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GEOWEG KITSCHENRAIN

Kirchenthumbach | Sassenreuth



Erdgeschichte, Bergbau, Landschaft


Zusammenfassung


Die Geowanderung von Sassenreuth zum Kitschenrain berührt die geologischen Zeiteinheiten Mittlerer Jura (Dogger) und Kreide. Die Lage in der Nachbarschaft zur Kirchenthumbacher Störung hat eine besondere tektonische Situation geschaffen. Die "Sassenreuther Kreidemulde" zeichnet sich landschaftlich und in der Verbreitung des ehemaligen Bergbaus ab.

Die Wanderung führt zunächst auf einem "Doggersandstein-Lorbeerkranz" um die Sassenreuther Talmulde herum, über den Kamm des Kitschenrains zum Aussichtsturm auf dem Kalvarienberg und über die Heinersreuther Waldkirche zurück zum Ausgangspunkt.

Die Wanderung kann unter Auslassung des Kitschenrains auf 2,5 Kilometer (mit geringem Höhenunterschied) verkürzt werden. Dieser Teil der Wanderung ist besonders reich an schönen Fernblicken.



Impressionen und mehr



Hintergrund-Informationen

Geologie, Erdgeschichte


Schematische Darstellung einer Mulde mit anschließendem Sattel. Die Grafik stellt 
             nicht konkret die Situation in Sassenreuth dar, sie ist aber ähnlich.


Schematische Darstellung einer Mulde mit anschließendem Sattel. Die Grafik stellt nicht konkret die Situation in Sassenreuth dar, sie ist aber ähnlich. Zum Vergrößern ins Bild klicken.

Sassenreuth liegt im Kern der "Sassenreuther Kreidemulde". Eine geologische Mulde ist eine faltenförmige Einbiegung des Schichtenverbandes (siehe Grafik). Hat eine Mulde keine horizontale → Muldenachse, zeigt sich dies dadurch, dass die Schichten nicht nur beiderseits der Achse an die Erdoberfläche kommen, sondern sich in einem "Bogen" an der Oberfläche schließen. Die Geologen sprechen von einem "umlaufenden → Streichen". Wechseln verwitterungsanfällige und verwitterungsbeständige Schichten kann sich durch die Erosion in der Landschaft ein bogenförmiger Verlauf einer oder mehrerer Schichtrippen ergeben. Im Fall der Sassenreuther Kreidemulde bildet der Eisensandstein (Dogger) einen entsprechenden Kranz um die Sassenreuther Talmulde. Über diesen verläuft ein Teil des Wanderweges.

Im Kern einer Mulde befinden sich die jüngeren Gesteinsschichten. Sie entgehen dort der Erosion. In Sassenreuth sind dies Sedimentgesteine der Oberkreide; daher auch die Bezeichnung "Kreidemulde". Dabei ist "Kreide" der Name der geologischen Formation, nicht die Bezeichnung für das dort vorkommende Gestein (siehe unten).

Da die Sedimente der Kreidezeit mit eingemuldet sind, sind die tektonischen Vorgänge, die dies bewirkt haben, jünger als die Kreidesedimente. Die Tektonik ist im Zusammenhang mit den Bewegungen an der Kirchenthumbacher Störung zu sehen (Ende Oberkreide/Alttertiär).

Erdgeschichtliche Entwicklung

Schematischer geologischer Aufbau der Sassenreuther Kreidemulde.


Schematischer geologischer Aufbau der Sassenreuther Kreidemulde. Zum Vergrößern ins Bild klicken.

