Wo kommt der Wunsiedler Marmor vor?
Der Wunsiedler Marmor kommt hauptsächlich in zwei "Zügen" vor, die jeweils von Südwesten nach Nordosten verlaufen. Der nördliche verläuft von
Mehlmeisel über Tröstau, Wunsiedel und Thiersheim nach Hohenberg a.d. Eger. Der südliche beginnt im Südwesten bei Unterwappenöst (Kulmain), verläuft weiter
über Neusorg, Waldershof, Marktredwitz nach Arzberg und Schirnding. Dieser südliche Zug ist durch tektonische Bewegungen während der Variszischen
Gebirgsbildung an Störungen stark zerstückelt. Außerdem unterbricht ihn bei Marktredwitz der Intrusivkörper der Redwitzits. Der nördliche Zug ist besser als
ein durchgehendes Band zu erkennen. Die Lücke zwischen Mehlmeisel und Tröstau ist ebenfalls durch einen Granitkörper bedingt.
Es ist noch Gegenstand der Diskussion der Geologen, wie die beiden Marmorzüge zusammenhängen. Sicher ist, dass sie ursprünglich
eine einzige geologische Einheit gebildet haben. Unterschiede in der Mächtigkeit und Ausprägung (Fazies) der Marmore werden mit räumlich
voneinander abweichenden Ablagerungsbedingungen erklärt.
In der älteren Literatur wurden die beiden Marmorzüge häufig über einen "Luftsattel" miteinander
verbunden. Das steile Süd-Einfallen des nördlichen Marmorzuges bedeutet dann eine Überkippung des Nordschenkels der Großfalte (vgl.
nebenstehende Abbildung). Einige Bearbeiter haben die Struktur aber auch schon als Großmulde interpretiert. Mielke (2005) sieht die beiden Marmorzüge durch größere
Überschiebungszonen voneinander getrennt. Wir werden darauf später an dieser Stelle noch eingehen.
Wie hängen die Kalksilikatvorkommen nördlich von Tröstau mit dem nördlichen Marmorzug zusammen?
Der nördliche Marmorzug im Raum Tröstau ist zweigeteilt. Der nördliche Teilzug besteht vor allem aus Kalksilikatgesteinen. Eine Interpretation hierzu
gibt der Geologe Gerhard Stettner (1958), die wir im nebenstehenden Profil abgebildet haben. Danach bilden beide Teilzüge die Schönbrunner Mulde. Dass
im nördlichen Teil vor allem Kalksilikatgesteine vorkommen, kann zwei Gründe haben.
Der erste ist, dass der nördlich angrenzende Orthogneis (ein umgewandelter, vor rund 480 Mio. Jahren eingedrungener Granit) durch Stoffzufuhr die
ursprünglichen Calcitmarmore stark verändert hat (v.a. Zufuhr von Kieselsäure). Der zweite, dass es sich schon im Ausgangszustand um unterschiedliche
Ablagerungen gehandelt hat. D.h., dass die Kalksilikatgesteine aus Sedimenten hervorgegangen sind, die näher an einem Liefergebiet gelegen haben, von dem
große Mengen an Tonen in das Ablagerungsbecken eingetragen wurden. Hier hätten sich dann mehr Mergelgesteine abgelagert.
Schematische Übersichtskarte der Verbreitung von Marmoren und Kalksilikatgesteinen.
Bild vergrößern
Geologische Übersichtskarte mit Verbreitung der Marmore und Kalksilikateinheiten
Bild vergrößern
Geologisches Profil durch das Marmor- und Kalksilikatvorkommen bei Tröstau (nach Stettner 1958).
Bild vergrößern