color_key G'steinigt und Kohlberg

Arzberg | Naturpark Fichtelgebirge



Geologische Wanderung Arzberg

Durch die ältesten Gesteinsformationen des Fichtelgebirges


ZUSAMMENFASSUNG

Bei einer Wanderung von Arzberg durch das G'steinigt und zum Feisnitzspeicher durchwandern wir die ältesten Gesteinsformationen des Fichtelgebirges. Vorbei an malerischen Felsformationen erfahren wir am Feisnitzspeicher etwas über Pflanzenreste eines subtropischen Klimas im Tertiär und ein altes Alaunbergwerk, das bereits Alexander von Humboldt besuchte. Vom Aussichtsturm Waldenfelswarte genießen wir den Blick auf eine Vulkanlandschaft. Am Lindenberg besuchen wir alte Steinbrüche für den Abbau des Frauenbach-Quarzits, am Bahnhof Arzberg begegnen wir dem Wunsiedler Marmor als Baustein und einer großen Störungszone.

DAS G'STEINIGT - FENSTER IN DIE ERDGESCHICHTE

Das G#steinigt ist ein geschÜtzter Landschaftsbestandteil, in dem die RÖslau in einem engen Tal Gneis- und Phyllitformationen durchschneidet. Aufgrund seiner besonderen Tier- und Pflanzenwelt ist das G'steinigt schon seit 1938 ein Naturdenkmal. 1997 wurde dieser Schutz durch Ausweisung als geschÜtzer Landschaftsbestandteil an das aktuelle Naturschutzrecht angepasst. Um das Gebiet langfristig zu schÜtzen wurde es 1996 durch den Fichtelgebirgsverein e. V. mit ZuschÜssen durch den Bayerischen Naturschutzfonds, den Landkreis Wunsiedel und die Stadt Arzberg gekauft. Informationstafeln des Fichtelgebirgsvereins informieren entlang des Weges Über die besondere Tier- und Pflanzenwelt.

In ihrer Physikalisch-statistischen Beschreibung des Fichtelgebirges von 1817 schildern der damals in Erlangen wirkende Hochschuldozent Georg August Goldfuß (später Professor für Zoologie, Paläontologie und Mineralogie an der Universität Bonn) und Gustav Bischof das wildromantische Tal wie nachfolgend zitiert:

"Zahllose Felsenstücke sind in sein Bette herabgerollt, und tosend stürzt er sich über dieselben hinweg. Der Fichtenwald zieht sich bis an das Ufer herab und macht das kaum gangbare Tal noch düsterer und schauerlicher ... Obgleich der gewöhnliche Weg nach Arzberg bequemer und kürzer ist, so lohnet doch ein manneichfaltiger Naturgenuss, den Fußsteig durch dieses Tal zu verfolgen."

GEOLOGISCHER HINTERGRUND

Der Blick auf die geologische Karte (Abb. 1) zeigt, dass die Wanderung in Arzberg in Gesteinseinheiten der Wunsiedel-Formation beginnt. So liegt die evangelische Stadtkirche auf einem Höhenrücken, der vom Wunsiedler Marmor gebildet wird. Diesen kann man u.a. in den Kellern am Terrassengarten an der Egerstraße betrachten.


Abb. 1: Geologische Karte der Umgebung von Arzberg. Nach Kling 1996.
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Die Wunsiedel-Formation (Nr. 3 in der Karte) bildet zusammen mit der Alexandersbad-Formation (Nr. 2) die sogenannte Arzberger Bunte Gruppe (früher als Arzberger Serie bezeichnet). Die beiden Formationen sind wie folgt aus metamorphen Gesteinen zusammengesetzt:

Wunsiedel-Formation: vorwiegend kalzitische, untergeordnet dolomitische Karbonatgesteine (Marmore) und Mergel (Kalksilikatgesteine), die in ihrem mittleren Teil Metaschwarzschiefer und tonig-sandige Sedimente wie Quarzglimmerschiefer, Metagrauwacken(schiefer) enthalten

Alexandersbad-Formation: Metapelite (Phyllite, phyllitische Glimmerschiefer) mit Einschaltungen von mächtigen Quarziten (z.T. Plattenquarzite), z.T. mit Arkoseanteilen, Metarhyolithen und häufigen Lagen von Metabasalt.

