color_key Störnsteiner Steine

Störnstein | Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald



Goodbye GRANIT

Die Floss verlässt den Nordoberpfälzer Pluton


ZUSAMMENFASSUNG

In Störnstein verlässt die Floß das Störnsteiner Granitmassiv und tritt in die metamorphen Gesteinseinheiten der Neustädter Scholle (= Zone von Erbendorf-Vohenstrauß ZEV) ein. Die Rundwanderung führt zur Störnsteiner Kirche aus Granit-Bruchsteinen, rund um die von der Floß herausmodellierten Burgfelsen hinüber zum Gügl, an dem in früheren Zeiten Granit abgebaut wurde. Der Rückweg führt am Bühl vorbei, in dem ein mächtige Quarzgang steckt, der einst wertvollen Rohstoff für die Glas- und Porzellaninsttrie geliefert hat. Am Bühl gab es in den frühen 1950er Jahren ein Ski-Sprungschanze.

Was Störnstein geologisch zu bieten hat

Störnstein bzw. die ehemalige "Burg der Störe" liegt in geologisch und landschaftlich interessanter Lage auf einem markanten Sporn, der im Halbrund von der Floß umflossen wird. Burgen wurden ja allgemein bevorzugt in erhöhter Position erbaut. Dazu nutzten im 12./13. Jahrhundert die damaligen Burgherren aus dem Rittergeschlecht der Störe das - von Westen aus betrachtet - erste Vorkommen eines Granits. V.a. natürlich, weil dieser im Talraum der Floß ein ideales Plateau für die Anlage der Burg bildete.

Geologisch betrachtet verlässt in Störnstein die Floß den Nordoberpfälzer Granitpluton in Richtung Westen, den sie seit Floß auf einer Strecke von rund sieben Kilometern durchflossen hat. Hier tritt sie in die metamorphe Einheit der Neustädter Scholle (= Zone von Erbendorf-Vohenstrauß, ZEV) ein, die sie nach weiteren vier Kilometern bei Altenstadt wieder verlässt, um nach Überschreiten der Fränkischen Linie in das mesozoische Deckgebirge einzutreten.

Sowohl der Störnsteiner Granit als Teil des Nordoberpfälzer Plutons als auch Gesteine der Neustädter Scholle sind in Störnstein bemerkenswert gut aufgeschlossen. Südlich der Floß wurden die Granite früher in mehreren Steinbrüchen abgebaut. Dort bildet der Gügel einen interessanten Granit-Hügel, der zwar eine Besteigungsanlage hat, von dem der Ausblick aufgrund des Baumwuchses allerdings nur noch sehr eingeschränkt möglich ist.

Eine Besonderheit von Störnstein ist ein im Bühl ausstreichender mehrere Meter mächtiger Quarzgang. Dieser gehört zu einem Nordnordwest-Südsüdost verlaufenden Quarzzug, der eine Gesamtlänge von rund sieben Kilometern hat. Zahlreiche Eintiefungen im Gelände zeigen, dass der Quarz früher - vermutlich für die Glas- und/oder Porzellanindustrie abgebaut wurde.



Abb. 1: Schummerungskarte Störnstein.
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Datenquelle: OPEN DATA, DHHN2016 DGM1, Bayerische Vermessungsverwaltung unter der Lizenz CC BY 4.0


GEOLOGISCHER HINTERGRUND

Der Störnsteiner Granit gehört zum großen Granitgebiet des Nordoberpfälzer Granitpluton (Abb. 2). Dieser setzt sich aus verschiedenen Teilmassiven zusammen, die in der Karte farblich unterschiedlich gekennzeichnet sind. Dabei handelt sich um verschiedene Schübe von Granit, die nacheinander zwischen ca. 290 und 320 Mio. Jahren vor heute aufgedrungen sind. Der Störnsteiner Granit wird dem Leuchtenberger Granit zugeordent, der zur älteren Intrusion (= Granitplatznahme) gezählt wird (300 - 320 Mio. Jahren).




