color_key Zessau - Weihersberg

Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald



Roter Stein und alte Eichen

Erdgeschichtliche Wanderung durch den Burgsandstein (Trias, Keuper)


ZUSAMMENFASSUNG

Die Oberpfälzer Bruchschollenzone ist eine geologisch äußerst interessante Teilregion im GEOAPRK Bayern-Böhmen, die zwischen der Fränkischen Linie im Osten und den ungestört gelagerten mesozoischen Deckschichten im Westen liegt. Sie ist gekennzeichnet durch ein bewegtes und teils kleinräumiges Relief (Oberpfälzer Hügelland) sowie schnell wechselnde geologische Einheiten. In ihr finden sich Gesteine aus dem gesamten Erdmittelalter (Mesozoikum), die sich während der kontinuierlichen Absenkung des Germanischen Beckens in Form von Ton-, Sand- und Kalksteinen abgelagert hatten und später durch die Bewegungen an der Fränkischen Linie verstellt wurden.

Die Rundwanderung Zessau – Weihersberg greift mit dem Zeitalter des Keupers den letzten Abschnitt der Trias und hier Sandsteine des Burgsandsteins heraus.


Geologischer Hintergrund

Die Rundwanderung Zessau – Weihersberg liegt im Bereich der so genannten Bruchschollenzone, einem in diesem Abschnitt etwa 20 Kilometer breiten, NW-SE verlaufenden Streifen, der den östlichen Rand der Süddeutschen Großscholle markiert.




Abb. 1: Geologische Karte des GEOPARK Bayern-Böhmen mit Lage der Rundwanderung. © GEOPARK Bayern-Böhmen. Zum Vergrößern in die Abbildung klicken.






Abb. 2: Geologische Karte der Umgebung von Zessau-Weihersberg. © GEOPARK Bayern-Böhmen. Erstellt auf der Basis der Daten des Umweltatlas Bayern; © LfU Bayern. Zum Vergrößern in die Abbildung klicken.

Die Bruchschollenzone

Der Name Bruchschollenzone beschreibt sehr treffend das kleinräumige Mosaik und Nebeneinander von unterschiedlichen stratigraphischen Einheiten des mesozoischen Deckgebirges in Form von einzelnen Schollen. Sie sind das Ergebnis tektonischer Bewegungen an der östlich gelegenen Fränkischen Linie, einer überregional bedeutenden Bruchstruktur, die vermutlich in einer Spätphase der Variszischen Gebirgsbildung entstanden ist. Sie verläuft von südlich Weiden i.d. OPf. über 200 Kilometer in nordnordwestliche Richtung über Kronach bis zur Nordspitze des Thüringer Waldes und grenzt die Süddeutsche Großscholle im Westen gegen das Böhmische Massiv mit seinen variskischen Grundgebirgseinheiten im Osten ab (Abb. 1).

Am Ende des Juras (vor etwa 140 Millionen Jahren) setzten an der Fränkischen Linie tektonische Bewegungen ein, die während der Unterkreide (145 – 100 Mio. Jahre vor heute) und am Ende der Oberkreide/Beginn Tertiär (ca. 80 – 60 Mio. Jahre vor heute) besonders stark waren. Entlang der Fränkischen Linie wurde das Grundgebirge im Osten abschnittsweise um mehrere tausend Meter angehoben und auf das westlich gelegene Deckgebirge aufgeschoben. Auf diese einengende Bewegung reagierten die Deckgebirgsschichten vor der Fränkischen Linie wie eine spröde Knautschzone, indem sie sich verformten und zerbrachen. Dabei wurden sie unterschiedlich stark verstellt.

In der Bruchschollenzone sind überwiegend Gesteine der Trias (Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper) zu finden. Im Bereich der Rundwanderung sind es Ablagerungen aus dem Mittleren Keuper, die als nach Nordosten einfallende Sandsteinbänke (Unterer und Mittlerer Burgsandstein) teilweise deutliche Geländestufen im Relief bilden (Schichtstufen). Nur etwa 300 Meter nordöstlich des Rundwanderweges stehen Gesteine aus der Oberkreide an. Sie lagern den triassischen Gesteinen diskordant als ein mehrere 100 Meter mächtiges Paket an Sedimenten auf, die den Abtragungsschutt aus dem östlich angrenzenden Grundgebirge darstellen. Sie wurden als Schuttfächer-Sedimente im Zuge der Hebung der Böhmischen Masse entlang der Fränkischen Linie antransportiert und abgelagert.

