Betzenstein | Naturpark Veldensteiner Forst - Frankenjura
Auf den Spuren der ältesten Reliefformen Mitteleuropas
Erdgeschichtliche Wanderung durch die Betzensteiner Kuppenalb
ZUSAMMENFASSUNG
Viele Geowissenschaftler gehen heute davon aus, dass die Verkarstung zur Zeit der
Unterkreide ein bizarres Karstrelief mit markanten Karstkegeln (= Mogoten) hervorgebracht hat.
Dabei wurden bereits viele der heutigen Höhlen durch unterirdisch die Kalkformationen durchströmende Karstgewässer,
ja sogar Karstflüsse, geformt. Die spätere Taleintiefung hat diese Höhlensysteme angeschnitten und voneinander isoliert.
Wann diese Eintiefung im Raum Betzenstein erfolgt ist, muss noch geklärt werden. Sie kann infolge der Absenkung der
Hollfeld-Veldensteiner Senke teilweise bereits vor dem kreidezeitlichen Meeresvorstoß oder auch erst sehr viel später
im Quartär (in den letzten 2.5 Mio. Jahren) geschehen sein. Viele isolierte Felsgruppen mit Resten von Oberkreide-Ablagerungen
dazwischen lassen jedoch vermuten, dass die heutigen Talzüge teilweise schon existiert haben und demnach zur
Zeit der Oberkreide vom Meer geflutet wurden. Die Karstkegel könnten zu dieser Zeit also tatsächlich
Pfeiler in der Brandung gewesen sein - wenn aber schon mit den zahlreichen Hohlformen versehen.
Betzenstein liegt am westlichen Rand der großen Hollfeld-Veldensteiner Senke, durch die vor rund 80 bis 95 Mio. Jahren
(in der Zeit der mittleren Kreide) das Meer bis in den Raum Kulmbach nach Norden vorstieß. Von diesem Meeresgolf
aus griff das Meer auch über die Ränder hinweg in ein bizarres Karstrelief hinein. Teilweise dürfte die
Landschaft dadurch den Charakter so mancher Küstenregion im heutigen Vietnam gehabt haben, auch wenn die
Karstberge Frankens nicht die dortigen Höhen hatten.
Auf einer Wanderung vom westlichen Ortsende von Betzenstein (startend am Wanderparkplatz
unterhalb der Klauskirche) können mehrere sehr schöne Felsengruppen mit Durchgangshöhlen und
Durchbrüchen besichtigt werden. Der Wanderweg folgt zum größten Teil dem Fränkischen
Gebirgsweg bzw. dem Betzensteiner Wanderweg "Roter Punkt".
Geologischer Hintergrund
Oft werden die Durchgangshöhlen und Durchbrüche in den Dolomitfelsen rund um Betzenstein als Formen
gedeutet, die durch die kreidezeitliche Meeresbrandung geschaffen wurden. Dies ist wenig wahrscheinlich,
doch ist eine Überprägung der vielleicht schon in der Unterkreide (zwischen ca. 135 und ca. 100 Mio. Jahre vor heute)
entstandenen Karstberge nicht auszuschließen. Denn bereits zu dieser Zeit waren die Kalksteine und Dolomite der
Frankenalb das erste Mal einer intensiven Verkarstung ausgesetzt, nachdem sich das Jurameer infolge der
Heraushebung der Frankenalb zurück gezogen hatte.
Abb.: Geologische Karte der Umgebung der Wanderstrecke. Grundlage: Umweltatlas Bayern; bearbeitet von GEOPARK Bayern-Böhmen.
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Abb.: Reliefbild der Betzensteiner Kuppenalb auf der Grundlage von SRTM-Daten (30 m). Grafik: GEOPARK Bayern-Böhmen.
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Abb.: Die Meeresvorstöße während der Oberkreide über die zentrale Frankenalb. Grafik: GEOPARK Bayern-Böhmen.
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Abb.: So könnte die Landschaft um Betzenstein vor rund 80 - 95 Mio. Jahren ausgesehen haben -
die Karstberge waren allerdings nicht ganz so hoch. Hier im Bild ist die Holong-Bucht im Norden Vietnams zu sehen. Foto:
© Sauerkraut - Fotolia
Eine lagunenartige Meeressituation in der Zeit der Oberkreide in der Umgebung von
Betzenstein wird durch sehr fossilreiche Meeresablagerungen angezeigt, die allerdings nur an
sehr wenigen Stellen heute noch aufzufinden sind. Diese sind auf der nördlichen Frankenalb eine
große Besonderheit und werden als Betzensteiner Kreidekalke bezeichnet. Die Kalksteine wurden in
einem flachen, Licht durchfluteten und warmen Meeresbecken abgelagert.
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Touren-Beschreibung
Nur wenige Treppenstufen geht es vom Parkplatz hinauf zur Felsengruppe der Klauskirche. Die Felsengruppe - ausgewiesen als Naturdenkmal - wird aufgebaut aus dolomitisierten Schwammriffen, die sich im Jurameer vor rund 135 bis 150 Mio. Jahren bildeten. Die Riffe wurden von Schwämmen und Kalkalgen aufgebaut. Da gleichzeitig zum Wachstum der Riffe die Meeresbecken in ihrer Umrahmung mit Kalkschlamm aufgefüllt wurden, überragten die Riffe den Meeresboden meist nur als wenige Meter hohe Schwellen. Durch die Zirkulation des Meerwassers durch die sehr porösen Riffkomplexe wurden die Kalkablagerungen zum größten Teil in Dolomit umgewandelt ("Frankendolomit").