Abb. 2: Der Nordoberpfalzpluton mit seinen verschiedenen Teilmassiven.

Die nachfolgende Karte zeigt die geologische Situation in Störnstein. Deutlich ist die Zweiteilung zu erkennen: im Osten der Störnsteiner (Leuchtenberger) Granit, im Westen die Gneise der Neustädter Scholle bzw. der Zone von Erbendorf-Vohenstrauß. Die Kontaktzone zwischen Granit und ZEV ist in der Karte ohne eine Störungszone dargestellt. Es handelt sich demnach um einen Intrusionskontakt, d.h., der Granit ist mit den Gneisen durch das Eindringen der Gesteinsschmelze in Kontakt gekommen. Darauf deuten auch sogenannte kontaktmetamorphe Gesteine, die sich bisweilen westlich des Gügel auf den Äckern finden lassen. Die Gesteine sind härter als die übrigen metamorphen Gesteine und haben teils ihre typische metamorphe Bänderung verloren.




Abb. 3: Geologische Karte der unmittelbaren Umgebung von Störnstein. Datenquelle: Digitale Geologische Karte von Bayern 1:25.000 (dGK 25, shape-File unter der Lizenz CC BY 4.0)
Legende: gr = Granit, grf = feinkörniger Granit, gn = Gneis (Zone von Erbendorf-Vohenstrauß), qz = Quarzgang, lam = Lamprophyrgang, h = Holozän, l = Lehm (Fließerde). Zum Vergrößern in die Abbildung klicken.


Die Gneise der ZEV sind in einem besonders bemerkenswerten Aufschluss an der Straße nach Neustadt/WN kurz nach dem Ortsausgang von Störnstein aufgeschlossen. Der fast 100 Meter lange Aufschluss ist zwar weitgehend mit Maschendraht abgesichert, aber immer wieder gibt es interessante Strukturen zu entdecken (Beschreibung siehe unten). Bei den Gneisen handelt es sich um sogenannte Paragneise. Als solche bezeichnet man metamorphe Gesteine, deren Ausgangsgesteine Sedimentgesteine waren. In diesem Fall handelt es sich um sandig-tonige Sedimente, die auf dem ehemaligen Meeresboden des Böhmischen Ozeans (Bohemikum) abgelagert wurden.




Abb. 4: Aufschluss in den Gneisen der ZEV am westlichen Ortsausgang von Störnstein.



Historisches

Der Ort Störnstein geht zurück auf eine im 12. Jahrhundert errichtete Burg auf dem markanten Burgfelsen, der von der Floß umflossen wird. Die Burg gehörte ursprünglich dem oberpfälzischen Adelsgeschlecht der Stö(h)r. Eine erste Nennung des Adelsgeschlechts datiert aus dem Jahr 1165, wo von der Teilnahme eines Chuntz von Stör an einem Ritterturnier in Zürich berichtet wird. Zeitweilige Bedeutung bekam die burg durch ihre Lage an einer der Nordrouten der "Goldenen Straße".


Nach mehrmaligen Verpfändungen und Verkäufen wird die Burg Störnstein im Jahr 1575 Eigentum der Lobkowitzer. Allerdings ist die Burganlage offenbar schon damals in keinem guten Zustand, da in Quellen davon berichtet wird, dass ihre Granitsteine für den Bau des Kirchturms St. Georg in Neustadt verwendet werden.

Im Jahr 1632 wird die Burg endgültig durch die Schweden zerstört. Von den Gebäuden der Burg ist heute nichts mehr erhalten. Allein die Kapelle St. Katharina besteht bis 1934. Dann muss sie der neuen Kirche St. Salvator weichen. Auf dem "Burg-Plateau" kann man heute allerdings an zwei gegenüberliegenden Granitfelsen im unteren Bereich noch Einkerbungen erkennen, die mit der ehemaligen Bebauung in Verbindung gebracht werden.




Abb. 5: Die Kirche St. Salvator in Störnstein.



