color_key Havran (Großer Rabenstein)

Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald / CHKO Český les



Hoch hinaus

Auf das Dach des Böhmischen Waldes (Český les)


ZUSAMMENFASSUNG

Der Oberpfälzer Wald (Český les) ist im GEOPARK Bayern-Böhmen eine Teilregion mit dem deutlichen Charakter eines Mittelgebirges. Er erreicht hier Höhen bis knapp über 900 Meter (Dyleň 939 m, Entenbühl 901 m). Die Massive von Dyleň (Tillenberg) und Entenbühl-Havran sind die höchsten Erhebungen im nördlichen Teil des Oberpfälzer Waldes. Dieser wird zwischen den großen (tektonischen) Senkunszonen von Waldnaab-Wondreb-Senke im Westen und Cheb-Domažlice-Graben („Marienbader Furche“) im Osten exponiert emporgehoben. Die Wanderung auf den Schellenberg und Havran gilt daher weniger den dort vorkommenden Gesteinen – auch wenn es immer wieder imposante Granitbastionen zu entdecken gibt – als mehr dem landschaftlichen Erlebnis im Zentrum des Hebungsgebietes.



Abb. 1: Reliefbild des nördlichen Oberpfälzer Waldes / Český les mit Lage des Havran. Zum Vergrößern in die Abbildung klicken.



Geologischer Hintergrund

Schellenberg und Havran liegen in der geologischen Einheit des Moldanubikums. Dieses besteht aus Gesteinsformationen, die lange vor der variszischen Gebirgsbildung (vor 380-320 Mio. Jahren) Teil des Gondwana-Kontinentes waren und ihre Strukturprägung und Metamorphose im Wesentlichen während früherer Gebirgsbildungen erhalten haben: cadomisch (vor 600-570 Mio. Jahren) und kaledonisch (vor 485-450 Mio. Jahren). Die variszische Gebirgsbildung wirkte sich verhältnismäßig schwach aus (offene Falten, Bruchschieferung), doch führte diese zur intensiven Durchdringung mit mehreren Granitkomplexen.




Abb. 2: Auszug Geologische Karte CC Bayreuth 1:200.000 (herausgeg. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe). Zum Vergrößern in die Abbildung klicken.





Abb. 3:Verbreitung der strukturprägenden Phasen (Gebirgsbildungen) in der westlichen Böhmischen Masse (nach STETTNER 1992. Sich querende Schraffungen kennzeichnen Regionen, in denen die Gesteine Hinweise auf zwei Gebirgsbildungen zeigen.
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Abb. 3 zeigt, dass die metamorphen Gesteine im Bereich des Havran sowohl von der cadomischen als auch von der kaledonischen Gebirgsbildung besonders betroffen waren. Wir haben es hier also mit besonders alten Gesteinen zu tun. Ursprünglich – das heißt, im Präkambrium und vor mehr als 570 – 600 Mio. Jahren – wurden sie als Sedimente in einem Meer abgelagert. Die in ihnen erkennbaren, mehrfach überprägten Strukturen weisen auf die alten Gebirgsbildungen hin.

Aufschlüsse in diesen Gesteinen gibt es entlang der Wegestrecke allerdings nicht. Hin und wieder kann man jedoch einen Gesteinsblock aus Gneis-Gestein am Wegesrand entdecken. Kleinere Felsen kann man jedoch am Gipfel des Entenbühls aufsuchen. Dorthin gelangt man jedoch am besten von der Silberhütte aus.

Sehr schöne Felsformationen auf unserer Wanderstrecke bilden jedoch die Granite. Markante Felsmauern finden sich am Drachselfels und am Schellenberg. Wir bewegen uns innerhalb des Flossenbürger Granitmassivs, eine eigenständigen Granitintrusion innerhalb der großen Nordoberpfälzer Granitplutons (Abb. 4). Der Flossenbürger Granit ist am Ende der variszischen Gebirgsbildung emporgedrungen. Er gehört mit einem Alter zwischen 299 Mio. Jahren zu der jüngeren Granitgruppe (zum Vergleich: Leuchtenberger Granit 324 Mio. Jahre).

