color_key Seehaus - Nußhardt

Naturpark Fichtelgebirge



"Ein rauhes und fast unüberwindliches Klippengebürge"

Erdgeschichtlich-montanhistorische Wanderung zum Nußhardt


ZUSAMMENFASSUNG

Der Nußhardt ist mit 972 m ü.d. Meer der dritthöchste Gipfel des Fichtegebirges. Sein Gipfel wird aus markanten Felsen des Kerngranits (G3-Granit) aufgebaut. In das Naturschutzgebiet Nußhardt fallen aber auch die südöstlich vom Gipfel liegenden Felsen aus einem markanten Augengneis. Die Wanderung vom Parkplatz Seehaus an der B303 führt vorbei an eindrucksvollen Spuren des Zinnabbaus, der hier v.a. seit dem 17. Jahrhundert bis in das 20. Jahrhunderte umging.

Die Wanderung führt auf den Gipfel des Nußhardt und im Wesentlichen auf gleicher Strecke zurück. Es empfiehlt sich, auf dem Rückweg über das Seehaus und dann den Wanderweg zu nehmen.


Geologischer Hintergrund

Die Wanderung führt über den Westhang des Höhenzuges Schneeberg - Seehügel - Platte zunächst zum Seehaus. Der größte Teil des Hanges wird von pleistozänen Wanderschuttdecken überzogen, die den eigentlichen geologischen Untergrund - Granit - überdecken. Den unmittelbaren Untergrund bildet der Zinngranit. Aufgrund seiner oberflächennahen Verwitterung wurden aus dem Granit die Zinngraupen freigesetzt und in den Fließerden hangabwärts transportiert und in diesen in den sogenannten Zinnseifen konzentriert. Diese waren das Ziel des Zinnabbaus.




Abb. 1: Geologische Karte der Umgebung der Wanderung zum Nußhardt. Grundlage: Umweltatlas Bayern; bearbeitet von GEOPARK Bayern-Böhmen. Zum Vergrößern in die Abbildung klicken.


Der Zinngranit ist der jüngste der in kurzen Abständen nacheinander aufgedrungenen und erstarrten zweiten Granitgeneration des Fichtelgebirges. Die erste (= Ältere) Granitgeneration ist vor rund 320 Mio. Jahren intrudiert. Zu ihr gehört der Weißenstadt-Marktleuthener Granit (= G1-Granit). Die zweite Generation umfasst die Granite G2 (= Dach- und Randgranit), G3 (= Kerngranit) und G4 (= Zinngranit).

Der Zinngranit ist ein Granit, in dem das Magma bereits stark "differenziert" war. D.h., dass durch Kristallisationsvorgänge bereits viele Elemente angereichert waren, die bisher nicht zur Kristallisation kamen. Dadurch reicherten sich u.a. Uran und Zinn an. Aus diesem Grunde sind diese beiden Metalle im Zinngranit angereichert.

Das Zinn kommt im Zinngranit feinverteilt oder in Zinn-führenden Gängen vor. Durch Verwitterung wurde das Zinn aus dem Gestein freigesetzt und besonders während der pleistozänen Kaltzeiten umgelagert und in Form der Seifen auf sekundärer Lagerstätte angereichert.



Abb. 2: Übersichtskarte zu den historischen Abbauorten des Zinns am Schneeberg-Massiv. Nach Stettner 1956; Grafik: GEOPARK Bayern-Böhmen. Zum Vergrößern in die Abbildung klicken.
Im Bereich des Seehauses überschreitet man die Grenze zum Wunsiedler Orthogneis. Sein Ausgangsgestein - ein Granit - hat ein radiometrisches Alter von 480 ± 4 Mio. Jahren (frühes Ordovizium). Der Granit wurde während der Variszischen Gebirgsbildung in einen Orthogneis umgewandelt.



Abb. 4: Wunsiedler Orthogneis. Charakteristisch sind die von der Schieferung lidartig umflossenen großen Feldspäte.
Den Gipfel des Nußhardt baut der Kerngranit (G3-Granit) auf. Dies ist ein mittel- bis großkörniger Granit.



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Der Bergbau unterhalb des Seehauses

In Kürze.