Die Kirche St. Salvator

Die katholische Kirche St. Salvator wurde im Jahr 1934 erbaut (Einweihung 20.10.1934, Konsekration 1935). An ihrem Platz stand bis 1934 die Kapelle St. Katharina, die den letzten Gebäudeteil der im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Störnsteiner Burg darstellte. Der Zeitpunkt des Baus von St. Salvator ist bemerkenswert, da es sich um einen der wenigen Kirchenneubauten während der Zeit des Nationalsozialismus handelt.

Die Außenfassade der Kirche ist überwiegend aus grobbehauenen Granitsteinen und Bruchsteinen (teilweise von der Schlossruine genommen) des Störnsteiner Granits aufgebaut. Es ist zu vermuten, dass hochwertige Granitsteine aufgrund der nationalsozialistischen Baumaßnahmen nicht zur Verfügung standen.




Abb. 6: Die Empore im Inneren der Kirche St. Salvator mit Gemälden der 12 Apostel. In der Mitte der "Salvator Mundi" (lat. der Erlöser).


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Touren-Beschreibung

Unsere erdgeschichtlich-historische Wanderung führt zunächst zur Dorfkirche St. Salvator, anschließend auf des Plateau, auf dem früher die Störnsteiner Burg stand. Auf einem schmalen Burgpfad geht es um den markanten Granitsporn zum Straßenaufschluss ams westlichen Ortsausgang von Störnstein. Weiter geht es auf die südliche Talseite zu den ehemaligen Steinbrüchen am Gügel, anschließend zum Bühl.

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Startpunkt: Parkplatz am Rathaus Wir beginnen unsere Wanderung am Parkplatz hinter dem Rathaus von Störnstein. Dort befindet sich auch die Feuerwehr. Der Weg führt zunächst über die Floß, dann die erste schmale Straße nach links. Teils über Treppen erreichen wir den Vorplatz zur Dorfkirche St. Salvator.

Haltepunkt 1: Kirche St. Salvator

Den Vorplatz der Kirche dominiert die zentrale Linde, um die herum sich die granitene Kopfsteinpflasterung gruppiert (innen in konzentrischen Ringen eines Großpflasters; außen Segmentbogenmuster unterbrochen von radialen Geraden, mittlere Pflastergröße).




Abb. 7: Die Pflasterung auf dem Vorplatz der Dorfkirche. Es ist zwar ein Segmentbogenmuster erkennbar, allerdings ist die Geometrie nicht streng eingehalten - was dem Flair des Vorplatzes jedoch guttut. Das Granitgestein wurde nicht näher bestimmt.



Granit ist das bevorzugte Baumaterial der Gegend. Das Gestein wurde früher in der Region in zahlreichen Steinbrüchen abgebaut. Heute gibt es Granitsteinbrüche in der nördlichen Oberpfalz nur noch an der Kösseine (Fichtelgebirge) und in Flossenbürg. Auch in Störnstein gab es früher auf der gegenüberliegenden südlichen Talseite am Gügel (498 Meter) mehrere kleine Granitsteinbrüche, die später auf unserer Tour zu sehen sein werden.



Abb. 8: Störnsteiner Biotitgranit in der Außenmauer der Kirche St. Salvator. Granit ist ein Tiefengestein (= Plutonit) und entsteht in mehreren Kilometern Tiefe in der Erdkruste aus Magma. Er ist durch tektonische Hebungsbewegungen und intensive Abtragungsvorgänge an die Erdoberfläche gekommen. Die mineralogische Zusammensetzung von Granit lässt sich mit dem meist gut bekannten Reim „Feldspat, Quarz und Glimmer, die drei vergess‘ ich nimmer“ gut merken. Entstanden ist der Störnsteiner Granit aus der Erstarrung einer aufsteigenden glutflüssigen Gesteinsschmelze am Ende der Variszischen Gebirgsbildung.