Die geologische Übersichtskarte (Abb. 2) zeigt, dass die moldanubischen Gneise östlich des Flossenbürger Granits von Granitgängen durchschwärmt werden. Sie gehören genetisch wohl zum Rozvadov-Granitmassiv. Da sie nicht als großer Intrusionskörper sondern in Gängen eingedrungen sind, sind sie verhältnismäßig rasch erstarrt und daher meist feinkörnige Granite.



Abb. 4: Verbreitung der verschiedenen Granitmassive des Nordoberpfälzer Granitplutons mit den jeweiligen Altern der Intrusionen (in Mio. Jahren).




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Was steckt hinter der Reliefgliederung?



Abb. 5: Schummerungskarte des bayerischen Teils des Tourengebietes.
Fahren Sie mit der Maus über das Bild, um die Höhenlinien einzublenden.
Klicken bzw. tippen Sie hier, um das Bild vergrößert anzuzeigen.
Datenquelle: OPEN DATA, DHHN2016 DGM1, Bayerische Vermessungsverwaltung unter der Lizenz CC BY 4.0


Der Parkplatz Planerhöhe liegt bei rund 715 m ü.d. Meer. Ein wenig unterhalb liegt die große Rodungsinsel rund um Waldkirch (rund 700 m ü.d. Meer). Das dortige Relief ist Ausdruck einer als ansteigende Fußfläche entwickelten Abtragungsfläche. Diese hat sich zu einem Zeitpunkt entwickelt, als der Oberpfälzer Wald noch nicht so weit herausgehoben war, und die nun von Westen her durch das Mühlbächl zerschnitten wird. Nach Osten steigt das Relief in einzelnen Stufen an.



Abb. 3: West-Ost-Profil durch den nördlichen Oberpfälzer Wald (Schellenberg - Havran). Gestrichelt: Abtragungsfläche, Fußfläche.
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Diese Stufen können vermutlich mit Brüchen in Verbindung gebracht werden, die sich im Zuge der Hebung des Oberpfälzer Waldes entwickelt haben. Besonders markant sind diese Bruchstufen auf der Ostseite des Grenzgebirges. Dort fällt das Relief stufenweise in den Graben von Cheb-Domažlice (= "Marienbader Furche") ab.


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Historisches

Die längliche Aneinanderreihung der die Gegend deutlich überragenden Granit-Felsburgen wurde schon Mitte des 14. Jahrhunderts zur Anlage einer Burg genutzt, die zusammen mit den Burgen in Flossenbürg, Fahrenberg, Pleystein und Leuchtenberg zur Sicherung der Grenze nach Osten diente und feindliche Einfälle aus Böhmen abwehren sollte.


Allerdings wurde die Burganlage, die den vielsagenden Namen „Lug ins Land“ trug, schon im Jahr 1498 aufgrund einer Fehde zwischen zwei Adelsgeschlechtern zerstört und nicht wieder aufgebaut. 1648 ging die Ruine schließlich in den Besitz des Adelsgeschlechts derer von Lobkowitz über, die bis ins 19. Jahrhundert nördlich der Burgruine ein kleines Jagdschloss hatten. 1865 wurden die letzten Gebäude abgerissen.

1976 wurde die Burgruine erstmals saniert und gesichert. Ein später errichteter hölzerner Aussichtsturm auf dem Areal des ehemaligen Burgfrieds bietet einen großartigen Rundumblick in die Region. Eine mannshohe hölzerne Figur unter einem überhängenden Granitfelsen weist den Aufstieg zur Burgruine. Der Aufstieg zum Turm über die Granitfelsen und eine hölzerne Brücke ist zwar an einigen Stellen besonders bei feuchten Witterungsverhältnissen etwas schwierig, aber der Mühe wert.



Abb. 4: Schautafel unterhalb des Burgfelsens Schellenberg. Zum Vergrößern in die Abbildung klicken.





Abb. 9: Links: Reste der Umfassungsmauer mit dem hölzernen Aussichtsturm und der Zugangsbrücke auf der Granit-Felsburg. Rechts: Hölzerner Wegweiser zum Aufstieg.