EXKURS: Die neuen Gliederung des geologischen Aufbaus: Lithostratigraphie

Die obenstehende Karte (Abb. 2) zeigt eine geologische Übersichtskarte des Gebietes von Zessau und Weihersberg (erstellt aus der digitalen Geologischen Karte 1:25.000, siehe Umweltatlas.bayern.de) und Abb. 3 den stratigraphischen Aufbau. Stratigraphie ist die Lehre vom zeitlichen Aufbau bzw. der zeitlichen Abfolge von Gesteinseinheiten. Das funktioniert sehr gut in geologischen Einheiten mit vielen Fossilien. In Regionen ist das bisweilen sehr schwierig, v.a. auch, weil die stratigraphischen, also die Zeitgrenzen, oft in ganz anderen Gegenden und Ländern gemacht werden. Bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts versuchten die Geologen jedoch, ihre Befunde in die überregionalen Gliederungen einzupassen.

Heute ist man zur lithostratigraphischen Gliederung der Gesteinsschichten übergegangen, d.h. die Gesteinsart und ihr Ablagerungsraum stehen im Vordergrund. Die lithostratigraphischen Einheiten werden als Formationen bezeichnet. Ihre Grenzen fallen nicht immer mit den bisherigen stratigraphischen Grenzen zusammen.

Abb. 3 zeigt eine Gegenüberstellung der lithostragraphischen und älteren stratigraphischen Gliederung für den Raum um Kemnath.




Abb. 3: Stratigraphischer und lithostratigraphischer Aufbau des Tourengebietes. In Rot die Namen der neu eingeführten lithostratigraphischen Einheiten.

Trias - Keuper - Burgsandstein (Mainhardt- und Löwenstein-Formation)

Die Zeit des Keupers ist in Süddeutschland und in unserer Region überwiegend terrestrisch geprägt, d.h., es herrschten festländische Ablagerungsbedingungen. Unser Ablagerungsraum lag dabei nahe am östlichen und südöstlichen Rand des Germanischen Beckens, in das die aus den Gebirgen heranströmenden, sich breit ausweitenden Flüsse vor allem reichlich Sande heranführten. Die in den Sandsteinen immer wieder gut erkennbaren Schrägschichtungsgefüge beweisen den fluviatilen Charakter der ehemaligen Sedimente. In die Sansteine können sich rote oder grüne Tonsteinlagen einschalten. Die Gesamtabfolge ist in Abb. 3 dargestellt.

Im Verlauf der Wanderung haben wir es mit den Gesteinsabfolgen des Unteren und Mittleren Burgsandsteins zu tun (nicht mit dem Buntsandstein - wie es auf einer Tafel des Lehrpades heißt!). Nach der neuen lithostratigraphischen Gliederung demnach mit der Mainhart-Formation (Unterer Burgsandstein) und Löwenstein-Formation (Mittlerer und Oberer Burgsandstein).

Die Bezeichnung Burgsandstein kommt von der Nürnberger Burg, die prominent auf diesem Sandstein erbaut ist.

Das Eiszeitalter (Quartär)

Der Übergang vom Tertiär zum Quartär ist mit einer markanten Klimaänderung verbunden. Der lange Zeitraum des Alttertiärs mit einem feucht-warmen Klima wird zunehmend durch ein kühleres Klima abgelöst, das schon im Obermiozän (vor etwa 10 Millionen Jahren) beginnt und sich im Pliozän (5,3 - 2,6 Mio. Jahre) verstärkt. Mit dem Pleistozän (2,6 Mio. Jahre - 11.700 Jahre vor heute) kommt es zu zahlreichen intensiven Klimafluktuationen, die sich als häufige Wechsel von Kalt- und Warmzeiten darstellen. Da das Gebiet der Rundwanderung (und des gesamten bayerischen Teils des Geoparks) nicht wie Norddeutschland und Skandinavien von großen und mehrere tausend Meter dicken Eisschilden bedeckt war, sondern in einem eisfreien, so genannten periglazialen Bereich lag, liefen viele physikalische Verwitterungsprozesse (v.a. Frost- und Insolationsverwitterung) ab, die die Gesteine zerkleinerten. Das in den Kaltzeiten nur spärlich vorhandene Wasser (das meiste Wasser war als Eis gebunden) war nicht in der Lage, den gesamten Verwitterungsschutt abzutragen, sondern lagerte ihn als fluviale Sedimentfracht in Form von unterschiedlich mächtigen Schotterpaketen in den Flusstälern ab. Als am Ende einer Kaltzeit im Übergang zur nächsten Warmzeit wieder reichlich Wasser zur Verfügung stand, konnte das zerkleinerte Material abtransportiert werden und die Fließgewässer schnitten sich die vorher abgelagerten Sedimente ein. Dabei blieben häufig Reste der Ablagerungen erhalten, so dass sich im vielfachen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten in den Flusstälern Terrassentreppen bildeten.