Heute liegt die Wunsiedel-Formation über der Alexandersbad-Formation. Sie ist aber vermutlich die ältere Einheit, ist demnach während der Variszischen Gebirgsbildung auf die Alexandersbad-Formation überschoben worden (siehe Abb. 2). Die genaue Altersstellung beider Einheiten ist jedoch umstritten.




Abb. 2: Geologische Zeitskala mit zeitlicher Einordnung der geologischen Einheiten von Elisenfels-Formation (ELIS), Wunsiedel-Formation (WUN), Alexandersbad-Formation (ALEX) und den ordovizischen Einheiten (FR - GR).
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Die nördlich und südöstlich des Feisnitzspeichers zutage tretende Elisenfels-Formation hat ebenfalls eine zeitlich unsichere Stellung. Sie könnte nach Kling (1996) älter als die Wunsiedel- und die Alexandersbad-Formation sein und ins Präkambrium gehören. Darauf deutet die stark abweichende tektonische Prägung der Gesteine (Abb. 3). In der Elisenfels-Formation finden sich Andalusit-Biotit-Bändergneise, Andalusit-Biotitschiefer, gebänderte Gneise, Glimmerschiefer, Quarzite bzw. Bänderquarzite.




Abb. 3: Komplexe Faltenbilder in Elisenfels - Relikte einer frühen Phase der variskischen Gebirgsbildung (?) oder einer vorangegangenen Gebirgsbildung (cadomische Gebirgsbildung?).
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Im Raum Arzberg folgen über der Wunsiedel-Formation Quarzphyllite mit eingelagerten feinplattigen Quarziten (Plattenquarzit-Einheit, = Frauenbachwechsellagerung). Darüber folgen die dickbankigen Frauenbachquarzite. Beide Einheiten bilden die Frauenbach-Gruppe. Die Plattenquarzit-Einheit ist prägend für die Felsformationen im G'steinigt.

Überlagert wird die Frauenbach-Gruppe von der rund 1.000 Meter mächtigen Phycoden-Gruppe. Diese besteht aus quarzführenden Phylliten, den Phycodenschiefern, darüber folgen dunkle Phyllite mit eingeschalteten feinkörnigen Quarziten der Gräfenthal-Gruppe.




Abb. 4: Schematische stratigraphische Abfolge bzw. zeitliche Stellung der Gesteinseinheiten im Fichtelgebirge zwischen Präkambrium und Ende Ordovizium. Hinweis: Im Gelände liegen die Einheiten der Frauenbach- bis Gräfenthal-Gruppen tektonisch bedingt dem Wunsiedler Marmor auf. Die Darstellung hier zeigt jedoch den zeitlichen Bezug. Zum Vergrößern in die Abbildung klicken.

Phyllite sind durch Druck und Temperatur aus Tonschiefern entstandene metamorphe Gesteine. Phyllite zeigen auf ihren Schieferungsflächen meist einen seidigen Glanz. Die Schieferung in den Gesteinen ist in teilweise sehr gleichmäßige Falten gelegt. Die metamorphe Umwandlung der ursprünglichen Tonschiefer in ein metamorphes Gestein und die Falten sind Ausdruck der Variskischen Gebirgsbildung, die vor ungefähr 320 Mill. Jahren in unserem Raum ihren Abschluss gefunden hat. Diese ursprünglichen Ablagerungsgesteine wurden in der geologischen Zeit des Ordoviziums (vor 495 bis 443 Mill. Jahre) in einem Meer abgelagert. Während der Auffaltung des Variskischen Gebirges wurden die Gesteine im Kern des Gebirges in die Tiefe gedrückt bzw. durch große Gesteinsmassen überlagert.