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Touren-Beschreibung

Unsere Wanderung auf den Kamm des bayerisch-böhmischen Grenzgebirges führt uns in eines der Hebungszentren am Westrand der großen Böhmischen Masse. Hier überlagern sich tektonische Vorgänge am Südwestende des Egerrifts mit Bewegungen, die im Zusammenhang mit der Norddrift der afrikanischen Erdplatte stehen. Knapp unter 900 Meter über dem Meeresspiegel gelegen und mit einem rund 25 Meter hohen Aussichtsturm versehen, ermöglicht der Havran einen wunderbaren Rundumblick weit in sein Umland.


Startpunkt: Parkplatz Planerhöhe

Wir beginnen unsere Wanderung am Parkplatz Planerhöhe an der Straße von Waldkirch nach Gehenhammer bzw. Georgenberg. Dort gibt es auch einen großzügig gestalteten Spielplatz und eine Schutzhütte.

Haltepunkt 1: Westhang des Drachselfels (740 m) – Landschaftsblick

Der Weg führt vom Wanderparkplatz Planerhöhe aus rechts am Info-Häuschen vorbei und folgt einem schmalen Fußweg, der parallel zum Westhang des Drachselfels den Berg hinaufführt. Nach etwa 500 Metern Wegstrecke bietet sich die Möglichkeit, die Landschaft zu betrachten.

Das Relief fällt von Osten nach Westen. Die Oberfläche des Hanges ist mit Granitblöcken unterschiedlicher Größe und Form übersät. Durch die Hangneigung wandern die einzelnen Blöcke langsam der Schwerkraft folgend auf den Hangschuttdecken und Fließerden hangabwärts.




Abb. 7: Einstieg in die Wanderung zum Schellenberg und Havran entlang des Westrandes des Drachselfelsens.



Zum Teil sind die vielen rundlichen Granitblöcke die verbliebenen unverwitterten Reste (Kerne) einer mehrere 10er Meter mächtigen tertiären Verwitterungsdecke. Diese wurde seit dem ausgehenden Tertiär, besonders aber während des Pleistozäns (seit etwa 2,6 Millionen Jahren) abgetragen. Vor allem die während des Eiszeitalters herrschenden klimatischen frostdynamischen Prozesse waren daran beteiligt (z.B. Bodenfließen). Gelegentlich sind auch kantige Blöcke zu sehen. Ihre Form entsteht durch die Frostsprengung, wenn Wasser in Risse und Klüfte des Granits eindringt, dort gefriert, sich dabei ausdehnt und den Block sprengt. Ein anderer Teil der Granitblöcke stammt von der Granit-Felsburg am Gipfel des Drachselfels. Sie haben sich durch Verwitterungsprozesse im Laufe aus der Granitbastion gelöst.

Einige der kantigen Blöcke zeigen Bearbeitungsspuren durch den Menschen, der den Granit in früheren Zeiten mit Werkzeugen zerteilt und den Stein abgebaut hat.

Der rechts des Weges ansteigende Höhenrücken wird Drachselfels genannt. Diese etwas ungewöhnliche Bezeichnung weckt bei flüchtigem Lesen die Assoziation mit dem Wort Drachenfels. Tatsächlich findet sich diese Bezeichnung bisweilen in Kartenblättern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. In späteren topgraphischen Karten heißt die Felsengruppe jedoch nur noch Drachselfels. „Drachsel“ könnte sich aus dem Althochdeutschen ableiten, wo es für „Drachen“ steht (vgl. Namensforschung). Möglicherweise hat die Felsengruppe die Bezeichnung von ihrer kammartigen Erscheinung. Besondere Fantasie kann man in einem Schummerungsbild allemal walten lassen (Abb. 6).