Im Gebiet der Rundwanderung sind diese pleistozänen Terrassenreste von Form von meist geringmächtigen kiesigen Ablagerungen an beiden Talflanken des Haidenaabtales zu finden, die hier den Keuper-Sedimenten aufliegen. Sie stammen von höheren Fließniveaus der Haidenaab, die sich erhalten haben.



Abb. 4: Gerölle als Relikte der Ablagerungen der Haidenaab in einem höhrern Fließniveau.



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Historisches

Die bewegte Geschichte des Schlosses beginnt mit seiner ersten urkundlichen Erwähnung als Neuen Zeissaw (Neu-Zessau) im Jahr 1468. Das alte Schloss in Zessau gaben sein damalige Besitzter, Hans Löneiß auf. Schloss Zeissaw war ein Landsassengut, das Hans Löneiß durch Heirat erhielt. Es blieb bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts im Besitz der Familie. Danach wechselte es mehrfach den Besitzer.


1669 ging das Schloss in das Eigentum der Freiherrlichen Familie von Hirschberg über, die es nach einer Unterbrechung von 35 Jahren von 1961 bis 1996 auch heute noch besitzt und auch wieder bewohnt.

Wie sich das Erscheinungsbild des Schlosses im Laufe von 5 Jahrhunderten immer wieder verändert hat, zeigen zwei Gemälde mit alten Schlossansichten und Fotographien aus dem 20. Jahrhundert. Die älteste gemalte Darstellung stammt aus dem 17. Jahrhundert und zeigt das Schloss (Schreibweise „Weyersperg“!) mit Ziergiebeln und ohne den markanten Treppenturm, so dass sie vermutlich vor Beginn der dritten Bauphase im Jahr 1618 entstanden ist (Abb. 19). Auf einem weiteren Gemälde ist der auffällige Treppenturm zu sehen (Abb. 20). Außerdem auch ein kleines Gebäude auf der Südseite, das 1928 wegen Einsturzgefahr abgerissen werden musste. Eine Schwarz-Weiß-Fotoaufnahme zeigt die Südansicht des Schlosses im Jahr 1958 (Abb. 21). Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass der Treppenturm ungefähr die gleiche Höhe besitzt wie der Dachfrist, während auf dem Gemälde aus dem 17. Jahrhundert der Turm trotz möglicher perspektivischer Verzerrungen niedriger als der Dachfrist ist. Auch auf aktuellen Fotos ist die Spitze des Treppenturms wieder niedriger als das Dach des Schlosses (Abb. 22).

Dies hängt damit zusammen, dass bei einem Brand der ursprüngliche Dachstuhl des Schlosses zerstört und das Dachgebälk eines anderen Gebäudes als Ersatz verwendet und aufgesetzt wurde. Der Ersatz-Dachstuhl hatte allerdings einen geringeren Neigungswinkel und war daher niedriger, was zu einer veränderten und ungünstigen Statik führte, die den seitlichen Druck auf die Außenmauern verstärkte.

Im Zuge der Generalsanierung in den Jahren 2001 bis 2003 erkannte und korrigierte man diesen Fehler, indem man einen neuen Dachstuhl mit einer stärkeren Dachneigung aufsetzte. Dieser war um 3 Meter höher als der vorherige und stellte ursprüngliche Optik zwischen der Höhe des Treppenturms und der Höhe des Dachfirstes wieder her.

Bei den umfangreichen Voruntersuchungen zur Generalsanierung von Schloss Weihersberg im Jahr 2001 konnte man für die bestehende Gebäudesubstanz drei Bauphasen ausgliedern. Die erste Bauphase begann im Spätmittelalter um 1470, was mit den ersten urkundlichen Erwähnungen der Anlage um 1468 übereinstimmt. Danach erfolgte eine Erweiterung der Gebäude in nördliche Richtung sowie ein Ausbau der bestehenden Gemäuer. Erst um 1618 wurde im Zuge einer dritten Bau- und Erweiterungsphase der markante achteckige Treppenturm auf der Südseite des Hauptgebäudes errichtet.


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Die älteste bildliche Darstellung des Schlosses (vor 1618)
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Das Schloss mit dem Treppenturm
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Das Schloss 1958
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Das Schloss nach der Sanierung (2001-2003). Aufnahme: 2014.

Abb. 5 - 8: Bildimpressionen vom Schloss Weihersberg durch die verschiedenen Epochen.