Abb. 1: Schummerungskarte der Saugasse zwischen dem Parkplatz an der B 303 und dem Seehaus. Grundlage: DGM 1 Open Data Bayerisches Landesamt für Vermessung; erstellt von GEOPARK Bayern-Böhmen. Zum Vergrößern in die Abbildung klicken.






Abb.: Kartierung der Bergbauspuren entlang der B 303 und der Saugasse. Bearbeitet von Phillip Maul (2012). Zum Vergrößern in die Abbildung klicken.



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Goethe zu Besuch auf dem Nußhardt

Bekanntester Besucher des Nusshardt ist wie so mancherorts im Fichtelgebirge Johann Wolfgang von Goethe. Mit seinen Reisebegleitern Karl Ludwig von Knebel und Friedrich Gottlieb Dietrich wanderte er bei seinem ersten Aufenthalt im Fichtelgebirge (30.6.1785 - 3.7.1785) am 1. Juli 1785 von Wunsiedel über Leupoldsdorf und das Seehaus zum Ochsenkopf. Auf dem Rückweg ging es wieder über das Seehaus und von hier aus zum Nußhardt. In Knebels Reisebericht heißt es hierzu: "Das vortreffliche Granitgebäude von breiten, größeren und kleineren, horizontalen Massen, mit dazwischen vorkommenden senkrechten Spaltungen zeigt sich daselbst, und mag vielleicht nur von den auf dem Rudolfstein übertroffen werden, zu dem wir uns aber nicht mehr hinwagten, weil heftige Gewitter die Hälfte des Himmels belagert hielten, und uns den weiteren Heimweg hätten versperren können."



Abb.: Tafel zur Erinnerung des Besuches von Johann Wolfgang von Goethe am Seehaus am 1. Juli 1785; zu finden am Seehaus.

Touren-Beschreibung

"Zwischen der Hohen Farmleiten und diesem gewaltig hohem Schneeberg gegen Bischofsgrün zu steiget der Nußhardt in die Höhe welches ein rauhes und fast unüberwindliches Klippengebürge ist so freylich einem, der es ersteigen will harte Nüsse aufzubeißen giebet..." Pachelbel 1716

Unser Weg führt uns zunächst entlang der Saugasse in Richtung Seehaus. Schon bald sind die Eingriffe der Bergleute links des Weges anhand der umgeleiteten Wasserläufe und der großen Gruben zu erkennen.



Abb.: Abgeleiteter Wassergraben. Mit solchen Maßnahmen konnte das Wasser dorthin geführt werden, wo man es für die Zinnwäsche brauchte.
Dort, wo wir zum zweiten Mal eine breite Forststraße queren, können wir uns nach links wenden. Nach wenigen Metern führt eine Schneise parallel zu dem breit ausgeräumten Pingen-Bereich bergauf. Diese Schneise sollte ursprünglich als Rodelpiste ausgebaut werden, was jedoch nicht realisiert wurde. Wenn man diese zum Aufstieg nutzt, hat man immer wieder mal einen guten Blick in die große Pinge.

Am oberen Ende erreichen wir das Seehaus.



Abb.: Das Seehaus steht an der Stelle des alten Zechenhauses. Hier saß Johann Wolfgang von Goethe am 1. Juli 1785 und sah den Zinnwäschern bei der Arbeit zu.
Vom Seehaus aus geht es zunächst über ein Stück einer felsenlosen Hochfläche, aus der sich nach rund 700 m Wegstrecke markante Felsgebilde herausheben. Man kann sich gut vorstellen, wie diese Felsengruppe vor wenigen Jahrmillionen (im Neogen) eine flache Landschaft imposant überragt haben könnte.

Der Anstieg des Weges hinauf zu der Felsengruppe, die bereits im Naturschutzgebiet Nußhardt liegt, und weiter zum Nußhardt führt zunächst durch den Wunsiedler Orthogneis. Dieser ähnelt nur im ersten Augenblick einem Granit. Auf den durch viele Wandererstiefel glattpolierten Trittflächen fallen in diesem Gestein große Feldspäte auf, die von der Schieferung des Gesteins umflasert werden. Oft werden die Feldspäte durch die Schieferung wie von Augenlidern "umflossen", so dass das Gestein gerne auch als "Augengneis" bezeichnet wird. Die Bezeichnung "Ortho..." weist darauf hin, dass es sich ursprünglich um einen Granit gehandelt hat. Dieser ehemalige Granit ist jedoch sehr viel älter als die Fichtelgebirgsgranite und war - wie seine Verschieferung zeigt - bereits vor der variskischen Gebirgsbildung vorhanden. Oft kann man im Gestein erkennen, dass bei seiner plastischen Verformung in großer Tiefe (> 10 km) die Feldspäte um ihre eigene Achse rotiert sind.