Abb.: Umwandlung (Metamorphose) von Gesteinen in Abhängigkeit von Druck und Temperatur. Phyllite bilden sich bei verhältnismäßig geringen Drucken und Temperaturen (im Vergleich z.B. zu Gneisen). Bildquelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU).



Touren-Beschreibung

Wir beginnen unsere Wanderung am Parkplatz vor dem Rathaus von Arzberg. Zur Erinnerung an die Bedeutung der Eisengewinnung und -verarbeitung in den Hammerwerken in Arzberg wurde hier ein historischer Schmiedehammer errichtet. Dieser ist nach umfangreicher Restaurierung eine technikgeschichtliche Rarität (Haltepunkt 1).


Wir folgen zunächst dem Rundweg 6 (Alexander-von-Humboldt-Wanderweg) der Röslau talaufwärts. Nach Überquerung der Straße geht es nach rechts, dann die erste Abzweigung nach links in Richtung der Informationstafel am Wallenstein-Radwanderweg und dem auffälligen Pfahl mit dem Hinweis auf den Waldlehrpfad des Fichtelgebirgsvereins. Dieser Lehrpfad wird uns einen Teil des Weges begleiten.

Wander- und Radwanderweg führen durch die verhältnismäßig breite Talaue des Röslau. Das Wasser der Röslau fließt hier überwiegend über den Mühlenkanal der Mühle zu, nur ein Teil folgt dem natürlichen Gewässerverlauf (Haltepunkt 2).

Haltepunkt 3: Alte Nagelmaschine von 1920

Nach einem kurzen Anstieg erreichen wir eine Straße. Wir folgen dem Rundweg Nummer 6 (zusammen mit den Wegen Nr. 1, Blaupunkt und Röslauwanderweg R) nach links und stehen nach wenigen Metern vor einer weiteren technikgeschichtlichen Besonderheit: eine Nagelmaschine von 1920, die bis zu 50 Nägel pro Minute produzieren konnte (bis 1975 in Betrieb). Die Nagelmaschine soll daran erinnern, dass hier in Arzberg die älteste Nagelfabrik Bayerns und vermutlich sogar Deutschlands gegründet worden ist (1847). Die Ansiedlung der Nagelfertigung geht wiederum auf den Eisenerzreichtum Arzbergs zurück.




Abb.: Die Nagelmaschine von 1920 am Haltepunkt 3.



Haltepunkt 4: Alte Nagelfabrik und Infotafel

Wir folgen der Straße und wenden uns vor dem Gebäude der Nagelfabrik nach links. Am Ende des Platzes steht die Informationstafel zum G'steinigt, das zu den "100 schönsten Geotopen von Bayern" gehört. Die Nagelfabrik geht zurück auf die von Konrad Michael Künzel 1847 eröffnte Nagelfabrik. Das Unternehmen ist bis heute im Besitz seiner Nachfahren.

Weiter geht es zwischen Röslau und Fabrik auf einem schmalen Weg. Jenseits der Röslau tauchen die ersten Felsen auf. Das Tal wird deutlich enger, wir betreten das Naturschutzgebiet des G'steinigt. Nach einigen 100 Metern die Treppe abwärts und schon tauchen die ersten Felsen auch auf unserer Seite der Röslau auf. Es lohnt sich, die Strukturen in den Felsen einmal näher zu betrachten. Die Felsen bestehen aus Phylliten im Wechsel mit feinplattigen quarzreichen Gesteinen (Quarziten). Sie gehören dem unteren Teil der Frauenbach-Gruppe an (= Plattenquarzit-Einheit).

Haltepunkt 5: Felsen in der Frauenbach-Gruppe

Im weiteren Verlauf des Weges bis zum Stollenmundloch gibt es immer wieder große Felsen in der Plattenquarzit-Einheit. Die Felsen sind bayernweit der größte Aufschluss in der Frauenbach-Gruppe.