Der Schichtenaufbau der Sassenreuther Kreidemulde zeigt eine interessante geologische Entwicklung. Da die Oberkreide bereits dem Oberen Dogger (Ornatenton) auflagert, wurde der Malm (Weißer Jura) bereits vor Ablagerung der Oberkreide abgetragen. Da das Ausmaß dieser Abtragungsphase in der Umgebung unterschiedlich ist, muss es bereits tektonische Bewegungen vor der Oberkreide gegeben haben. Zusammengefasst sieht die Entwicklung wie folgt aus:

  • Ablagerung des Juras (einschließlich des Malms)
  • Tektonische Bewegungen; evtl. zeitgleich oder nachfolgend Abtragung bis in das Niveau des Ornatentons, z.T. tiefer; andernorts nur bis zum Malm
  • Intensive chemische Verwitterung des Ornatentons während der Unterkreide (Bodenbildung)
  • Umlagerung des verwitterten Ornatentons als "Ockerton" zu Beginn der Oberkreide
  • Ablagerung der nachfolgenden Sedimente der Oberkreide
  • Aktivität an der Kirchenthumbacher Störung mit Einmuldung der Sassenreuther Oberkreide
  • Während des späteren Tertiär und des Quartärs wird ein großer Teil der Oberkreide im Bereich von Kirchenthumbach wieder abgetragen; das heutige Relief wird herausmodelliert.

Der Eisensandstein (Dogger beta)

Eisensandstein in typischer Ausprägung mit sekundären Eisenerzbändern.


Eisensandstein in typischer Ausprägung mit sekundären Eisenerzbändern. Zum Vergrößern ins Bild klicken.

Die am Aufbau des Kitschenrains bedeutendste Schicht ist der Eisensandstein (= Doggersandstein). Sie ist im Bereich von Sassenreuth 65 - 75 Meter mächtig und baut zu einem großen Teil den Kitschenrain auf. Der ausstreichende Sandstein bildet die begrenzende Schichtrippe des Sassenreuther Talraumes. Der Hohlweg östlich von Sassenreuth bot in den 1950er Jahren ein wichtiges Referenzprofil durch die Doggersandstein-Formation (siehe Infospalte rechts).

Der Eisensandstein gehört stratigrahisch in den Dogger beta. Der gesamte Dogger wird aufgrund der Farbe des ihn dominierenden Sandsteins auch als Brauner Jura bezeichnet (= Mittlerer Jura). Der Dogger umfasst einen Zeitraum von 175 bis 161 Mio. Jahren. Der Doggersandstein wurde innerhalb eines Zeitraumes von rund 3 Mio. Jahren um 173 Mio. Jahren vor heute abgelagert. Ablagerungsraum war das Süddeutsche (= Germanische) Becken, das zur Zeit des Juras von einem flachen Meer überflutet war, bzw. dessen östliche Randzone.

Der Eisensandstein ist ein sehr homogener, feinkörniger Sandstein mit charakteristischer gelbbrauner Farbe. Durch Entfärbung kann er oberflächennah sehr helle (weiße) Farben annehmen. Typisch sind sekundäre Eisenverlagerungen, z.T. als Bänder oder Schwarten im Gestein.

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Historisches

Spätestens seit dem Hochmittelalter war die heutige Oberpfalz als Teil des baierischen Nordgaus ein Zentrum des Eisenbergbaus und der Eisenverarbeitung in Europa. Schwerpunkte des Abbaus waren die Kreideerze auf der Westseite des Hahnbacher Sattels, die Doggererze der westlichen Oberpfalz (Sulzbach-Rosenberg, Kirchenthumbach, Pegnitz) sowie Eisenerze, die an den Wunsiedler Marmorzug des Fichtelgebirges gebunden waren. Oft wird die Region daher auch als "Ruhrgebiet des Mittelalters" bezeichnet.

Im 14. und 15. Jahrhundert versorgte der Oberpfälzer Eisenerzbergbau etwa 300 Hütten- und Hammerwerke. In diese Epoche fiel auch der rasante politische Aufstieg und die stark anwachsende wirtschaftliche Bedeutung der ehemaligen Freien Reichsstadt Nürnberg und die enge Verzahnung mit dem Oberpfälzer Eisenerzbergbau. In Nürnberg entstand ein stark expandierendes Metallhandwerk, welches hauptsächlich hochwertige Waffen und Rüstungen für stets mehr und immer entferntere Absatzmärkte erzeugte.