Abb.: Links: Aufgang zur Klauskirche. Rechts: Das Naturdenkmal Klauskirche - eine Durchgangshöhle.
Hexentor
Zum Erreichen des Hexentors folge man nach dem Durchschreiten der Klauskirche der Wanderwegmarkierung nach rechts (entlang des Zauns des Freibades Betzenstein). Der Weg führt zunächst zur "Windmühle". Diese war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Betrieb, wurde aber 1917 wegen Baufälligkeit abgerissen. Nach einigen 100 m vom Hauptweg in den Waldweg nach links abzweigen (der Markierung "Roter Punkt" folgend). Nach kurzem Weg erscheint die Felsengruppe "Hexenboden" mit dem "Hexentor".
Von dort geht es weiter nach Kröttenhof. Den Ort auf der Fahrstraße durchqueren und nach dem letzten Hof auf der rechten Seite den Weg nach rechts nehmen. Dem Weg und der Markierung folgen. Nach kurzem Weg durch das Trockental den schmalen Fußpfad in den Wald folgen, dann gleich den schmalen Weg nach links nehmen. Nach kurzer Zeit erreicht man den Wasserstein mit seinem Wassertor.
Abb.: Teilstrecke kurz nach Kröttental durch das Trockental. Besonders lohnenswert ist die Wanderung im Herbst mit seinen herrlichen Laubfarben.
Wassersteintor
Auch der Wasserstein besitzt ein markantes "Tor", das Wassersteintor, das besonders schön von der Westseite her zu betrachten ist.
Abb.: Das Wassersteintor.
Großer Wasserstein
Der weitere Weg führt um die Felsengruppe herum zu einer vorgeschichtlichen Zufluchtsstätte im Halbrund der Felsen des Großen Wassersteins. Hier findet sich auch ein Hinweisschild auf einen besonderen Fund, den man im Höhlenlabyrinth des Wassersteins 1951 gemacht hat. Hier entdeckte der Nürnberger Dr. Georg Brunner erstmals in Deutschland ein fossiles Skelett des kleinsten europäischen Landsäugetieres: Sorex minutissimus (Knirpsspitzmaus). Diese kommt heute noch vor.
Abb.: Historisches Infoschild unterhalb des Großen Wassersteins.
Abb.: Blick zurück in Richtung Großer Wasserstein.
Beim Erreichen der Höchstädter Straße ist es nun jedem selbst überlassen, der Markierung "Senkrechter roter Strich" nach Hüll (dort spätgotische Kirche) zu folgen. Von dort nach Betzenstein.
Kürzer ist es, der Höchstädter Straße Richtung Betzenstein ("Roter Punkt") zu folgen. Kurz nach Passieren der Abzweigung der Straße Richtung Kröttenhof liegt linkerhand der Bauhof der Stadt Betzenstein. Kurz danach in den Waldweg einbiegen (dem Schild "Pension Windmühle" folgend). Nach kurzem Weg erreicht man wieder die Klauskirche und den Ausgangspunkt.
Beim Weitergehen achte man darauf, dass sich am Ende der Felsengruppe die Wanderwege "Roter Punkt" und der "Fränkische Gebirgsweg" voneinander trennen. Man folge dem "Roten Punkt" bzw. dem Fußpfad nach rechts um die Felsengruppe herum. Man durchstreift beim weiteren Weg ein Blockfeld aus Felsen, die sich aus dem Wasserstein gelöst haben
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Stichworte
Betzensteiner Kuppenalb, Kreidzeit, Verkarstung, Malmriffe
Zusammenfassung
Kategorie: Wanderung | ||
Strecke: ca. 4 Kilometer | ||
Höhenunterschied: 50 Meter | ||
Rundweg |
Die Wanderung führt durch einen besonders schönen Teil der Betzensteiner Kuppenalb. Mehrere Karstformen können bequem und sicher besucht werden.
Einkehrmöglichkeiten in Betzenstein und Stierberg.
Besuchsemfpehlungen:
Aussichtsturm oberhalb von Betzenstein (Rundweg von der Stadtkirche ca. 900 Meter, Höhenunterschied ca. 30 Meter).
Ausstellung zur Ortsgeschichte und Geologie im Maasenhaus (Hauptstraße 44)
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag, 10.00 bis 14.00 Uhr | Freitag, Samstag (nur April bis Oktober) | Sonntag, 10.00 bis 12.00 Uhr
Weitere Hintergrundinfos
Geologische Karte (Bayernatlas)
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Erreichbarkeit mit dem PKW
Über die Autobahn A 9, Ausfahrt Plech, anschließend die St 2163 über Ottenhof nach Betzenstein.
Parken im Ort bzw. am Parkplatz am westlichen Ortsausgang Richtung Leupoldstein (unterhalb der Klauskirche; GPS: 49.68242, 11.41019)
Erreichbarkeit mit ÖPNV
Mit ÖPNV erreichbar. )
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