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Touren-Beschreibung

Die Rundwanderung startet am Parkplatz in der Ortsmitte von Zessau. Der erste Haltepunkt liegt etwa 50 Meter westlich des Parkplatzes. Hier befindet sich am westlichen Rand einer kleinen Grünfläche eine Quelle, die mit einer Ton- oder Lettenschicht im Mittleren Burgsandstein zusammenhängt. An dieser Schicht staut sich das Wasser und tritt daher an der Oberfläche zutage.

Der Wasseraustritt ist spärlich und wird in eine direkt daneben befindliche Fassung/Zisterne geleitet, die in ihrem Äußeren einem Ziehbrunnen aus Granit nachempfunden ist. Der Abfluss des Wassers erfolgt unterirdisch, wohin lässt sich nicht erkennen. Fast der gesamte Ort Zessau liegt auf dem Mittleren Burgsandstein (460 - 480 Meter ü.d.M.) in einer relativ flachen, nach Osten offenen Mulde, die den Beginn eines kleinen Tales darstellt (Abb. 2, 9). Nach Westen, Süden und Osten wird der Mittlere Burgsandstein von quartären Schottern (siehe Standort 4) überdeckt, im Norden erfolgt der Übergang zum Oberen Burgsandstein.



Abb. 9: Geologische Situation von Zessau.

Haltepunkt 1: Herz-Jesu-Kirche

Die Herz-Jesu-Kirche ist erst in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden als die Bewohner des Ortes beschlossen, offenbar als Nachwirkung des Ersten Weltkriegs, eine Kirche zu bauen. Der Bau begann im Frühjahr 1922 und endete im Sommer des übernächsten Jahres mit der Weihe der Kirche am 15. Juni 1924 durch den damaligen Pressather Pfarrer Konrad Reinwald.

Durch Sammlungen, Spenden und Einnahmen aus Veranstaltungen brachten die Einwohner von Zessau die Gelder für den Bau der kleinen Kirche auf. Schon zwei Jahre vor dem eigentlichen Baubeginn hatte man begonnen, in einem westlich von Zessau im Höllriegelholz gelegenen Steinbruch Sandsteine zu brechen und diese auf Ochsenkarren nach Zessau zu bringen.

Als treibende Kraft hinter dem Kirchenbau stand der damalige Pfarrer von Kastl, Alexius Sperl, in dessen Pfarrbezirk der Ort Zessau lag.




Abb. 10: Herz-Jesu-Kirche mit Vorplatz.




Wir wenden uns an der Kirche in nordöstliche Richtung, um nach etwa 60 Metern auf den Wirtschaftsweg Richtung Südosten und Kohlbach abzubiegen. Wir verlassen den Ort. Schon nach 150 Metern ist eine starke Eintiefung rechts der Straße erkennbar, in deren nordwestlicher Verlängerung die Kirche liegt. Etwa ab der gleichen Höhe wird der Mittlere Burgsandstein im Untergrund links der Straße von Resten einer quartären Schotterdecke überkleidet, die sich im Fortgang auch nach rechts ausbreitet. Nach weiteren 150 Metern erreichen wir eine Wegkreuzung.



Abb. 11: Blick zurück auf Zessau

Haltepunkt 2: Wegkreuzung

Die Ackerflächen rings um die Wegkreuzung sind mit einer Geröllstreu bedeckt, die sich überwiegend aus Quarzen zusammensetzt. Die Gerölle sind bis 10 Zentimeter groß und grob bis gut gerundet. Heranstransportiert und abgelagert wurden sie während des Eiszeitalters (dem Pleistozän) durch die Haidenaab. Ursprünglich bildeten die Ablagerungen eine über 2 Quadratkilometer große Schotterfläche zwischen Kurbersdorf und dem Brandlgraben. Heute bildet die knapp 15 ha große Fläche nordöstlich von Zessau jedoch nur noch einen isolierten Rest, der etwa 1,6 Kilometer entfernt vom Haidenaab-Tal und mehr als 40 Meter über dem heutigen Talboden liegt.

Die Gerölle wurden im Unter- und Mittelpleistozän (2,6 Millionen - 780.000 Jahre vor heute) abgelagert, als das Fließniveau der Haidenaab deutlich höher lag. Durch den mehrfachen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten während des Pleistozäns kam es wiederholt zur Eintiefung der Haidenaab.

Direkt an der Wegkreuzung befindet sich ein kleines Wäldchen, in dem man noch die Spuren eines früheren Abbaus von Sandstein erkennt.

An der Wegkreuzung wenden wir uns nach Süden und gehen Richtung Talgrund des aus Osten kommenden Kohlbachs.


Haltepunkt 3: Querung des Kohlbachs

Der von Osten kommende Kohlbach entspringt sechs Kilometer entfernt im Pressather Wald im Bereich der Oberkreide. Er fließt in westliche Richtung und schwenkt am Standort rechtwinklig auf einen südlichen Verlauf. Nach weiteren zwei Kilometern mündet er oberhalb von Zintlhammer von Norden kommend als Brandlgraben in die Haidenaab.