Das älteste nachgewiesene Hammerwerk im Gemeindegebiet von Kirchenthumbach mit überregionaler Bedeutung war der Metzenhammer im heutigen Metzenhof (südöstlich Kirchenthumbach). Vermutlich war der Hammer bereits 1341 während der ersten "Hammereinigung" schon in Betrieb, sicher aber ab der zweiten Hammereinignung 1387. Die Hammereinigung war ein Kartell, ein Zusammenschluss von eisenproduzierenden Hammerwerken mit klaren Handels- und Produktionsregeln gestaltet von der Regierung in Amberg. Weitere Hammerwerke gab es z.B. auf der Haselmühle und der Blechmühle. Auch in Sassenreuth könnte bereits ein Hammerwerk existiert haben, doch müssen Lage, Betreiber usw. noch erforscht werden.

Schichtenfolge der vier in den 1950er Jahren von der Maxhütte bei Sassenreuth abgeteuften Bohrungen auf der 
             Suche nach Eisenerzen. Aus: Neupert, E. (1960).


Schichtenfolge der vier in den 1950er Jahren von der Maxhütte bei Sassenreuth abgeteuften Bohrungen auf der Suche nach Eisenerzen. Aus: Neupert, E. (1960). Zum Vergrößern ins Bild klicken.

Zahlreiche Schlackenfunde und Flurnamen belegen die Jahrhunderte lange Existenz von Bergbau bzw. Eisen- und Farberdegewinnung: Frauenschacht und Erzleite bei Sassenreuth, Zinnschacht ("Zieh" - in der Umgangssprache) bei Metzenhof, Hammer- und Sinterweiher bei Metzenhof. Diese Liste ließe sich südöstlich durch den Truppenübungsplatz beliebig fortsetzen. Familiennamen bzw. Hausnamen "Steiger" und "Schiener" (Schien = Eisenbarren) bezeugen ebenfalls das frühere Gewerbe in der Region.

Die Eisenerzlager um Kirchenthumbach befinden sich alle entlang der "Kirchenthumbacher Verwerfungszone". Aus den historischen Quellen lässt sich allerdings nicht zweifelsfrei herauslesen, wie die einzelnen Erzvorkommen stratigraphisch, d.h. altersmäßig zuzuordnen sind. Hier besteht Forschungsbedarf. Hauptsächlich dürfte es sich um primäre Eisenflöze und sekundäre Eisenanreicherungen innerhalb des Doggersandsteins handeln. Die Dogger-Eisenerze wurden offensichtlich bereits während der Oberkreide teils umgelagert, so dass wohl auch "Kreideerze" vorkommen.

Die in den 1950er Jahren von der Maxhütte bei Sassenreuth abgeteuften Bohrungen (Sassenreuth I bis IV: 87, 66, 34 und 26 m; Profilbeschreibungen unter "Weitere Hintergrundinfos", rechts) waren offensichtlich auf Kreideerze aus, da die Bohrungen teils gar nicht bis in den Dogger beta hinabreichten.

Wichtiger als Eisenerze waren in Sassenreuth Farberden, die spätestens seit dem 17. Jahrhundert abgebaut wurden. Auf den Abbau der Eisenerze und der Farberden in Sassenreuth soll nachfolgend näher eingegangen werden.

Die Anfänge des Bergbaus in Sassenreuth

Der älteste bisher gefundene Nachweis über Bergbau Aktivitäten in Sassenreuth aus den Jahren 1583. Verbleib: StAArchiv Amberg.


Der älteste bisher gefundene Nachweis über Bergbau Aktivitäten in Sassenreuth aus den Jahren 1583. Verbleib: StAArchiv Amberg. Zum Vergrößern ins Bild klicken.