Teilweise kann man in den Mauersteinen der Kirche mehrere Zentimeter große Feldspäte im Störnsteiner Granit erkennen. Allerdings fanden beim Bau der Kirche auch andere - oft auch feinkörnige - Granitvarietäten aus der Umgebung Verwendung. Der Störnsteiner Granit ist verhältnismäßig reich an den schwarzen Glimmmern (Biotit).


Granit finden wir aber auch im Inneren der Kirche. Besonders zu erwähnen ist der Taufstein von 1827 aus Flossenbürger Granit.




Abb. 9: Taufstein von 1827 aus Flossenbürger Granit. Die Jahreszahl ist undeutlich unterhalb des Schutzbleches zu erkennen.
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Abb. 10: Im Mauerwerk der Kirche lassen sich auch Gneise aus der Zone von Erbendorf-Vohenstrauß entdecken. Wir werden ihnen später noch begegnen.

Wir gehen nun links an der Kirche vorbei und stoßen auf den schmalen Burgpfad. Nach wenigen Metern stehen rechts bereits die ersten Granitfelsen an.

Haltepunkt 2: Granitfelsen am Burgpfad - vermischte Magmen

Rechts des Burgpfades steht eine Gruppe von Granitfelsen an, die sehr schön die für den Granit typische rundliche Wollsackverwitterung zeigt. Interessant ist auch der Blick auf die innere Struktur des Granits. Zu erkennen ist, dass sowohl die Korngröße als auch die Farbe des Gesteins mit nicht ganz scharfem Übergang sich ändert. So als ob es sich um unterschiedliche Granite handelt. Tatsächlich habe sich hier wohl mehrere Magmen miteinander vermischt. Eine genaue Klärung steht noch aus.




Abb. 10: Teilbereich im Störnsteiner Granit. Vermutlich haben sich hier verschiedene Magmen miteinander vermischt.
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Haltepunkt 3: Burg-Plateau

Wir folgen dem Burgpfad weiter bis zum Plateau des "Schlossberges", auf dem früher die mittelalterliche Burg stand. Das Plateau ragt wie ein Sporn in das Tal der Floß und fällt nach Osten, Süden und Westen steil zum Talgrund hin ab. Der Fluss - die Floß - hat sich im Laufe der Zeit eingetieft und den Granit, der das Plateau bildet, am Rand freigelegt. Man steht etwa 30 Meter über dem Talgrund und hat einen guten Blick in das Tal, das in diesem Bereich in südwestlicher Richtung von mehreren Industriegebäuden (früher Sägewerk, jetzt Holzmarkt Irlmühle) fast vollständig verbaut ist. Der kleine Fluss ist an den nördlichen Talrand gedrängt und an einer Stelle sogar von einem Gebäude überbaut.

Wir gehen ein kleines Stück auf dem Burgpfad zurück, um dann dem Pfad zu folgen, der rechts um den Sporn herumführt.

Haltepunkt 4: Granitfelsen am Hangfuß

Die Granitfelsen am Hangfuß sind stark zerklüftet. Die waagrechten (horizontalen) Klüfte entstehen durch die Verringerung der Gesteinsauflast, wenn der Granit durch Erosion langsam von dem einst über ihm gelegenen Gebirge befreit wird. In etwa 100 Metern unter der Erdoberfläche beginnen sich die ersten Entspannungsklüfte zu öffnen.

Einige der senkrechten (vertikalen) Klüfte wirken erstaunlich glatt, teilweise sind auf den Flächen Strukturen zu sehen, die an Kratzer erinnern. Es handelt sich bei den Flächen um Bruchflächen, auf denen sich zwei Gesteinspakete gegeneinander bewegt haben. Man bezeichnet solche Flächen als Harnischflächen. Durch die Bewegung wurden die Gesteinsoberflächen wie mit einem Hobel geglättet. Die Richtung der Gesteinsbewegung lässt sich sehr gut mit der Handinnenfläche erfühlen. In die Richtung, in die sich das eine Gesteinspaket bewegt hat - beim Fühltest also der Block, auf dem man selber steht -, geht das Darübergleiten verhältnismäßig flüssig. Bewegt man die Hand in die andere Richtung, ist der Reibungswiderstand höher und die Oberfläche fühlt sich kantig und kratzig an.

