linkerhand der Fürgraben, ein zwei Kilometer langer Kanal, der bei Troschelhammer von der Haidenaab abgezweigt wurde und mehrere Hammerwerke angetrieben hat. Wir folgen dem Fußweg parallel zum Kanal bis zur Behelfsbrücke. Dort auf die Straße nach rechts und diesee 80 Meter folgen, dann nach links in das Gebiet der vielen ehemaligen Dießfurter Kies- und Sandgruben. Viele der Weiher sind im Besitz verschiedener Fischereivereine. Wir folgen dem Weg und biegen nach dem dritten und letzten Weiher nach links. Am Ende des Weihers (nach der Hütte) biegen wir nach rechts ab und folgen dem Weg, der leicht hangaufwärts und rechts um die Kurve führt. Nach einem längeren Wegstück parallel zum Hang (rund 120 m) biegt der Weg scharf nach links ab. Nach rund 200 Metern treten wir aus dem Wald heraus auf eine offene Flur. Von links kommt der Wander- und Radweg VG P/W3 (schwarze Schrift auf gelb-orange). Wir folgen nun diesem Weg. Dieser führt nach rund 500 Metern an einem großen Sand- und Kiesbetrieb vorbei. In einer eindrucksvollen Sortieranlage werden hier die abgebauten Sande, Kiese und Schotter nach Korngrößen getrennt.

Nach dem Sand- und Kieswerk verlassen wir den Rad- und Wanderweg zunächst (dieser biegt links ab) und gehen weiter geradeaus. Am Ende der Straße treffen wir auf die Hauptstraße Troschelhammer - Dießfurt. Wir folgen ihr zunächst nach Norden (links abbiegen) und anschließend der nach rechts abknickenden Vorfahrt. Auf der rechten Seite liegt die Marienkapelle. Linkerhand liegt die Aue der Haidenaab. 150 Meter nach der Kapelle überqueren wir den Fürgraben ein weiteres Mal. Gleich danach führt der Weg nach rechts in die Aue.

Wer will, geht zunächst 50 Meter weiter, dann links. Hier liegt das Schloss Troschelhammer (Troschelhammer 1). Näheres hierzu siehe oben (mit Karte).

Kurz nach der Überquerung des Fürgrabens gehen wir rechts den Fahrweg hinunter in die Aue der Haidenaab. Wir folgen dem Fußpfad. In beeindruckenden Flussschlingen (= Mäandern) durchfließt die Haidenaab ihre breite Aue. Wir können die Aue an der ersten Querstraße nach rechts verlassen und kommen dann am Hammerweiher vorbei nach Dießfurt. Besser ist es, der Aue (zunächst die Straße nach links, dann rechts) bis zum querenden Steg zu folgen, dann den Weg nach rechts über die Brücke zu nehmen. Er führt direkt wieder in die Ortsmitte von Dießfurt.


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Zusammenfassung


 Kategorie: Wanderung
 Strecke: 5,9 Kilometer
 Höhenmeter: 40 Meter
 Höhenunterschied: 29 Meter
 Rundweg

   


Dießfurter Freizeitsee südlich der B470
Naturbadesee
Wasserfläche für Segeln und Surfen, keine motorbetriebenen Boote erlaubt, Naturkies-Strand, Mobiltoiletten, PKW-Parkplatz


Weitere Hintergrundinfos


  Geologische Karte (Bayernatlas)


    Erreichbarkeit mit dem PKW


Anfahrt: Von der B 470 westlich Schwarzenbach Richtung Dießfurt abbiegen. Vorbei am Kieswerk Römer.


GPS: 49.73248, 11.96979


Parken: Parkplätze an der Kirche in Dießfurt stehen ausreichend zur Verfügung.

    Erreichbarkeit mit ÖPNV


in Kürze

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