Abb.: Gefältete Lagen innerhalb der Plattenquarzit-Einheit. Die cm-dicken, homogenen Lagen sind die Plattenquarzite, im Wechsel mit den (schiefrigen) Phylliten.
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Haltepunkt 6: Stollenmundloch und Silberquelle

Einige 100 m weiter kommen wir an die Silberquelle, die 1919 gefasst wurde. Die Silberquelle ist jedoch keine natürliche Quelle. Das Wasser tritt wird aus dem vor einigen Jahren wieder freigelegten Stollenmundloch eines Entwässerungsstollens aus. Dieser Stollen von 1863 diente zur Entwässerung des Schachts "Morgenstern". Eine Dokumentation der Freilegung des Stollenmundlochs im Jahr 2007 findet sich hier (externer Link).

Hinweis: Der Zugang zum Stollenmundloch ist zurzeit aus Sicherheitsgründen durch das Bergamt Nordbayern gesperrt worden.




Abb.: Mundloch des Entwässerungsstollen St. Georg. Das Stollenmundloch wurde im Sommer 2007 auf Initiative des Arbeitskreises "Altes Bergwerk" freigelegt. Im Stollen gibt es einige Informationstafeln.



Abb.: Stollenmundloch St. Georg in einer Aufnahme von 1919. Rechts eine Situationsskizze von ca. 1900 (aus: Singer, F.W. 1974: Arzberger Bilderbuch; Seite 208).

Die Silberquelle markiert aber auch den Platz einer ehemaligen Erzwäsche. Eine Erzwäsche diente der Säuberung und Aufbereitung des Erzes vor der Verhüttung.

EXKURS: Eine umfangreiche Darstellung der Geschichte des Bergbaus in Arzberg finden Sie auf den Webseiten unserer GEO-Tour Humboldt in Oberfranken hier.

Haltepunkt 7: Talmäander der Röslau

Weiter geht es auf dem schmalen Pfad entlang der Röslau. Kurz nach der Silberquelle kann man bereits Gneise der Elisenfels-Formation sehen. Wir werden jedoch erst später darauf eingehen. In einem zunächst schwachen, dann scharfen Bogen ändern wir mit der Röslau unsere Laufrichtung und wenden uns bis zum Gasthof in Elisenfels sogar ein Stück entgegen unserer bisherigen Wegstrecke. Grund dafür ist, dass unser Weg der Schlinge der Röslau folgt (siehe Karte). Man bezeichnet eine solche Flussschlinge als Talmäander.

Kurz vorher haben wir die Eisenbahnbrücke Marktredwitz - Schirnding unterquert - ein imposantes Bauwerk vom Ende des 19. Jahrhunderts.

Haltepunkt 8: Aufschluss Elisenfels

An der Straße auf der Westseite der Röslau liegen mehrere Aufschlüsse in der Elisenfels-Formation. Hier lassen sich interessante Strukturen in den Bändergneisen und Bänderquarziten erkennen. Ihre tektonische Prägung deutet darauf hin, dass sie möglichweise bereits eine ältere Gebirgsbildung erfahren haben als die Phyllite der Frauenbach-Gruppe. Sie wurden als Gneise zumindest in einem tieferen Gebirgs-Stockwerk geprägt als die Phyllite.




Abb.: Aufschlüsse in der Elisenfels-Formation entlang der Straße westlich der Röslau.

Der Weg führt nun über die Röslau und die Straße oberhalb der Häuser in Richtung Feisnitzspeicher. Der nächste Haltepunkt wird an der Staumauer liegen.