Ab der Siedlung Kohlbach bis nach Weihersberg befinden sich sehr viele Fischzuchtteiche im Talgrund. Der Bachverlauf ist in diesem Abschnitt häufig mit Uferbefestigungen festgelegt, um eine Verlagerung und eventuelle Gefährdung der Teiche zu verhindern. Der Wirtschaftsweg quert das Tal auf einem aufgeschütteten Damm. An der Stelle, an der der Bach unter dem Weg hindurchgeführt wird, ist er talaufwärts auf 50 bis 100 Meter kanalisiert und fließt in einem künstlichen Bett aus Basaltquadersteinen. Talabwärts wird sein Verlauf durch Uferverbauungen ebenfalls reguliert, so dass freies Fließen und Mäandrieren nicht möglich sind. Grünlandflächen bilden den Talgrund und ein kleiner Galeriewald säumt den Bachlauf.

Der Bachlauf und die Vegetation zeigen, dass es sich um eine alte Kulturlandschaft handelt, die der Mensch seit langer Zeit geprägt hat. Im Mittelalter war die Fischzucht ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor in der Oberpfalz. Menschen verdienten ihren Lebensunterhalt damit und der Fisch war ein wichtiges Handelsgut. Die Bedeutung der Fischzucht spiegelt sich im Namen des Weilers Fischgrub nordwestlich von Weihersberg wie auch im Namen Weihersberg selbst wider.


Haltepunkt 4: Wegabzweigung / Ringelbrunnen

Nach der Querung des Talgrundes über den Straßendamm folgen wir dem Wirtschaftsweg weiter und erreichen die gegenüberliegende Talflanke. Hier tritt wieder der Untere Burgsandstein zutage und bildet einen steilen Hanganstieg, an dessen Fuß der Weg Richtung Süden verläuft.

Nach etwa 200 Metern biegen wir nach rechts auf einen kleinen Trampelpfad ab, der in den Wald führt. Direkt nach der Abzweigung befindet sich rechts der Ringelbrunnen, eine kleine Quelle, die mit Steinen gefasst ist. Der Name Ringelbrunnen soll mit der Tatsache in Verbindung stehen, dass man zur besseren Wasserschöpfung eine Vertiefung (= mittelhochdeutsch Ringel, Verkleinerungsform von Ring) um den Quellaustritt gegraben hatte. Vermutlich ist eine zwischengeschaltete wasserstauende Tonschicht innerhalb der Sandsteine des Unteren Burgsandsteins für den Quellaustritt verantwortlich.




Abb. 12: Hinweisschild auf den Ringelbrunnen.

Haltepunkt 5: Hang unterhalb Umfassungsmauer des Schlosses

Der schmale und unebene Pfad verläuft am linken Talhang etwa fünf bis acht Meter über dem Talgrund durch den Wald. Bei feuchten Witterungsverhältnissen ist wegen Rutschgefahr Vorsicht geboten. Nach etwa 250 Metern führt ein Fußweg (49.7881733 N, 11.9263489 E) nach unten zu den Teichen. Allerdings ist der Weg entlang der Teiche als Privatgelände ausgewiesen und daher ist nach einem Blick auf die angelegten Teiche und die historischen Sandsteinbrüche die Fortsetzung des ursprünglichen Weges im Wald zu empfehlen.

Der Pfad verläuft auf den nächsten 200 Metern oberhalb der ehemaligen Abbaukante und man erreicht schließlich die Burgmauer, die die Parkanlagen von Schloss Weihersberg umgibt. Das massive Mauerwerk besteht aus grob behauenen Bruchsandsteinen unterschiedlicher Größe und Farbe. Für die Mauerecken wurden feinbehauene Sandsteinquader verwendet. Mehrfach sind auch Ziegelsteine im Mauerwerk sichtbar, die bei Ausbesserungsarbeiten zum Einsatz kamen. An den Öffnungen der schmalen Schießscharten lässt sich die Mauerstärke gut erkennen 13.




Abb. 13: Die Schlossmauer aus verschiedenen Sandsteinen.