Abb. 6: Der Drachselfels im Schummerungsbild.
Fahren Sie mit der Maus über das Bild, um sich den "Drachen" anzeigen zu lassen.
Datenquelle Basiskarte: OPEN DATA, DHHN2016 DGM1, Bayerische Vermessungsverwaltung unter der Lizenz CC BY 4.0


Haltepunkt 2: Bärenfels und „Dolmen“ (745 m)

Etwa 80 Meter vor der Wegspinne „Tafelbuche“ zweigt nach links ein Stichweg ab, der zum Bärenfelsen, einer eindrucksvollen Granit-Felsburg führt. Der Granit zeigt hier überwiegend eine dünnbankige Klüftung (Matratzenlagerung). Am Fuße der Felsburg befindet sich ein „Dolmen“, d.h., eine Blockkonstellation mit einer flachen Granitplatte über großen Steinen und davon eingeschlossenem Hohlraum. Darin wurde bisweilen ein Dolmen-Grab gesehen. Solche Megalith-Grabstätten kommen in unserem Raum allerdings nicht vor und es handelt sich hier um eine reine Naturschöpfung. Die unteren Granitblöcke stammen aus einer fortgespülten Verwitterungsdecke, der obenauf eine von der Felsburg stammende Granitplatte lag. Bei der Abtragung des Verwitterungsmaterials setzte sich die Platte auf die sie heute tragenden Steine.




Abb. 7: Das "D" führt zum Dolmengrab.

Vorbeigehpunkt: Wegspinne „Tafelbuche“ (749 m) – Nurtschweg

An der Wegspinne „Tafelbuche“ führt die Route über ein Teilstück des Nurtschweges, einem als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ ausgezeichneten Fernwanderweg. Dieser verläuft zwischen Waldsassen und Waldmünchen mehrere Kilometer östlich des Goldsteig-Fernwanderwegs in unmittelbarer Nähe zur deutsch-tschechischen Grenze (Länge knapp 140 Kilometer).




Abb. 7: Wegweiser an der Wegspinne "Tafelbuche".

Haltepunkt 3: Schellenberg mit der Ruine „Lug ins Land“ (815 m)

Der langgestreckte NNW-SSE verlaufende Gipfelbereich des Schellenbergs wird auf einer Länge von über 200 Metern von mehreren großen Granit-Felsburgen beherrscht. Sie zeigen die typische Wollsackverwitterung des Granits mit der Ausbildung von rundlichen Gesteinskörpern. Neben den klassischen „Wollsäcken“ sind im unteren Bereich der Felsburgen auch kantige Gesteinskörper zu sehen, die durch horizontale Klüfte getrennt sind. Diese Anordnung wird als „Matratzenlager“ bezeichnet.




Abb. 8: Felswand im Gipfelbereich der Ruine Schellenberg.



Abb. 9: Geklüfteter Granit.

Haltepunkt 3: Schellenberg mit der Ruine „Lug ins Land“ (815 m)

Der langgestreckte NNW-SSE verlaufende Gipfelbereich des Schellenbergs wird auf einer Länge von über 200 Metern von mehreren großen Granit-Felsburgen beherrscht. Sie zeigen die typische Wollsackverwitterung des Granits mit der Ausbildung von rundlichen Gesteinskörpern. Neben den klassischen „Wollsäcken“ sind im unteren Bereich der Felsburgen auch kantige Gesteinskörper zu sehen, die durch horizontale Klüfte getrennt sind. Diese Anordnung wird als „Matratzenlager“ bezeichnet.

Die mannshohe hölzerne Figur unter einem überhängenden Burgfelsen weist den Aufstieg zur Burgruine. Der Aufstieg zum Turm über die Granitfelsen und eine hölzerne Brücke ist zwar an einigen Stellen besonders bei feuchten Witterungsverhältnissen etwas schwierig, aber der Mühe wert.




Abb. 9: Aussichts-Plattform auf der Ruine "Lug ins Land".