Haltepunkt 9: Feisnitzspeicher

Der Feisnitz-Stausee (auch Feisnitzspeicher oder Stausee Haid) ist ein 1,3 km langer Stausee im Tal der Feisnitz am Fuß des Kohlberges. Seine Fläche beträgt rund 15 Hektar, seine größte Wassertiefe 19 m. Die Höhe der Staumauer beträgt 19,3 m, ihre Länge 150 m. Der Feisnitzspeicher wurde von der damaligen Bayerischen Elektrizitätslieferungsgesellschaft (BELG) bzw. der Elektrizitäts-Versorgung Oberfranken (EVO) als Kühlwasserreservoir für das Kraftwerk Arzberg aufgestaut (1972/73). Das Stauwasser sollte vor allem dazu dienen bei Niedrigwasser der Röslau die Entnahme von Kühlwasser durch das Kraftwerk zu kompensieren. Der Stausee ging später in den Besitz der E.ON AG über. Das Kraftwerk Arzberg wurde 2003 stillgelegt und der Stausee an die Stadt Arzberg übergeben. Heute dient er inmitten einer herrlichen Mittelgebirgslandschaft dem Baden und Erholen.

Haupt- und Vorsperre werden auch zur Fischzucht genutzt. Die Hauptfischarten sind: Forelle, Hecht, Zander, Karpfen, Schleie, Wels, Aal, in der Vorsperre auch Weißfisch. An der Vorsperre liegen eine Gaststätte und ein Campingplatz.

Die Vorsperre wird im Volksmund Klausen genannt. Der Damm der Vorsperre ist 9,25 Meter hoch, 120 Meter lang und die Staufläche vier Hektar groß bei einer größten Wassertiefe von sieben Metern.



Abb.: Der Feisnitzspeichersee von Süden in Richtung Staumauer gesehen.


Wir folgen dem See entgegen dem Uhrzeigersinn, d.h. wir wenden uns nach rechts und gehen über die Staumauer. Zuvor lohnt sich ein kleiner Abstecher zu einem Aufschluss in der Elisenfels-Formation in Richtung Pumpwerk.

Haltepunkt 10: Infotafeln am Parkplatz

Am Parkplatz steht eine Infotafel zu der hier beschriebenen Wanderung durch die Erdgeschichte (in Vorbereitung) sowie eine Tafel zur GEO-Tour Humboldt in Oberfranken. Diese informiert über den Besuch Humboldt des ehemaligen "Püttnerschen Alaunwerkes".

Im Gebiet des heutigen Stausees befand sich von 1792 bis 1832 die Zeche "Treue Freundschaft". In dieser wurde in bis zu vier bis sechs Meter tiefen Schächten schwefelkieshaltige, bituminöse Braunkohle gefördert, aus der das Alaun gewonnen wurde. Um 1870 entstand im Bereich der Tagebaugrube der Klausenteich. Von hier aus führte ein Kanal unter leichtem Gefälle nach Elisenfels, wo das Wasser in einer Turbinenanlage für die dortigen Spinnereien Strom erzeugte. Dieser Teich wurde 1913 bei einem Hochwasser zerstört, doch 1935 von dem damaligen Gastwirtsbesitzer der Klause - die im heutigen Speichersee lag - neu angelegt. Beim Bau des jetzigen Speichers verschwanden alle damaligen Anlagen im Stausee. Als Ersatz für die Klause wurde auf der östlichen Seite des Vordammes die neue Gaststätte "Seeklause" gebaut.

Informationen zur Alaunhütte
Die schwefelkieshaltige und bituminöse Braunkohle, die in Klausen abgebaut wurde, ist in Ablagerungen enthalten, die in der geologischen Zeit des mittleren Tertiärs vor ca. 20 - 23 Mio. Jahren in einer Seitenbucht der heutigen Röslau abgelagert wurde. Unter warm-feuchten, tropischen Klimabedingungen wurden die breiten Talgründe von üppigen Galeriewäldern begleitet. In Altwasser- und Seichtwasserbereichen wurde das abgestorbene Pflanzenmaterial zusammengeschwemmt und schließlich von Tonen und Siltablagerungen abdeckt. In diesen sind viele Pflanzenabdrücke gefunden und wissenschaftlich beschrieben worden. Die Vergesellschaftung der Pflanzen geben uns heute wichtige Informationen über das damalige Klima.