Haltepunkt 6: Die ehemaligen Steinbrüche

Nach einigen Metern knickt der Weg nach rechts ab und führt über eine alte Steintreppe nach unten zum Talgrund (Abb. 14). Auf halber Strecke geht ein Seitenpfad nach rechts zu den alten Steinbrüchen ab. Die Abbaubereiche sind hangseitig durch abgerutschte und eingeschwemmte Erde, Steine sowie Totholz verschüttet und mit Bäumen zugewachsen. Nur an einigen Stellen sind die Abbauflächen noch gut sichtbar, wenig verwittert und sicher zugänglich. Man erkennt bei näherer Betrachtung in den bankigen Sandsteinlagen gut die Schrägschichtungskörper mit gröberen und feineren Schichten. Die Steinbrüche liegen im Unteren Burgsandstein. Auf einer der Informationstafeln des Lehrpfades steht leider irttümlich Buntsandstein.

Der Untere Burgsandstein besteht hier aus groben, geröllführenden, dickbankigen Sandsteinen mittlerer Festigkeit. Für den Bau der gesamten Schlossanlage wurden die leicht abzubauenden Sandsteine immer wieder als Baumaterial gebrochen. Die unmittelbare Nähe der Sandsteinbrüche zum Schloss war dabei ein großer Vorteil, da die schweren Natursteine nur über eine sehr kurze Distanz transportiert werden mussten.




Abb. 14: Die Treppe hinunter zu den ehemaligen Steinbrüchen.



Abb. 15: Die ehemaligen Abbauwände des Sandsteins aus dem Unteren Burgsandstein (Meinhardt-Formation).


Geht man entlang des Pfades weiter in die alten Steinbrüche hinein, kommt man zu mehreren Stellen (49.7863769 N; 11.9258772 E), an denen zwischen den Sandsteinlagen eine auffällige 10 bis 20 Zentimeter mächtige Schicht von grobkörnigem Sandstein mit eingelagerten violetten Tonsteinstücken unterschiedlicher Größe zu sehen ist (Abb. 16, 17). Die Tonsteine sind unregelmäßig begrenzt und ungeordnet in der sandigen Matrix verteilt. Dieser Bereich ist deutlich stärker verwittert als die hangenden und liegenden Sandsteinbänke und daher nach hinten versetzt.

Die Tonsteinbruchstücke zeugen ihrer Umlagerung. Da sie keinerlei Rundung oder andere Merkmale eines Transportes aufweisen, müssen sie ursprünglich kurz oberhalb des Fließweges des ehemaligen Flusses abgelagert worden sein und dann - eventuell während eines Starkregenereignisses - aus der Uferböschung herausgerissen und umgelagert worden sein.

Die ehemalige Sandsteinbruchwand ist als Geotop mit der Nummer 374A004 im BBayrischen Geotopkataster Bayern verzeichnet.




Abb. 16: Die Tongerölllage in den Sandsteinen des Burgsandsteins (links unten; zurückgewitterte Lage).



Abb. 17: Tonstein-Gerölle in der zurückgewitterten Sandsteinlage (Detailansicht der Lage in der vorangehenden Abbildung). Da die Komponenten nicht gerundet sind, sind sie eher als Klasten (Bruchstücke) zu bezeichnen.

Haltepunkt 7: Die Steinsäulen

Geht man den Stichweg zurück zum Rundweg, so fallen kurz vor dem Erreichen der Steintreppe auf der linken Seite zwei aus der Abbauwand des Sandsteins herausgeschlage, etwa 1,5 bis 2 Meter hohe Säulen auf. Diese sind mit einem Unterbalken bzw. Fries miteinander verbunden sind (Abb. 18). Eine Säule ist als Vollform ausgeführt und in ihrem mittleren Abschnitt (= Stamm) größtenteils von der Wand gelöst, während die andere nur als Halbsäule (= Halbrelief) ausgeführt ist.

Wer diese Säulen geschaffen hat und für welchen Zweck, ist nicht bekannt. Auf einer Informationstafel des Lehrpfades wird die Vermutung geäußert, dass es sich um eine landschaftsgärtnerische Maßnahme handelt. Anfang des 19. Jahrhunderts war die Anlage von Landschaftsgärten große Mode, von denen z.B. die Luisenburg in Wunsiedel oder der Felsengarten Sanspareil bei Hollfeld die bekanntesten in der Region sind.




Abb. 18: Sandsteinsäulen direkt aus dem Sandstein vor Ort herausgearbeitet.

Haltepunkt 8: Straßweiher / Teiche

Wir gehen die Steintreppe weiter bis hinunter zum Talgrund. Der Weg führt noch einige Meter am Straßweiher entlang. An seinem südlichen Ende ist durch eine Lücke im Galeriewald ein Blick nach Nordnordwesten möglich (Abb. 19). Jenseits von Straßweiher und Kohlbach steigt das Gelände in einer Stufe um ca. 50 Meter an. Für diese Stufe sind wieder die Sandsteine des Unteren Burgsandsteins verantwortlich. Die geologische Karte (Abb. 2) zeigt jedoch, dass dort die Trias-Formation großflächig von pleistozänen Flussschottern überdeckt werden.