Aus der Tatsache, dass wir hier Harnische antreffen, lässt sich schlussfolgern, dass es sich um Störungsflächen handelt.




Abb. 11: Bewegungsrichtung des Blocks, auf dem der Betrachter steht, von rechts nach links.
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Unterhalb des Pfades wird der Hangfuß Unterspülung durch die Floß unterspült, v.a. wenn diese große Wassermengen führt. Die dadurch verursachte Erosion am Hangfuß verursacht eine ständige Versteilung des Geländes. Als Folge davon werden auf dem Hang liegende Blöcke oder sogar Felsen instabil und können sich entweder kriechend oder spontan hangabwärts bewegen. Der Pfad führt so zwischen verlagerten Blöcken hindurch (Abb. 12).




Abb. 12: Der im Bild links liegende Granitblock hat sich aufgrund der steilen Hanglage hangabwärts bewegt.

Einige Meter nach dem Durchlass durch die Granitfelsen stehen wir auf der Westseite des Schlossberges. Hier hat man den Blick frei auf eine imposante, erstaunlich glatte Felswand. Diese Wand verläuft in Nordnordwest-Südsüdost-Richtung und damit parallel zur Westbegrenzung des Nordoberpfälzer Granitplutons. In ihrem weiteren Verlauf nach Südsüdosten begrenzt diese Richtung auch den Gügel. Es ist zu vermuten, dass in dieser Richtung eine Bruchzone verläuft und es einen Zusammenhang mit der westlichen Begrenzung des Granitplutons gibt. Möglicherweise stehen die vorher beobachteten Harnische ebenfalls damit in Verbindung.




Abb. 13: Die Westflanke des Schlossberges.

Wir folgen dem Burgpfad weiter Richtung Westen. Etwa im Bereich des kleinen Weihers überqueren wir die Grenze zwischen den Graniten auf der östlichen Seite und den metamorphen Gesteinen der Zone-Erbendorf-Vohenstrauß auf der westlichen Seite. Vermutlich hat sich der hier verlaufende Bachriss in die Grenzzone eingetieft.

Wir folgen dem Burgpfad weiter bis hinunter zur Staatsstraße und gehen noch rund 150 Meter weiter. Wir stehen vor unserem nächsten Haltepunkt.

Haltepunkt 5: Straßenböschung an der Staatsstraße

Auf ca. 75 Meter Länge bildet die steile Straßenböschung einen hervorragenden Aufschluss in metamorphen Gesteinen der Zone von Erbendorf-Vohenstrauß, die auch als Neustädter Scholle bezeichnet wird. Allerdings ist der gesamte Abschnitt zur Sicherung des Hanges mit einem Maschendrahtnetz überspannt. Hinter dem Sicherungsnetz und der teils den Hang überwuchernden Vegetation lassen sich an zahlreichen Stellen bei genauem Hinsehen jedoch interessante Gefügestrukturen wie Mobilisate, Bänderung, Falten oder Fältchen in den Gneisen erkennen. Sie zeugen von hohen Temperaturen und Drucken bei der Prägung der Gesteine.