Alaun ist ein Kalium-Aluminium-Sulfat-Mineralstoff, der bei der Oxidation von Schwefelkies (FeS2) entsteht. In historischen Zeiten wurde Alaun vielfältig eingesetzt:
* medizinisch zur Blutstillung und Deodorant
* Bleichmittel für Wolle
* zum Gerben von Leder
* zur Herstellung von Schwefelsäure
* zur Behandlung von Papier, um das Zerfließen von Tinte zu vermeiden.

Heute ist der früher wichtige natürliche Rohstoff Alaun durch künstlich hergestellte Aluminiumsulfate ersetzt worden.


Umfangreiche Informationen zum Püttnerschen Alaunwerk und den dortigen Besuch Humboldts gibt es auf unserer Webseite zur GEO-Tour Humboldt in Oberfranken hier.

Haltepunkt 11: Felsaufschlüsse in der Elisenfels-Formation

Die wohl besten Aufschlüsse in der Elisenfels-Formation finden sich in den Felsen am Ende des Vordamms und an den Uferfelsen gegenüber dem Gasthaus Seeklause. In den an skandinavische Schären erinnernden Felsen lassen sich viele imposante Strukturen entdecken. Den Fachleuten zeigen diese, dass das Gestein mehrfach unter tieferen Krustenbedingungen, d.h., bei hohen Temperaturen und Drucken, deformiert worden ist.




Abb.: Die imposanten Felsaufschlüsse in der Nähe der "Seeklause".

Die nächste Station wird die Waldenfelswarte auf dem Kohlberg sein. Der Weg dorthin führt über den markierten Wanderweg zunächst an der Seeklause vorbei. Es geht teilweise steil bergauf, ist aber zu gehen. Auf der Höhe treffen wir auf den Fränkischen Gebirgsweg, dem wir in Richtung Osten folgen.

Der Kohlberg hat seinen Namen von den ehemaligen Kohlenmeilern, die für die Eisenverhüttung in Arzberg das Brennmaterial lieferten und hier vor 100 Jahren noch im vollen Betrieb waren. Oft wird der Kohlberg scherzhaft auch Zuckerhut genannt. Dies erinnert daran, dass hier einst der Schmuggel von Zucker über die damalige preußisch-bayerische Grenze florierte.
br> Geologische Information: Der Weg führt uns durch die Oberer Frauenbach-Gruppe mit der Dominanz von Quarziten, die entlang des Weges immer wieder mal als einzelne Blöcke zu sehen sind. Auch die Fortsetzung des Kohlberges nach Nordosten (zum Lindenberg) wird von sehr quarzreichen Gesteinen aufgebaut. In Bruchspalten (Klüften) kommen in diesen Gesteinen bisweilen schöne Bergkristalle vor. Gegenüber der Verwitterung und Abtragung sind die "Frauenbachquarzite" recht widerständig. Daher bilden sie den markanten Höhenrücken.




Abb.: Gesteinsblock aus Frauenbachquarzit auf dem Weg zur Waldenfelswarte.

Haltepunkt 12: Waldenfelswarte

Die Waldenfelswarte ist mit 32 Metern der höchste Aussichtsturm im Fichtelgebirge. Sie bietet einen herrlichen Rundumblick, besonders auch nach Tschechien. Vor allem nach Norden öffnet sich die weite Landschaft des inneren Fichtelgebirgs-Hufeisens und ihr Übergang in das östlich angrenzende Egerer Becken. Nach Nordosten erheben sich die abgeflachten Gipfel des Steinberges (Bayern) und Plattenberges (Blatná, Tschechien), zwei tertiäre Vulkanbauten zwischen denen sich die Eger auf ihrem Weg nach Böhmen durchzwängt.




Abb.: Die Waldenfelswarte (2013). Der auf dem Bild noch 20 Meter hohe Turm wurde 2017 auf 32 Meter erhöht.

Entlang des Fränkischen Gebirgswegs geht es in Richtung Osten zum Wanderparkplatz Siebenlinden.