Nach einigen Metern erreicht man die eigentliche Felsengruppe des Nußhardt (972 m NN). Markant sind die rundlichen Formen der Felsen, die wie Walfischrücken aussehen. Viele Granitblöcke liegen jedoch nur scheinbar ungestört übereinander. Oft sind sie verstürzt und bilden regelrechte Höhlen. Durch eine (die Nußhardtstube) kann man den Weg nach oben, hinauf auf die Felsengruppe, suchen. Einfacher geht es aber über den Hauptweg.



Abb.: Die rundlichen Granitfelsen des Nußhardt.
Oben angekommen lohnt es sich, den Blick rundherum schweifen zu lassen: Schneeberg mit Haberstein, Ochsenkopf mit Weißmainfelsen, zwischen beiden das breite Tal, durch das die B 303 führt. Richtung Südwest ist über den sagenumwobenen Fichtelsee hinweg Mehlmeisel zu erkennen (Bild 5).

Auch der Blick auf die Felsengruppe des Nußhardt ist vom Gipfel aus interessant. Schnell lässt sich erkennen, dass die Felsengruppe durch die Einwirkung von Verwitterung und Schwerkraft langsam zerfällt.

Auf dem Gipfel des Nußhardt finden sich einige so genannte "Druidenschüsseln". Dies sind wannenartige Vertiefungen im Gestein, die häufig als heidnische religiöse Opferwannen gedeutet worden sind. Mit diesen Vertiefungen wurde auch der Name des Nußhardt in Verbindung gebracht. Er soll sich - so einige Autoren - von der Flussgöttin der Germanen, Nussa (Nocca) ableiten. Tatsächlich handelt es sich um natürliche Verwitterungsmulden im Granit wie sie auch an vielen anderen Stellen im Fichtelgebirge zu beobachten sind. Auch der Name "Nußhardt" (oft in der Literatur auch "Nossert" oder "Nussert") ist einfacher zu erklären: "Nusser" oder "Nosser" ist vermutlich von Nußhäher abzuleiten und "hardt" oder "hart" bedeutet so viel wie Wald.



Abb.: Links: Blick von der Aussichtsplattform auf dem Nußhardt auf den benachbarten Felsen mit Gipfelkreuz. Rechts: Die "Druidenschüsseln" auf dem Aussichtsfelsen.



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Stichworte

Historischer Zinnbergbau, Fichtelgebirgsgranit, Wunsiedler Orthogneis


Zusammenfassung


 Kategorie: Wanderung
 Strecke: ca. 2,5 Kilometer (einfach)
 Höhenunterschied: 200 Meter
 Einfache Wegstrecke

   


Die Wanderung führt über die sogenannte Saugasse und entlang des historischen Zinnabbaugebietes zunächst zum Seehaus, anschließend über die Hochebene zum Naturschutzgebiet Nußhardt.

Einkehrmöglichkeiten im Seehaus oder am Fichtelsee.

Besuchsemfpehlung: Fichtelsee (gut erreichbar ab Seehaus-Parkplatz).


Weitere Hintergrundinfos


  Geologische Karte (Bayernatlas)

Tipp: Laden Sie sich die GPX-Daten herunter und laden Sie diese im Bayernatlas in der geologischen Karte dazu. Dann sehen Sie, durch welche geologischen Einheiten der Weg führt. Durch Klick in die jeweilige geologische Einheit erhalten Sie die zugehörigen Informationen zu den Gesteinen.

    Erreichbarkeit mit dem PKW


Von Bad Berneck und von Wunsiedel über die Bundesstraße B 303

Parken am Parkplatz Seehaus unmittelbar an der Bundesstraße


GPS: 50.02745, 11.85816




    Erreichbarkeit mit ÖPNV


Mit ÖPNV erreichbar. )

Download


   GPX-Daten


   pdf-Dokument (noch nicht verfügbar)

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