Abb. 19: Blick auf den Straßweiher und den gegenüber auf der westlichen Talflanke des Kohlbaches liegenden Geländeanstieg.


Vorbeigehpunkt: Weg unterhalb des südlichen Schlosshanges

Der Weg führt als einfacher Wirtschaftsweg weiter nach Südosten. Nach etwa 100 Metern hat man auf der linken Seite erstmals freie Sicht auf die Süd(west)seite von Schloss Weihersberg mit dem auffälligen oktogonalen Treppenturm in der Gebäudemitte.

Die unterhalb des Schlosses liegende liegende Streuobstweise mit alten Obstsorten wurde im Rahmen der Generalsanierung angelegt und stellt damit einen Zustand wieder her, wie er bereits Ende des 19. Jahrhunderts schon einmal bestanden hatte.

Wendet man sich am Standort nach Südwesten, erkennt man in etwa 150 Metern Entfernung am Abzweig der Dorfstraße von der Ortsverbindung Pressath - Zessau die Schlosskapelle des „Heiligen Franz von Paola“ (Abb. 24). Sie wurde im Jahr 1752 erbaut und musste nach einer Weisung von Papst Benedikt XIV. in Sichtweite zur Straße erbaut werden und für das einfache Volks zugänglich sein. Später wollten die Schlossherren die Kapelle auf den Schlossberg verlegen, doch verweigerte der Vatikan die dafür erforderliche Erlaubnis.

Ursprünglich hatte die Kapelle eine rein runde Form. Der rechteckige Vorbau mit dem Glockenturm ist eine Erweiterung im Jahr 1871. Auffällig ist die schwarze Dacheindeckung mit Schieferplatten.




Abb. 20: : Kapelle „Franz von Paola“ an der Zufahrtsstraße in die Ortschaft Weihersberg. Rechts im Bild ein Teil der Eichenallee, deren Ursprung auf das Jahr 1888 zurückgeht.


Vorbeigehpunkt: Dorfstraße / Eichenallee

Nach etwa 100 Metern trifft der Wirtschaftsweg auf die Dorfstraße. Hier wenden wir uns nach links und folgen der Straße, die auf beiden Seiten von hohen Eichenbäumen gesäumt wird (Abb. 21). Die Anlage dieser Eichenallee geht auf das Jahr 1888 und den damaligen Schlossbesitzer Bernhard Freiherr von Hirschberg zurück, der auch die Streuobstwiese auf dem Südhang anlegen ließ. Von den ursprünglich 200 Bäume stammen noch über 80 Exemplare von der Pflanzung aus dem 19. Jahrhundert.

Die Eichenallee ist heute ein „Geschützter Landschaftsbestandteil“. Sie muss aufwendig gepflegt werden. Die Bäume sind heutzutage zahlreichen schädlichen Umwelteinflüssen wie Streusalz, Pflanzenschutzmitteln und Verkehrsabgasen ausgesetzt oder durch Verletzungen von Stamm und Wurzelwerk gefährdet. Der zunehmende klimatische Stress durch lange Trocken- oder Feuchtigkeitsphasen macht sie zudem anfällig für Schädlinge.

Wir folgen der Dorfstraße weiter bergauf. Nach 170 Metern zweigt auf der linken Seite ein alter Hohlweg ab, der zum Schloss führt. Er ist in seinem mittleren Abschnitt etwa einen Meter tief in den Unteren Burgsandstein eingeschnitten, allerdings sind die Ränder verschüttet und der Weg ist stark zugewachsen, so dass vom anstehenden Gestein nichts zu erkennen ist.

Der aus Sandsteinquadern errichtete Eingang zu einem Felsenkeller auf der rechten Seite kurz vor dem Beginn des Hohlweges gibt einen Hinweis auf den Sandstein im Untergrund, in den sich aufgrund seiner Standfestigkeit Vorratskeller graben ließen (Abb. 22).

Links der ansteigenden Dorfstraße erkennt man die Stufe im Relief, die 250 Meter westlich des Standortes den markanten Sporn des Schlossberges bildet. Sie verläuft weiter nach Nordosten, wird aber morphologisch unauffälliger und verschwindet langsam im Hang.




Abb. 21: Die Eichenallee entlang der Dorfstraße an der Zufahrt nach Weihersberg.



Abb. 22: Portal zu einem Felsenkeller im Mittleren Burgsandstein.