Haltepunkt 13: Wanderparkplatz Siebenlinden

Am Parkplatz informiert eine Schautafel des Geoparks über die hier beschriebene erdgeschichtliche Wanderung und die Geologie des Lindenbergs (in Vorbereitung), wohin uns der weitere Weg führt.

Über den Wanderweg Nr. 4 (weiße 4 auf grünem Untergrund) geht es weiter zu den ehemaligen Steinbrüchen in der Flur Siebenlinden am Lindenberg.

Haltepunkt 14: Alte Steinbrüche Siebenlinden

Abgebaut wurden in den ehemaligen Steinbrüchen im Flurstück Siebenlinden die Quarzite der Oberen Frauenbach-Gruppe ("Frauenbachquarzite"). Die zum Teil auffällige Rotfärbung kommt durch den relativ hohen Eisengehalt im Gestein, davon ein großer Teil Magnetit.




Abb.: Alte Abbauwand im ehemaligen Steinbruch Siebenlinden (Frauenbach-Quarzit).

Wir folgen weiter dem Wanderweg "4" bis zur Schneise. Wir wenden uns dort nach links. Auf der linken Seite der Schneise gibt es einen kleinen Fußpfad, dem wir ca. 200 Meter bis zum Windrad folgen. Wir biegen auf den von links kommenden Weg ein, doch geht von diesem nach ca. 10 Metern ein Fußpfad nach rechts weg. Diesem geradeaus folgen (den Wanderweg von links und rechts queren) und weiter bis zur Skipiste. Diese durchqueren und dann nach rechts in die schmalere Schneise, die am Ende wieder mit der Skipiste zusammenkommt. Über die Klingelbrunnenstraße zum Bahnhof.

Haltepunkt 15: Ehemaliges Bahnhofsgebäude



Abb.: Ehemaliges Bahnhofsgebäude Arzberg, zum größten Teil aus Marmor erbaut. Die Ecksteine und Fensterlaibungen bestehen aus dunklem Redwitzit. Diesem hat man bei der Sanierung der Fassade seine dunkle Patina gelassen.



Abb.: Detail aus der Fassade des Bahnhofsgebäudes. Auch bei den braunen Gesteinen handelt es sich um Marmor. Die leicht raue Gesteinsoberfläche geht auf eine Mikroverkarstung der grobspätigen Karbomatkristalle zurück. Es ist nicht ungewöhnlich, dass der Wunsiedler Marmor auch bräunliche Farben annehmen kann.


Haltepunkt 16: Störungswand (Kohlberg-Störung)

Die geologische Karte (siehe oben) zeigt, dass östlich des Bahnhofs Frauenbach-Gruppe (Unterordovizium) und Wunsiedel-Formation (Unterkambrium) unmittelbar aneinanderstoßen. Gegenüber des Bahnhofs in Richtung Innenstadt bildet eine steile Felswand aus Gesteinen der Unteren Frauenbach-Gruppe die südliche Begrenzung der Straße. Die Gesteinsflächen parallel zur Straße sind auffällig glatt, zeigen dabei aber Riefen in Richtung ihres Einfallens. Oft sind auch Abrisskanten zu erkennen. Streicht man mit der Hand über eine solche Fläche, dann gibt es bei einer nach unten gerichteten Bewegung kaum Widerstand. In der anderen Richtung stößt sich die Hand immer wieder an den Abrisskanten.

Bei diesen Flächen handelt es sich um Bruch- bzw. Scherflächen. Der geringere Widerstand bei der Bewegung der Hand nach unten zeigt an, dass sich der Block, der auf der Fläche lag (also auf der Seite, auf der wir bei dem "Streicheltest" stehen), abwärts bewegt hat. Der bekannte Fichtelgebirgs-Geologe Gerhard Stettner hat ermittelt, dass der Block auf unserer Seite (die Wunsiedel-Formation) sich gegenüber dem Block der Frauenbach-Gruppe um rund 2.000 Meter bewegt hat. Diese Bewegungszone, die sich von Südwesten von Brand über Arzberg nach Schirnding erstreckt und die Nordbegrenzung bzw. den Nordabfall von Kohlberg und Lindenberg bedingt, hat Stettner als Kohlberg-Störung benannt. Natürlich ist der oben genannte Bewegungsbetrag von 2.000 Metern weit höher als der heutige Reliefunterschied.