Abb. 14: Hin und wieder sind die Gesteine auch ohne Maschendraht zu sehen. Sillimanit-Muskovit- Biotit-Gneis im Straßenaufschluss an der Staatsstraße St 2395. Besonders auffällig sind die verfalteten Quarz- Feldspat-Mobilisate.
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Bei den Gesteinen in der Straßenböschung handelt es sich um schwach metatektische Gneise. Metatektisch bedeutet, dass die Gesteine bei so hohen Drucken und Temperaturen geprägt wurden, dass Teile von ihnen bereits aufgeschmolzen und mobilisiert wurden. Daher hat das Gestein ein recht flaseriges Gefüge. Die Mobilisate sammelten sich in Teilbereichen des Gesteins und bilden dort Nester, Linsen oder Flasern an hellen Mineralaggregaten (im Wesentlichen bestehend aus Feldspat und Quarz). Aufgrund ihrer Mobilität und Plastizität beim Wiedererstatten wurden diese Lagen besonders intensiv verfältet. Durch die prägende Scherung (wie beim Zergleiten eines Kartenstoßes) bildeten sich zum Teil sehr spitzwinkelge Falten. Im Aufschluss lassen sich allerdings viele verschiedene Faltentypen beobachten. Die starke Biotitführung des Gneises wird auf eine Kontakteinwirkung des angrenzenden Granits zurückgeführt.

Der Aufschluss wird im Geotop-Kataster des bayerischen Landesamtes für Umwelt mit der Geotop-Nummer 374A038 geführt. Sein geowissenschaftlicher Wert ist als "wertvoll" eingestuft.

Haltepunkt 6: Irlmühle

Wir gehen vom Straßenaufschluss ein Stück entlang des Fußweges parallel zur Straße zurück bis zur Irlmühle. Diese ist heute ein großer Holzmarkt mit Sägewerk. Sie ist bereits in der Karte der bayerischen Uraufnahme von 1808-1864 als eine große Mühle eingetragen. Die historische Karte zeigt die schon damals komplexe Anlage.




Abb. 15: Die Irlmühle in der Karte der bayerischen Uraufnahme von 1808-1864. Quelle: Bayerische Landesvermessung, Bayernatlas.

In südwestlicher Richtung eröffnet sich ein schöner Blick in das Tal der Floß unterhalb von Störnstein. Hier fließt die Floß frei in einer unverbauten Talaue. Der Talgrund ist von Grünland dominiert, Baumbestand findet sich als schmaler Saum (Galeriewald) nur direkt am Fluss, der hier die Talaue diagonal quert und vom nördlichen zum südlichen Talrand wechselt. Etwa 350 Meter vom Standort entfernt mündet der Girnitz-Bach von Südosten in die Floß (etwa gegenüber dem vorhin besuchten Straßenaufschluss).

Die Wiesen und Galeriewälder im Talgrund machen den Einfluss des Menschen und die Ausprägung des Tals als eine Kulturlandschaft deutlich. Die natürliche Vegetation des Floßtales wäre ein dichter Auenwald mit einer Weichholzaue bestehend aus Baumarten wie Schwarzerle, Schwarzpappel und Silberweide sowie einer Hartholzaue mit Stieleichen, Ulmen und Ahorn.

Die ursprüngliche Straßenverbindung von Neustadt a.d. Waldnaab nach Störnstein und weiter nach Floß führte, um sumpfige Strecken mit weichem Untergrund und überflutete Passagen in der Talaue zu vermeiden, nicht durch das Tal der Floß, sondern über die Höhe und zunächst in den alten Ortskern von Störnstein (über die Neustädter Straße). Die untenstehende Karte zeigt die Ausdehnung von Störnstein und die Straßenführung Mitte des 19. Jahrhunderts.




Abb. 16: Störnstein in der bayerischen Uraufnahme Bayerische von 1808-1864. Quelle: Bayerische Landesvermessung, Bayernatlas.

Wir überqueren die Straße dort wo der Görnitzweg in die Floßer Straße mündet und folgen dem Görnitzweg bis zum Radweg.

Haltepunkt 7: Bocklradweg (alte Bahntrasse)

Wir folgen dem Radweg ca. 75 Meter weit in Richtung Osten bis ein schmaler Weg spitzwinklig nach Westen abgeht. Hier verlassen wir den Bocklradweg wieder.



Abb. 17: Infotafel am Bocklweg in Pleystein.