Die älteste Erwähnung eines Eisenerz-Bergbaus in Sassenreuth findet sich in einem Dokument aus den Jahr 1583. In diesem geht es um Streitigkeiten um das "Artzgraben" in Sassenreuth zwischen dem Besitzer von Burggrub, Hans Wolf von Heldritt, und der Obrigkeit. Der Bergmeister zu (Neu)Albenreuth, Anselm Rüelein, hatte 1583 Hans Eberwirt zu Bindlach, Friedrich und Hans die Holln zu Creußen und Conrad Köferl von Warmensteinach einen freien Schurf zwischen den Dörfern Sassenreuth und Metzlasreuth verliehen. Dies jedoch unter der Maßgabe, dass sie die betroffenen Grundbesitzer (wegen der entstehenden Schäden) entschädigen sollten. Weil es tatsächlich zu erheblichen Schäden an den Feldern des Burggrubischen Besitzes kam, verlangte der Besitzer von Burggrub, Hans Wolf von Heldritt, entsprechende Entschädigungen und Strafen für die Erzgräber. Da das "Bergregal", also das Recht, über die Bodenschätze zu verfügen, jedoch beim Landesherren lag, und sich Heldritt mit seiner Forderung darin einmischte, kam es zum Prozess. Heldritt wurde seinerseits zu einer Geldstrafe verurteilt, wobei unklar ist, ob er diese auch wirklich zahlen musste.

Der Abbau von "Rotter und Gelber Erde", also von Farberden ist in Sassenreuth seit dem Jahr 1672 nachweisbar:

"Von Saxenreuth über die Felder kommt inder Lohe ein kleines Bächlein heraus, wird Saugraben genannt; da findet sich allernächst das Schmidt-Ackers eine von wildem Wasser ausgeflötzte Grube, in welcher die gelbe Erdte oder Kreide vorhanden" ... "Allernächst dieser Gruben linker Hand hat es einen Holzwachs, durch welchse das Bächlein seinen Einfall hat, so man das Frauenholz nennt, etwa 220 Schritt, befindet sich die rote Erdten."

Ab da suchte man nicht nur nach Eisenerz, sondern auch nach roter (Röthel, Bolus) und gelber Farberde (Ocker). Ocker und Röthel sind sehr feinkörnige Sedimente (v.a. Tone) mit einem hohen, färbenden Eisengehalt (wasserfreies, dreiwertiges Eisen = rot; wasserhaltiges Eisenerz, Limonit = gelb).

Der Bergbau in Sassenreuth im 18. und 19. Jahrhundert

Über den Bergbau in Sassenreuth ist für das 18. Jh. noch wenig bekannt. In seiner "Beschreibung der Gebirge von Baiern und der oberen Pfalz" von 1792 beschreibt Mathias von Flurl, einer der Begründer der Geologie von Bayern, Eine ausführliche Darstellung findet sich bei Carl Wilhlem von Gümbel 1893 (Sitzungsbericht der mathematisch-physikalischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München).

"Die letzte bedeutende Erzablagerung in nördlicher Richtung breitet sich in dem weiten Kessel von Sassenreuth aus. In dieser tiefen wasserreichen Bucht ist das Erz besonders mild und geht vielfach in schönen gelben Ocker über, der als Farberde gewonnen wird. Sonst ist z.Z. das Erzrevier ausser Betrieb, da ein angelegter Stollen nicht tief genug angesetzt werden konnte, um das überaus wasserreiche Gebirge trocken zu legen.

In diesem von 0.[sten] her durch den von Kutschenrain her streichenden Bergrücken auf ungefähr 600 m Länge getriebenen, mit 5 Lichtschächten versehenen Tiefbaustollen durchörterte man von Tag herein die in St. 6 mit 46° nach W. einfallenden Keuperschichten, welche vorwaltend aus röthlichen und weisslichen Sandsteinbänken mit zwischen gelagertem röthem, grauem und weisslichem Lettenschiefer bestanden, auf eine Länge von beiläufig 275 m. Darin stiess man 23 m unter der oberen Keupergrenze auf ein Flötzchen von Keuperkohle und auf eine harte Eisensteinschwarte, welche die Abgrenzung gegen den auflagernden Lias zu bilden scheint. In letzterem machte sich bei 284 m der Gesammtstollenlänge ein gegen 4 m mächtiges Flötz des oberliasischen Kalks mit Monotis substriata bemerkbar.

Dann wurde auf 100 m Opalinusthon und endlich auf 206 m Eisensandstein und Doggeroolith durchfahren bis vor Ort, wo die Ueberhandnahme von schwimmendem Gebirge dem Fortbetrieb die grössten Schwierigkeiten bereitete. In diesem Sandstein stiess man auch auf das bei Troschenreuth als Farberdematerial gewonnene rothe Lettenflötz (sog. Bolus).