Der Blick in die Lande

In westlicher Richtung ist die nur wenige Kilometer entfernte Burgruine Flossenbürg auf dem dortigen Schlossberg zu erkennen. Sogar der in gleicher Richtung liegende, jedoch rund 24 Kilometer entfernte Vulkankegel des Parksteins ist bei guter Sicht als charakteristische Landmarke zu erkennen. Auch die sich weit hinter dem Parkstein befindenden Höhenzüge der Frankenalb kann man bisweilen erahnen.
Im Umfeld von Flossenbürg sind sehr schön die einzelnen Granitkuppen zu erkennen, darunter der erwähnte Schlossberg (732 m), der Brückelberg (757 m) und nördlich der markante, tafelbergartige Hohenstein („Kogeri“; 774 bzw. 787 m). In dessen Hintergrund zeichnet sich in der Ferne der Steinwald ab. Westlich und nordwestlich des Flossenbürger Schlossberges erstreckt sich die weite Waldnaab-Wondreb-Senke, gegenüber der sich der Oberpfälzer Wald deutlich herausgehoben hat.

In südöstlicher Richtung reicht der Blick über den Höhenzug des Oberpfälzer Waldes bis in den Bayerischen Wald zum Großen Arber (1.455 m), der knapp 90 Kilometer entfernt ist.




Abb. 9: Ausblick vom Turm "Lug ins Land" in Richtung Nordwestesn.

Haltepunkt 4: Das Geotop "Granitfelsen Brotlaib" (813 m)

Von der Burgruine Schellenberg sind es nur etwa 300 Meter in nördliche Richtung, bis man ebenfalls noch auf dem Höhenrücken des Schellenbergs rechts des Weges auf einen acht Meter hohen Granitfelsen stößt. Der alleinstehende Felsturm hat eine leicht bauchige Form, das obere und untere Drittel sind schmaler als der mittlere Bereich. Die drei Teile werden durch deutlich geweitete (horizontale) Klüfte voneinander getrennt. Hier hat die Wollsackverwitterung die ehemaligen Ecken des Gesteins besonders stark gerundet.

Innerhalb der drei Abschnitte ist der Stein zwar ebenfalls von horizontalen Klüften durchzogen, allerdings ist deren Verwitterung weit weniger fortgeschritten.

Die ersten, jetzt als stark geweitete Zwischenräume erkennbaren Klüfte sind vermutlich die älteren. Sie waren bereits während des frühen Tertiärs vorhanden, als sich der Granitkörper noch in seinem Verwitterungsmantel befunden hatte. In ihnen lief die chemische Verwitterung während des damalig feucht-warmen Klimas besonders intensiv ab. Er später – mit zunehmender Entspannung des Granits – öffneten sich die Klüfte innerhalb der drei Abschnitte. Entweder lag es an der viel kürzeren Zeit, die für die Verwitterung zur Verfügung stand, oder die Verwitterungsintensität war schon abgeklungen, so dass diese Klüfte weit weniger verwittert sind. Entspannt hat sich der in vielen Kilometern Tiefe erstarrte Granit durch die Abtragung seines Auflagers. Dadurch traten innerhalb des Gesteins Zugspannungen mit der Folge der Rissbildung auf.

Der kurios alleine stehende Granitturm wird wegen seiner Form „Brotlaib“ oder auch „Brotfelsen“ genannt, da er an übereinander gestapelte Brotlaibe erinnert. Genau wie die Felsburgen im Gipfelbereich des Schellenbergs wird auch das "Geotop Brotlaib" als „wertvoll“ im bayerischen Geotop-Kataster geführt.




Abb. 9: Das Geotop "Granitfelsen Brotlaib". Links: 2023, rechts: 2015.

Vorbeigehpunkt: Granitblöcke am linken Wegrand (810 m)

Unser Weg verläuft nach dem Passieren einer Rast- und Unterstellhütte in nordöstliche Richtung auf einem Forstweg bergauf. Die intensive forstwirtschaftliche Nutzung des Waldes ist an den zahlreichen Holzstämmen beiderseits des Weges ersichtlich, die für den Abtransport aufgeschichtet sind.