Der Bockl

Als Bockl (auch Bockerlbahn) wurden früher Eisenbahn-Nebenstrecken bezeichnet. Der Bockl hier war die Bahnstrecke zwischen Neustadt a.d. Waldnaab, Floß, Vohenstrauß und Eslarn. Sie war mit knapp 50 Kilometern die längste normalspurige Nebenbahnstrecke in der Oberpfalz und ist heute der längste Bahntrassenradweg Bayerns. Die Bahnlinie diente der Erschließung des ländlichen Raumes, dem leichteren Transport von sperrigen und schweren Gütern (Granitindustrie!) und der besseren Anbindung der kleinen Ortschaften an die Städte. Schon im Jahr 1886 wurde der erste Abschnitt zwischen Neustadt a.d. Waldnaab und Vohenstrauß (etwa 25 Kilometer) eröffnet. Später verlängerte man die Strecke über Waidhaus und erreichte im Jahr 1908 schließlich Eslarn. 1913 kam eine sechs Kilometer lange Stichstrecke von Floß nach Flossenbürg hinzu.

Im Zuge der Zunahme des Individualverkehrs nach dem Zweiten Weltkrieg und der Verlagerung des Gütertransports von der Schiene auf die Straße wurde die Strecke unrentabel und Mitte der 1990er Jahre stückweise stillgelegt und abgebaut.

Schon kurz darauf begann man, die ehemalige Bahntrasse als Radweg zu nutzen und sukzessive auszubauen. Der Bockl-Radweg führt heute bis Eslarn und erfreut sich besonders bei radwandernden Touristen großer Beliebtheit, da er durch die Nutzung der alten Bahntrasse nur geringe Steigungen aufweist und bequem zu befahren ist.


Wir folgen dem schmalen Weg in südwestlicher Richtung. Dieser führt uns im Bogen in die Höhe und wir haben bald einen weiten Blick über die Landschaft.

Haltepunkt 8: Der Gügl

Wir folgen dem Weg entlang des Waldrandes. Fast auf der Höhe treffen wir auf einen Weg, dem wir nach links folgen. Bei den ersten Häusern geht es scharf rechts in den Wald, nach wenigen Metern nehmen wir den linken Weg und gelangen in einen der ehemaligen Steinbrüche am Gügl. Hier wurden mittelkörnige Biotitgranite mit Partien an sehr hellen, grobkörnigen Graniten abgebaut. In der östlichen Steinbruchwand sieht man einen feinkörnigen Biotitgang von etwa 1,5 Meter Mächtigkeit. Dieser fällt mit rund 60° nach Norden ein.

Wir verlassen den Steinbruch und gehen links herum. Wer will kann auf den Gügl hinaufgehen. Die Aussicht ist jedoch sehr eingeschränkt.



Abb. 18: Steinerne Treppe als Aufgang auf den Gügl.

Wir folgen den Pfaden bis zum Dostweg, dann bergab bis zur Floßer Straße. Unten stoßen wir auf der gegenüberliegenden Seite direkt auf das ehemalige Bahnhofsgebäude von Störnstein.



Abb. 19: Das Empfangsgebäude des ehemaligen Bahnhofs von 1886 mit Polygonalmauerwerk und Eckquaderungen. Bildquelle: wikipedia.org Liste der Baudenkmäler von Störnstein unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.

Weiter geht es auf dem Gehweg in Richtung Ort, dann nach rund 100 Metern nach rechts. wir durchqueren die Aue der Floß. Auf der nördlichen Talseite wenden wir uns nach links und gehen immer geradeaus bis zum Bühl.

Haltepunkt 9: Der Bühl

Bei Erreichen der ersten Häuser auf der linken Seite beginnt rechts der Anstieg zum bewaldeten Bühl. In der Böschung - vor allem dort, wo sie vor wenigen Jahren zum Wegebau angebaggert wurde - kann man ein sehr helles, milchig-weißes und spittrig-kantig brechendes Gestein sehen: Quarz. Dieses wird von vielen Rissen durchsetzt.