Ueber Tag streichen auf der Ostseite der Mulde auch die tiefsten Schichten der untersten Malmstufe aus, welche gegen die Tiefe von der Abgrenzungsspalte [= Kirchenthumbacher Störung], ähnlich wie bei Amberg abgeschnitten wird. In der Muldenmitte liegt das lettige, l - 3 m mächtige Eisenerzflötz unter einer dicken Decke von meist lockeren, von Wasser durchtränkten, als Schwimmsand schwierig zu bewältigenden, z. Th. zu festem Sandstein verdichteten Sandschichten mit Zwischenlagen von Letten- und Hornstein-führendem Geröll. Auch das Liegende des Flötzes besteht aus ähnlichen, zur Bildung von Schwimmsand geneigten lockeren Massen, so dass wegen der Schwierigkeit des Betriebes der Bergbau eingestellt wurde und jetzt nur am Westrande der Mulde die Gewinnung von Farberde zeitweise in kleinen Gruben stattfindet.*"


*) Anmerkung: Es könnte sich hierbei um das Pingenfeld an Station 6 des Rundweges handeln.

Text Gümbel schließen


Titel Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern.


Titel Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern. Zum Vergrößern ins Bild klicken.


Auszug aus dem Topogr.-stat. Handbuch von 1868 mit den Bergwerken in Sassenreuth (gelb markiert). Zum Vergrößern ins Bild klicken.


Auszug aus dem Topogr.-stat. Handbuch von 1868 mit den Bergwerken in Sassenreuth (gelb markiert). Zum Vergrößern ins Bild klicken.

Bereits 1853 erwähnt Gümbel im "Correspondenzblatt des Zoologisch-mineralogischen Vereins in Regensburg" die Brauneisenstein-Erze von Thumbach (Kirchenthumbach), Sassenreuth und Thurndorf sowie die Gelberden bei Thumbach und Thurndorf.

Mutungen, d.h. das alleinige, von einer Bergbaubehörde an einen Antragsteller (dem Muter) erteiltes Recht, in einem festgelegten Zechenareal nach einem Bodenschatz zu suchen, sind für das Gebiet von Sassenreuth seit 1847 nachgewiesen. Ob jeweils auch eine Abbaugenehmigung erteilt wurde bzw. abgebaut wurde, ist für viele Fälle jedoch nicht nachweisbar.

1863 wurde die Bergwerksgewerkschaft „Röthelgrube Berta“ gegründet. Der Abbau ist vermutlich den Gruben auf der Südseite des Wölkersberges, etwa am Zusammenfluss von Grubbach und Saubach) zuzuordnen. Aus den Jahren 1864 bis 1865 sind Jahresrechnungen des Schichtmeisters Xaver Brunner für die „Bolusgrube Bertha“ überliefert.

Im „Topografisch-statistischen Handbuch des Königreichs Bayern“ von 1868 findet sich ein Verzeichnis von Zechen und Gruben in Sassenreuth. Zum Eisensteinbergbau sind genannt die Vereinte Anna Zeche und die Zeche Friedrich, die beide von einer Bergwerksgewerkschaft betrieben wurden. An anderer Stelle finden sich Belege dafür, dass für die Zeche Friedrich 1860 eine Mutung mit einer Laufzeit bis 1954 registriert wurde. Investoren waren Olivier Goffard aus München und der Augsburger Hofrat Dr. Friedrich von Kerstorf. 1857 hat Olivier Goffard einen Genehmigungsantrag zum Betrieb einer „Wasserhebungsdampfanlage in dem Bergwerke zu Sassenreuth“ gestellt. Die Anlage befand sich hinter dem jetzigen Anwesen Steiger (Familie Braun) am Ortseingang von Sassenreuth.

Nachgewiesen ist, dass die Nürnberger Firma Klett & Comp. im Jahr 1872 Eisenerzgruben in Sassenreuth erworben hat. Eingetragen ist eine Mutung für die Eisenerzgrube „Gottesgabe“ (Laufzeit von 1875 bis 1954). Klett & Comp. stellten damals Eisenbahnwagons, Dampfmaschinen und Rüstungsgüter, aber auch Brückenelemente her. Aus Klett & Comp. wurde 1898 die Firma MAN.