Auf einer Rodungsfläche links des Weges sind im Zuge der Befahrung mit größeren Forstmaschinen einige metergroße Granitblöcke zur Seite gekippt und damit hochkant gestellt worden. An einem dieser Blöcke lassen sich auf der Unterseite Bereiche erkennen, in denen der Granit sehr feinkörnig ist und stellenweise ein schlieriges Aussehen besitzt. In den grobkörnigen Abschnitten zeigen die Feldspäte eine Einregelung. Es zeigt das „eingefrorene“ Strömen des ehemals zähflüssigen Gesteinsbreis an. Der Anteil an dunklem Glimmer ist höher als sonst im mittel- bis grobkörnigen Flossenbürger Granit.

Der Forstweg quert in diesem Bereich die Grenze zwischen dem Flossenbürger Granitpluton im Westen und den Gneisen des Moldanubikums im Osten. In die Gneise (ehemalige Meeressedimente) sind mehrere, nur wenige Meter breite Granitgänge eingedrungen, die in NW-SE-Richtung verlaufen und aus einem gegenüber dem Flossenbürger Granit deutlich feinkörnigeren Granit bestehen.

Vorbeigehpunkt: Landesgrenze Bundesrepublik Deutschland und Tschechische Republik (860 m)

Nachdem unser Weg nach rechts in den Wald abgezweigt ist, verläuft er – immer noch auf dem Nurtschweg – auf den letzten 250 Metern zur Grenze als schmaler Waldpfad steil bergauf. Auf dem Waldboden sind zahlreiche Gesteinsbrocken unterschiedlicher Größe verstreut, bei denen es sich sowohl um Granite (aus den schmalen Granitgängen) wie auch um Gneise handelt. Sie werden entweder durch natürliche Verlagerungsprozesse oder durch die menschlichen Aktivitäten (heute Forstwirtschaft, früher Grenzsicherung) langsam hangabwärts bewegt.

Lediglich mannshohe, weiße Pfosten mit einer blauen Markierung sowie zahlreiche Grenzsteine aus Granit zeigen den Verlauf der vormals gut bewachten Grenzlinie an, die bis 1989 als Teil des „Eisernen Vorhangs“ West- und Osteuropa trennte. Wo es früher kein Durchkommen gab, kann man heute entlang der Grenze bequem entlangwandern (z.T. auf ehemaligem Patroullienpfad) und diese überqueren.




Abb. 9: Grenzgänger.



Abb. 9: Gipfelschild und Aussichtsturm auf dem Havran (Großer Rabenberg).

Haltepunkt 5: Gipfel des Havran (Großer Rabenberg, 894 m) – Aussichtsturm und Ausstellung

Der Havran ist einer der höchsten Punkte auf dem Grenzkamm des Oberpfälzer Waldes / Böhmischen Waldes. Das Bergmassiv des Havran wird aus metamorphen Gesteinen (Gneise) des Moldanubikums aufgebaut, die hier einen mehrere Kilometer schmalen, NNW-SSE-verlaufenden Korridor zwischen dem Flossenbürger Granitkomplex im Westen und dem Bärnauer Granitpluton im Nordosten bilden. Der Streifen der metamorphen Gesteine wird von schmalen Granitgängen durchzogen, die ebenfalls einen NNW-SSE-Verlauf besitzen. Gesteinsaufschlüsse gibt es im Gipfelbereich leider keine.

Der rund 25 Meter hohe Aussichtsturm auf dem Havran (= Rozhledna Havran) ermöglicht einen fantastischen Rundumblick über das bayerisch-böhmische Grenzgebirge. Dieser ist für die Öffentlichkeit ganzjährig zugänglich.

Auf den mittleren Podesten gibt es mehrere zweisprachige Informationstafeln über die Sicherung der Grenzanlagen auf tschechischer Seite während der Zeit 1949 bis zur Wende. Geschildert werden auch einige spektakuläre Fluchtversuche, die nicht immer erfolgreich verliefen.




Abb. 9: Teil der Ausstellung zur Geschichte des Aussichtsturmes und zu den Fluchtversuchen über die Grenze des Eisernen Vorhangs hinweg.

Auf der obersten Aussichtsplattform gibt es einen Fotopoint, an dem man sich von einer Webkamera automatisch (per Selbstauslöser) fotografieren lassen kann. Die Bilder werden ins Internet übertragen (https://bayern-boehmen-goldenestrasse.eu/rozhledna-havran.html).