Vorbeigehpunkt: Steinmaterl

Wir erreichen die Wegkreuzung in Weihersberg (49.7866600 N; 11.9299831 E). Nach links zweigt die Straße zum Schloss ab. Da sich das Gebäude in Privatbesitz befindet, ist weder ein Besuch der Parkanlage noch der Zutritt zum Schloss möglich. Daher folgen wir der Straße nach Norden aus dem Ort hinaus. Das Relief ist eine leicht wellige, weitgespannte Fläche, in die sich ein Ost-West verlaufendes Muldentälchen eingetieft hat. Die Verebnungsfläche wird durch den Mittleren Burgsandstein gebildet. Nach 150 Metern wird eine Weggabelung erreicht, an der ein paar Meter hinter einer freistehenden Eiche am Waldrand ein Steinmarterl (oder Bildstock) steht, das aus einem Steinpfeiler und einer eingehausten Heiligenfigur besteht (Abb. 23).




Abb. 23: Weggabelung mit Eiche und Steinmarterl.

Vorbeigehpunkt: Verebenungsfläche

Der weitere Weg steigt auf den nächsten rund 100 Metern noch etwas an, ehe man eine weite Verebnungsfläche erreicht, die etwa auf 470 Meter ü.d.M. liegt (Abb. 24). Auf den Ackerflächen rechts des Weges sind zahlreiche, einige Zentimeter große Sandsteinbrocken zu finden. Die meisten davon widerstehen einem Schlag mit dem Hammer und zerfallen nicht. Damit unterscheidet sich dieser Sandstein deutlich von den weniger festen Sandsteinblöcken, die am östlichen Talhang unterhalb von Schloss Weihersberg gebrochen und teilweise zu großen Quadern behauen wurden.

Der Sandstein hier am Standort ist quarzitisch gebunden, d.h., die Verkittung der einzelnen Sandkörner erfolgte durch Kieselsäure, die gelöst in einer wässrigen Lösung im Untergrund zirkulierte. Dadurch entstand ein wesentlich festerer Sandstein, der an der Oberfläche weniger anfällig gegen die unterschiedlichen Formen der Verwitterung ist.

Derart verkieselte Sandsteinabschnitte durchziehen den Mittleren Burgsandstein in dieser Gegend in 20 bis 100 Metern breiten, Zügen, die in West-Ost und Nordwest-Südost-Richtung verlaufen (siehe geologische Karte, Abb. 2).




Abb. 24: Verebnungsfläche, die über die Gesteinseinheiten des Mittleren Burgsandsteins hinweggreift.

Nach etwa 100 Metern schwenkt der Weg nach Nordosten und führt dann im Wald bergab. Rechts des Weges ist durch den Straßenanschnitt der Sandstein im Hang an manchen Stellen aufgeschlossen. Nach 250 Metern treffen wir auf den Kohlbach, der auf einem kurzen Stück frei fließt und entweder mittels einer Furt oder einer wenige Meter entfernten Brücke gequert werden kann. Auf der anderen Bachseite wenden wir uns scharf nach links und folgen dem Bachverlauf noch etwa 30 Meter, ehe der Wirtschaftsweg eine leichte Kurve nach Westen beschreibt. Wir folgen dem Weg zurück nach Zessau und biegen nach dem Passieren der Herz-Jesu-Kirche nach links ab, so dass wir wieder den Parkplatz in der Ortsmitte erreichen. Hier endet die Rundwanderung.


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Stichworte

Mesozoisches Deckgebirge (Trias, Keuper, Burgsandstein), Kulturlandschaft


Zusammenfassung


 Kategorie: Wanderung
 Strecke: ca. 4 Kilometer
 Höhenunterschied: 35 Meter
 Rundweg

   


Die Wanderung führt zu einem großen Teil über den Kulturlandschaftsweg Weihersberg, angelegt durch den Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald. Der Weg startet an der Kapelle Franz von Paula an der Abzweigung von der Ortsverbindung Pressath - Zessau nach Weihersberg. Unterwegs gibt es mehrere Schautafeln.

Einkehrmöglichkeiten in Pressat und in Speinshart.

Besuchsemfpehlung: Kloster und Klosterdorf Speinshart (7 km westlich).


Weitere Hintergrundinfos


  Geologische Karte (Bayernatlas)


    Erreichbarkeit mit dem PKW


Von Süden und Norden über die Staatsstraße 2665, Abfahrt Zessau
Von Westen über die Kreisstraße NEW 5; von Osten über die Bundesstraße 299, Abfahrt Weihersberg

Parken in der Ortsmitte


GPS: 49.79358, 11.92245




    Erreichbarkeit mit ÖPNV


Mit ÖPNV nur bedingt erreichbar (Baxi-Linie 8438, 8439; weitere Infos und Anmeldung: 09602 /6 37 97 97). )

Download


   GPX-Daten


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