Abb.: Felswand gegenüber dem Bahnhofsgebäude - Untere Frauenbach-Gruppe.



Abb.: Detailaufnahme einer Störungsfläche mit Spuren der Bewegung (= Harnischfäche).


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Historisches

Arzberg liegt im Tal der Röslau, dem unsere Wanderung zunächst talaufwärts folgen wird. Der Name leitet sich von "Erzberg" ab und bezieht sich auf den Reichtum an Eisenerz in früherer Zeit. Der Arzberger Eisenerzabbau ist mit der Älteste im Fichtelgebirge. Bereits 1280 erhielt Arzberg eine Bergordnung, das heißt ein Gesetz, das den Abbau des Erzes regelte. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Arzberg 1268. Stadtrechte erhielt der Ort 1408 durch den Burggrafen von Nürnberg.


Ortsgeschichte

An die Zugehörigkeit zu Nürnberg und an den Eisenerzabbau erinnert das Stadtwappen. So ist die silbrig-rote Umrahmung des Wappens und der rot bewehrte Löwe dem Wappen des Burggrafen entlehnt. Der Erzberg links im Wappen und die Hacke in der Hand des Löwen sind Sinnbild für den Erzreichtum und dessen Abbau.

Der Bergbau wurde zunächst im Tagebau betrieben, schon bald wurden aber Schächte und Stollen in die Tiefe getrieben und unter Tage gearbeitet. 1780 arbeitete man in Arzberg in 20 Zechen, zur Zeit der letzten großen Eisenerzblüte im 19. Jahrhundert in bis zu 42 Gruben mit rund 150 Bergleuten (um 1820). Zusammen mit seinen vielen Hammerwerken war die Bergwerksstadt Arzberg vom Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert damit eine der bedeutendsten Eisenproduktionsstätten in Mitteleuropa. An diese Bedeutung erinnert heute die Natur- und Geoparkinfostelle ""Kleiner Johannes" mit seiner Ausstellung.

Mit seinen Eisenerzen verbunden ist auch die hohe Bedeutung von Arzberg im 16. und 17. Jahrhundert in der Büchsenmacherei und in der Kugelgießerei. Besonders für das Schmieden von Gewehrläufen und seine Büchsenschlosserei war Arzberg weit bekannt. In vielen Waffensammlungen im In- und Ausland finden sich heute Stücke aus Arzberg.

Um 1866 kam der Eisenbergbau in Arzberg zum Erliegen. Zwar wurde er um 1890 und von 1938 - 1941 nochmals aufgenommen, rentierte sich jedoch nicht mehr. Mit dem Niedergang der Eisengewinnung und -verarbeitung setzte die Bedeutung von Arzberg als Porzellanstadt ein.


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Bildergalerie





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Stichworte

Fichtelgebirge, Grundgebirge, Ordovizium, Alexander von Humboldt, Tertiär, Bergbau


Zusammenfassung


 Kategorie: Wanderung
 Strecke: ca. 11 Kilometer
 Höhenunterschied: 185 Meter
 Rundweg

   


Besuchen Sie die Naturpark- und Geopark-Infostelle Altes Bergwerk Kleiner Johannes.


Weitere Hintergrundinfos


  Geologische Karte (Bayernatlas)


    Erreichbarkeit mit dem PKW


Anfahrt: Erreichbar über die B 303. Parken am Rathaus


GPS: 50.05529, 12.18934




    Erreichbarkeit mit ÖPNV


Arzberg liegt an der Bahnlinie Markredwitz - Schirnding (- Eger)

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Alle Touren im Überblick