Weitere im Topogr.-stat. Handbuch genannte Zechen von Bergwerksgewerkschaften (= Gesellschaften) sind die Röthel-Gruben „Neue Hoffnung“ und „Cotta“.

Von 1906 bis 1911 gab es Grubenfelder der Eisenwerksgesellschaft Maximilianshütte am Kitschenrain, wahrscheinlich jedoch auf der Thurndorfer Seite und auf Kirchengrund der Pfarrei.

1922 beantragte die Eisenwerksgesellschaft Maxhütte eine Konzession zur Aufsuchung von Eisenerz bei Sassenreuth. Ob je gefördert wurde, ist allerdings nicht bekannt.

1936/37 untersuchten die Bayerischen Berg-, Hütten- und Salzwerke AG (BHS; gegr. 1927) die Erzvorkommen. Es wurden 25 Schächte angelegt. Ein Abbau fand jedoch nicht statt.

Anfang der 1950er Jahre führte die Maxhütte erneut Probebohrungen (Sassenreuth I bis IV) durch, um den Erzhorizont zu erkunden. Ein Abbau fand auch hier nicht statt.

Farberden wurden bis in die 1960er Jahre abgebaut. Ein bedeutendes Privatunternehmen war dabei die Firma Braun.

Die Braun'schen Zechen in Sassenreuth

Das Topogr.-statistische Handbuch von 1868 nennt neben den gewerkschaftlichen Gruben auch solche privater Betreiber, so „Sophienzeche“, „Säugraben“, „Josephszeche“ und „Ludwigszeche“. Mehrere davon wurden von dem „Steiger“ Georg Braun betrieben. Die Archivalien nennen weitere Mutungen Georg Brauns, z.B. die Eisenerz-, Bolus- und Ockergrube „Metzner“ zwischen Sassenreuth und Tagmanns 1869. Weiter besaß er Rechte für die Eisenerz- und Ockergrube „Braunzeche“ (seit 1866). Die Laufzeit der Mutungen betrug teils bis 1954, für eine Grube wohl sogar bis 1999. Bereits seit 1864 hatte Braun die Rechte für die Eisensteingrube „Franzzeche“. Für das Jahr 1890 sind weitere Mutungen dokumentiert, so für die „Ludwigszeche“ und die „Josephszeche“. Beide wurden später jedoch überschrieben bzw. gelöscht.

Am 17. November 1888 beantragt Johann Braun, Sohn von Georg Braun, beim Kgl. Bezirksbergamt Bayreuth, dass die Braunszeche „wieder in Betrieb gesetzt werde“. Am 28. April 1902 wird zu dieser Zeche ein Befahrungsbericht durch das Bergamt erstellt, die Zeche dort als Rötel- und Ockergrube bezeichnet. Berichtet wird von drei Schächten mit je 20 m und zwei Schächten mit 14 m, die in Betrieb sind.

Vorarbeiter („Steiger“) ist ein Wolfgang Geiger. Das Bergamt mahnt an, dass dieser nicht namentlich bekannt sei und ein Eignungszeugnis als „Bergmann“ benötige. Am 18. März 1905 erfolgt eine Meldung über die Braunszeche an das Bergamt Bayreuth über den Betrieb von zwei offenen Schächten. Einer dieser Förderschächte liegt nicht an einer öffentlichen Straße und ist mit einer Bretterhütte eingeschlossen. Der Schachtdurchmesser wird mit 1,60 m x 1,0 m angegeben. Ausgekleidet sei der Schacht mit Rundholz, trotzdem ginge von ihm „viel Gefahr“ aus. Der andere Schacht sei gesichert und im „Ruhezustand“.

In einem Betriebsplan vom August 1906 werden drei neu errichtete Schächte beschrieben: Schacht 8 (9,90 m tief / 1,60 m x 1 m im Querschnitt), Schacht 9 (18 m tief / 1,6 m x 1 m im Querschnitt). Schacht 10 sei noch in Planung.