Hinweise: Der Aufstieg ist nur für schwindelfreie Personen ratsam, da es sich um eine relativ offene Stahlkonstruktion mit Podesten und Trittstufen aus Gitterrosten handelt. Lediglich die Mitte des Aussichtsbereichs besteht aus Riffelblechen und Holzdielen. Wenige Meter neben dem Aussichtsturm gibt es einen überdachten Unterstand mit Tischen und Bänken im Inneren, der sich für eine Brotzeit oder bei schlechtem Wetter zum Unterstellen nutzen lässt.

Etwa 1-2 Kilometer östlich des Havran-Gipfels liegen die beiden Verschwundene Orte Skláře (Neuwindischgrätz) und Zlatý Potok (Goldbach), deren Ursprünge auf die Goldsuche im Mittelalter und später auf die Glasherstellung zurückgehen.




Abb. 9: Der ehemalige militärische Horchturm auf dem Havran. Bildquelle: Ausstellungsposter auf dem Turm auf dem Havran.

INFO: Zur Geschichte des Turmes auf dem Havran

In der Zeit des Kalten Krieges war der Havran ein vorgeschobener Horchposten der tschechoslowakischen Volksarmee gegen den Westen, da der sonst relativ geradlinige Grenzverlauf hier eine Ausbuchtung hat und ca. 6 Kilometer weit in den Westen hineinragt. Bis zu 500 Kilometer Reichweite hatten die militärischen Späheinrichtungen zur Beobachtung der gegnerischen funktechnischen Systeme, die man ab 1963 zuerst in einem Holzturm untergebracht hatte.


Fünf Jahre später begann man mit der Modernisierung und dem Ausbau, so dass schließlich ein 46 Meter hoher Turm entstand. Er hatte eine Grundfläche von 64 Quadratmetern und bestand aus einer 25 Meter hohen Stahlkonstruktion, auf die ein 21 Meter hoher hölzerner Aufbau mit der Antennenanlage aufgesetzt war. Kleinere Wirtschaftsgebäude, Barracken und Garagen flankierten den Turm, der durch Soldaten spezieller Armeeeinheiten nahezu das ganze Jahr hindurch besetzt war.

Der Havran fungierte als Teil einer ganzen Reihe von militärischen Grenzanlagen zur Beobachtung des Grenzgebietes. In Sichtkontakt (Luftlinie 26 Kilometer) existierte in NNO-Richtung eine Radaranlage auf dem Dyleň (Tillenberg 939 m) und in SSO-Richtung auf dem Gipfel des Velký Zvon (Plattenberg 859 m) ebenfalls eine Radar- und Funküberwachungsanlage. Weiter nach SSO (Luftlinie 21 Kilometer) schloss sich der Čerchov (Schwarzkopf 1042 m) als nächster Aufklärungs- und Überwachungsposten an.

Da die technischen Spähanlagen gegen Ende der 1980er Jahre veraltet waren und ausgetauscht werden mussten, wurde der hölzerne Aufbau des Turms demontiert. Das überraschende Ende des Kalten Krieges sorgte jedoch dafür, dass es nicht mehr zu einer Erneuerung der Antennentechnik kam. Die gesamte Anlage verlor ihre militärische Bedeutung. Sie wurde stillgelegt und größtenteils abgebaut. Gebäudefundamente, betonierte Zufahrtswege und Zaunpfosten aus Holz und Beton mit Resten von Stacheldraht zeugen noch vor der militärischen Vergangenheit des Areals.

Auf Initiative des Vereins „Militärgeschichte und Sport Tachov“ wurde der verbliebene stählerne Teil des Turms vor dem Abriss bewahrt und im Jahr 2013 saniert.




Abb. 9: Reste der Sicherungszäune um die militärische Anlage auf dem Havran in der Nähe des Turmes (Aufnahme: 2015).



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Der Weg zurück zum Ausgangspunkt führt zunächst wieder zur Grenze und weiter bis zum Forstweg. Wir wenden uns auf dem Forstweg nach links und folgen diesem. Über diesen Weg verlaufen auch der Fernradweg EuroVelo 13 „Iron Curtain“ und der Zottbachtal-Radweg. Nach rund 500 Metern queren wir das Drachselbächl.