Die nachfolgende Schummerungskarte zeigt im Norden und im Süden des Bühls markante Einschnitte, die auf ehemalige Abbaue hinweisen. Im Gipfelbereich finden sich zahlreiche Gruben, wobei es sich um kleine Abbaue (Pingen) handelt. Die Abbaue galten dem Quarz, der in der Böschung ansteht.




Abb. 19: Schummerungsbild des Bühls (links) und Uraufnahme (Mitte 18. Jh.). In der rechten Karte sind bereits zwei Steinbrüche im Streichen des Quarzganges zu erkennen. Im linken Bild ist zu erkennen, dass im nördlichen Teil des Bühls sehr viel Material entnommen wurde. In welchem Ausmaß dies auf den alten Abbau des Quarzganges bzw. die Anlage des Betriebsgeländes zurückgeht, ist derzeit nicht geklärt. Deutlich sind jedoch die Spuren des Quarzabbaus quer über den Bühl zu erkennen. Geodaten: Bayerische Landesvermessungsverwaltung. Links: OpenData unter der Lizenz CC BY 4.0, rechts: BayernAtlas.
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Der Quarz vom Bühl gehört zu einem rund fünf Kilometer langen Quarzgang. Dieser hat eine Breite von 10 bis 15 Metern. Entstanden ist der Quarzgang im Zusammenhang mit einer NNW-SSO verlaufenden Störungszone. In diese war während der Bewegungen heiße wässrige Lösung, angereichert mit Kieselsäure, eingedrungen. Aus der Lösung schied sich der Quarz ab. Dieser Vorgang wiederholte sich viele Male. Immer wieder zerbrach die mit Quarz gefüllte Störungszone und immer wieder wurden die Spalten mit Kieselsäure bzw. Quarz ausgeheilt. Es entstand ein Quarzgang ähnlich - nur sehr viel kleiner - wie der Bayerische Pfahl.

Solche Quarzgänge sind im Grundgebirge nicht selten. Allerdings gehört der "Störnsteiner Pfahl" zu den etwas größeren der Region. Da der Quarz ein sehr verwitterungsbeständiges Mineral ist, bilden sich über solchen Quarzgängen häufig kleinere Kuppen oder sogar langgestreckte "Quarzmauern".

Abgebaut wurde der Quarz früher für die Glas- und Porzellanindustrie. Allerdings sind uns derzeit keine schriftlichen Quellen dazu bekannt.

Am Bühl gab es von 1953 bis 1953 sogar eine Ski-Sprungschanze, auf der der Schanzenrekord bei 42 Metern lag. Bis zu 1.500 Zuschauer kamen zu den Wettkämpfen. Der größte Teil von diesen kam mit dem Bocklzug, so dass die Wettkämpfe immer erst nach 14 Uhr und dem Eintreffen des Zuges begannen. 1956 wurde der Sprungturm auf Anweisung des Landratsamtes Neustadt a.d. Waldnaab abgerissen, da der Bau nicht genehmigt war und erhebliche Sicherheitsbedenken bestanden.

Vom Bühl aus erreichen wir nach nur wenigen Minuten unseren Ausgangspunkt.

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Bildergalerie





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Stichworte

Leuchtenberger Granit, Metamorphose, Zone von Erbendorf-Vohenstrauß (ZEV), Neustädter Scholle


Zusammenfassung


 Kategorie: Wanderung
 Strecke: ca. 4,8 Kilometer
 Höhenmeter: 125 Meter
 Höhenunterschied: 73 Meter
 Rundweg

   


Besuchen Sie in Störnstein auch den früheren Gemeindebackofen.
GPS: 49.73429, 12.20648 (Bergweg 2)

Störnstein liegt am Bocklradweg.


Weitere Hintergrundinfos


  Geologische Karte (Bayernatlas)


    Erreichbarkeit mit dem PKW


Anfahrt: Erreichbar über die Staatsstraße St 2395. Parken am Rathaus/Feuerwehr


GPS: 49.73333, 12.20957




    Erreichbarkeit mit ÖPNV


Mit ÖPNV direkt erreichbar

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