Im September 1912 werden die Ockergruben Metznerzeche und Franzenschacht eröffnet. Im gleichen Monat erfolgt die Meldung, dass der Betrieb der Braunszeche vorübergehend eingestellt wurde.

Im Februar 1918 erfolgt die Meldung über die Errichtung eines neuen Schachts durch Johann Braun. Berichtet wird von einer unterirdischen Eisenockergrube. Norbert Rauch wird mit der Leitung und Beaufsichtigung aller Gruben und Zechen des Johann Braun beauftragt und vom Bergbauamt bestätigt.

Am 14. Oktober 1919 errichtet Hans Braun (nicht mehr Johann Braun) die neue Ockergrube „Lotta“ (12 m tief). Am 3. Mai erfolgt eine außerplanmäßige vorübergehende Stilllegung, da Norbert Rauch nach Schirnding zu einem anderen Betrieb abgezogen wurde und ohne ihn der Betrieb nicht möglich war.

Am 23.11.1920 wird erstmals der Begriff „Farbtongrube Sassenreuth“ als Sammelbezeichung aller Gruben des Ortes verwendet. Die Bezeichnung wird im Zusammenhang mit dem Mangel an Rundholz für den Ausbau der „Arbeitsörter“ genannt. Wohl aufgrund der Reparationsleistungen infolge des Ersten Weltkrieges (zu denen auch die Lieferung von Holz gehörte) stand damals vermutlich kein einziger Baum mehr auf dem Kitschenrain.

Im Zeitraum von 1888 bis in die 1930er Jahre finden sich immer wieder Meldungen über die vorübergehende Einstellung des Betriebs und die Wiederaufnahme der einzelnen Gruben im Bergbaumt. Einer der Gründe dafür war, das im Frühjahr die Felder zu bestellen waren und im Herbst die Erntezeit war. Dies zeigt an, dass die Arbeit in den Bergwerken vorwiegend von Einheimischen im „Nebenerwerb“ betrieben wurde.

Hans Braun hatte laut Erzählungen von Einheimischen in den 1930er Jahren 75 Tagwerk Grundbesitz und war ein reicher Unternehmer mit einem Farbwerk, mehreren Farberdegruben und Eisensteinzechen. Beliefert wurde wahrscheinlich über viele Jahre hinweg auch die Tonwarenfabrik Schwandorf AG mit Werken in Wiesau und Pirkensee. Diese bzw. die Nachfolgeunternehmen haben erst im Jahr 1994 den Betrieb eingestellt.

Im Oktober 1950 verließ der letzte Wagon mit ca. 20 Tonnen Farberde aus Sassenreuth den Bahnhof Kirchenthumbach. Danach wurde Farberde nur noch kurze Zeit und in kleinen Mengen abgebaut. Der letzte Grubenbesitzer war Georg Braun (Hausname "Steiger"). Er verstarb 1991 im Alter von 80 Jahren.

Halden einer Farberdegrube 1952. © Erwin Neupert, Archiv Norbert Wilterius.


Halden einer Farberdegrube 1952. © Erwin Neupert, Archiv Norbert Wilterius. Zum Vergrößern ins Bild klicken.


Gerade in den 1920er Jahren muss die Sassenreuther Seite des Kitschenrain übersät mit Bretterverschlägen der Gruben gewesen sein. Kaum ein Baum dürfte mehr gestanden haben. Das zeigen auch die Bilder von → Dr. Erwin Neupert aus den 1950er Jahren, auf denen ein niedriger junger Baumbewuchs erkennbar ist.

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Touren-Beschreibung

Die Tour Sassenreuth/Kitschenrain führt zunächst entlang des Randes der Sassenreuther Kreidemulde und anschließend auf den Kitschenrain. Die Tour lässt sich auch in gekürzter Variante ausschließlich rund um die Kreidemulde herum durchführen. Sie verkürzt sich dann von acht auf rund zweieinhalb Kilometer. Der Weg führt größtenteils über land- und forstwirtschaftliche Wege. Außerhalb der Waldgebiete gibt es weite Landschaftsblicke. Auf dem Kitschenrain bietet der 25 hohe Stahlturm einen herrlichen Rundumblick bis ins Fichtelgebirge und über weite Teile der Frankenalb.