Vorbeigehpunkt: Drachselbächl

Das Massiv des Havran ist Quellgebiet für viele Bäche. Auf bayerischer Seite sind dies u.a. das Kreuzstein- und das Aschbächl (beide fließen Richtung Westen und nördlich von Flossenbürg zum Rumpelbach zusammen, der den Großen Gaisweiher speist) sowie das Drachselbächl. Letzteres hat seine Quelle – den Schellenberger Brunnen – fast direkt auf der deutsch-tschechischen Grenze. Das kleine Gewässer fließt Richtung Süden und zeichnet dabei die Grenze zwischen den Graniten und den metamorphen Gesteinen in Teilen seines Verlaufs nach. Es mündet bei Georgenberg in den Zottbach.

Auf tschechischer Seite entspringen auf der Ostabdachung des Havran ebenfalls zahlreiche Bäche, die zunächst Richtung Osten fließen, aber nach wenigen Kilometern vom nach Süden fließenden Celní potok (Zollbach) aufgenommen werden. Dieser quert bei Waldheim die deutsch-tschechische Grenze und heißt von dort an Zottbach. Er fließt für etwa 5 Kilometer in westliche Richtung, ehe er nach der Danzermühle auf südliche Richtung umbiegt und nach etwa 12 Kilometern bei Lohma in die Pfreimd mündet.

Nach weiteren 600 Metern verlassen wir den Radweg und biegen an der ersten Forststraße nach rechts ab. Nach rund 350 Metern queren wir das Drachselbächl zum zweiten Male. Nach 130 Metern erreichen wir eine Wegspinne und folgen dem Weg nach links. Nach rund 600 Metern erreichen wir die uns schon bekannte Wegspinne „Tafelbuche“. Wir queren die Wegspinne geradeaus.


Haltepunkt 6: Granitblock am Forstweg östlich des Drachselfelsens

Der Weg führt nun entlang des östlichen Hangbereichs des Drachselfels. Etwa 300 Meter nach der Wegespinne „Tafelbuche“ liegt auf der rechten Wegseite ein etwa vier Meter langer und knapp zwei Meter hoher Granitblock, der zum Weg hin auf seiner gesamten Länge eine glatte senkrechte Fläche aufweist. Mit Flechten bewachsene alte Abkeilspuren an der Oberkante des Blocks zeigen, dass man hier vor langer Zeit Granit durch das Bearbeiten von „Findlingen“ abbaute. Erst später begann mit der planmäßigen Anlage von Steinbrüchen.




Abb. 9: "Granit-Findling" am Wegesrand mit deutlichen Spuren des Abbaus (Vertiefungen am oberen Blockrand, die sogenannten Abkeilspuren).

Nun ist es nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt unserer Wanderung am Parkplatz Planerhöhe.


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Stichworte

Bayerisch-böhmisches Grenzgebirge, Granit, Egerrift, Tektonik


Zusammenfassung


 Kategorie: Wanderung
 Strecke: ca. 8,6 Kilometer
 Höhenunterschied: 177 Meter
 Rundweg

   


Besuchen Sie das Geotop Schleiderberg (Granitfelsen)
GPS: 49.70976, 12.41498
1,7 km von Planerhöhe Richtung Gehenhammer, dann Fußweg 500 Meter


Weitere Hintergrundinfos


  Geologische Karte (Bayernatlas)


    Erreichbarkeit mit dem PKW


Anfahrt: Erreichbar über die Staatsstraße St 2154 von Flossenbürg nach Gehenhammer bzw. Georgenberg über Waldkirch (5,5 Kilometer). Parken auf dem Wanderpakrplatz


GPS: 49.72041, 12.39576




    Erreichbarkeit mit ÖPNV


Mit ÖPNV bedingt erreichbar (Haltestelle Waldkirch)

Download


   GPX-Daten


   pdf-Dokument (in Kürze)

Alle Touren im Überblick