Entlang des Weges informieren Schautafeln des Geoparks über Geologie, Bergbau und Kulturgeschichte. Der Weg ist mit dem Geopark-Symbol durchgehend markiert.


Wegbeschreibung

Lesen Sie in diesem Kapitel eine genaue Wegbeschreibung.


Startpunkt ist das Feuerwehrhaus am Ortseingang von Sassenreuth (hier gibt es zwei Infotafeln).

Von hier geht es ein Stück entlang der Hauptstraße zurück. Der Hof in der Rechtskurve ist das ehemalige Haus "Steiger". Nach der Rechtskurve nach links in die bergan führende Straße abbiegen und diesem bis zum Waldrand folgen. Bei fehlender Vegetation kann man auf den Feldern links verschiedene fleckenweise auftretende Farbwechsel sehen. Diese dürften mit den ehemaligen Farberdeschächten zusammenhängen. Auf den ganzen Flächen auf der linken Seite des Weges, teils auch auf denen rechts davon, standen früher zahlreiche Kauen über den Farberdeschächten. Ehemalige Erdhügel mit dem Aushub sind heute jedoch beseitigt.

Am oberen Ende des Weges informiert eine Schautafel des Geoparks über die geologische Situation.

Ca. 100 Meter nach der Tafel ist im Hohlweg der Felsenkeller zu finden. Bitte Taschenlampe mitbringen. Im hinteren Teil des Kellers auf den Absturz achten. Hier wurde früher vermutlich Eis eingebracht, um die Temperatur im Keller niedrig zu halten.

Nach Besuch des Kellers zurück zum Beginn des Hohlweges und nach rechts, dem Weg folgen. Unterwegs schöne Ausblicke und zwei weitere Infotafeln.

Im Bereich der Infotafel Nr. 6 (Pingenfeld) kann man ein kleines Stück in den geschlossenen Forst hineingehen. Dort sind zahlreiche Vertiefungen (Pingen) und Erdhügel (Halden) Zeugnisse der früheren Bergbautätigkeit.

Zurück auf den Weg und der Markierung folgen. Der Weg führt im Halbrund um das Pingenfeld (nach ca. 100 Metern rechts abbiegen, nach weiteren ca. 150 Metern nach links). Nach nochmals ca. 350 Metern geht es nach rechts bergauf auf den Höhenrücken. Diesem nun bis zum Kalvarienberg mit Kapelle und Aussichtsturm folgen (unterwegs zwei Infotafeln des GEO-Weges).

Der Rückweg führt über die Heinersreuther Waldkapelle. Der Weg dorthin ist gut ausgeschildert (u.a. durch die GEO-Weg-Markierung). Von dort dem Diebsweg und weiter der Markierung des GEO-Weges bis nach Sassenreuth folgen.


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Zusammenfassung


 Kategorie: Wanderung
 Strecke: ca. 8 Kilometer
 Höhenmeter: k.A.
 Höhenunterschied: 110 Meter
 Rundweg

   


Bergkirche in Kirchenthumbach
Kalkofen an der B470


Weitere Hintergrundinfos


  Geologische Karte (Bayernatlas)
  Download Profilbeschreibung Hohlweg (Eisensandstein)


    Erreichbarkeit mit dem PKW


Anfahrt: in Kürze


GPS: 49.77527, 11.69917


Parken: Kleiner Parkplatz neben der Feuerwehr (direkt an den Starttafeln des GEO-Weges).

    Erreichbarkeit mit ÖPNV


in Kürze

Wegezeichen




Der GEO-Weg ist durchgehend mit dem dargestellten Wegezeichen markiert.

Download


   GPX-Daten


   pdf-Dokument (in Kürze)

360 Grad-Bild




Rufen Sie hier ein 360 Grad-Bild vom Aussichtsturm auf dem Kalvarienberg auf.

Der GEO-Weg bei komoot




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