Unser Tipp des Monats ist das ...
Egertal/Wellertal
zwischen zwischen Egerstau und Leupoldshammer
Zwischen Hohenberg an der Eger und Selb sucht sich die Eger ihren Weg durch ein sehenswertes Tal. Dieser Abschnitt der Eger ist natur- und montangeschichtlich
ebenso von Bedeutung wie ökologisch und wurde 1989 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Ende des 17. Jahrhunderts entstand bei Wellerthal mit dem „Wellerhammer“ das
größte Eisen-Hüttenwerk weit und breit. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts liefern drei Wasserkraftwerke Strom.
Die Eger durchfließt bereits seit Marktleuthen das Selb-Marktleuthener Granitmassiv,
zunächst in einer leicht hügeligen Landschaft, ab Kaiser- und Schwarzenhammer
in einem immer markanteren Tal. Verursacht wird dies durch die nur wenige
Millionen Jahre alte und bis heute anhaltende Absenkung des nahen Egerer Beckens.
Auf den Höhenunterschied und das größere Gefälle reagiert die Eger mit
der Eintiefung.
Kristallgranit und Selber Granit
Die Felsformationen beiderseits des Egertals werden von zwei verschiedenen Graniten aufgebaut. Von Süden bis zur Abzweigung des Weges nach Silberbach ist es der "Kristallgranit"
(auch "Porphyrgranit" genannt) mit großen Feldspäten, nach Norden der feinkörnige "Selber Granit". Man erkennt den Wechsel bereits am landschaftlichen Gepräge.
Dort wo sich nach Norden der Selber Granit anschließt, wird das Tal der Eger weiter und die vorher zahlreichen Felsformationen bleiben aus.
Besonders eindrucksvoll lässt sich der Kristallgranit am ausgewiesenen Naturdenkmal am mittleren Egerstausee studieren. Dieses Naturdenkmal ist gleichzeitig
ein Kletterfelsen mit Routen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Höhlungen am Felsen lassen vermuten, dass diese durch die Eger geschaffen wurden,
als diese noch in einem höheren Flussbett durch das Tal floss.
Im Felsen lassen sich an einigen Stellen (vor allem auf der nördlichen Felsseite) Einschlüsse im Kristallgranit erkennen (Foto). Diese sind vom ehemaligen Magma
nicht verdaute Reste von Gesteinen, die in die Gesteinsschmelze aufgenommen worden sind. Meist sind es sehr dunkle Gesteine. Sie wittern nicht selten aus dem Granit heraus.
Weller's Tal
Die Wasserkraft der Eger förderte seit dem 14. Jahrhundert die Entstehung von Eisenhämmern.
Viele Ortsnamen erinnern heute noch daran (Kaiser-, Schwarzen-, Leupoldshammer).
Zwischen 1680 und 1683 errichtete der aus Sachsen stammende
Industrielle Johann Christoph Weller den "Wellerhammer" mit mehr als 20 Werksanlagen
(Hochofen, Pochwerke, Hämmer, Eisengießerei, Zinnschmelze). Diese zogen sich
über drei Kilometer durch das "Wellertal". Verarbeitet wurde das aus dem Arzberger
Revier stammende Eisenerz.
Der Wellerhammer ging 1797 zugrunde, wie andere Eisenhämmer
schon zuvor. In Blumenthal erinnern die
Gebäude der ehemaligen Eisenschneidmühle (später Feriengut der Hutschenreuther
AG) an den einstigen Hammer.
Nutzung der Wasserkraft heute
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wird mit Hilfe mehrerer Staustufen im Egertal Elektrizität gewonnen. Von der Staustufe bei Leupoldshammer wird das Wasser über einen
drei Kilometer langen Wasserkanal auf der Westseite des Egertals dem Kraftwerk Hirschsprung zugeführt. Über zwei Rohrleitungen mit Durchmessern von 1,6 und 1,8 Metern
Durchmesser stürzt das abgeleitete Egerwasser über 30 m tief in die Turbinen des Kraftwerkes Hirschensprung. Diese Turbinen arbeiten seit den 1920er Jahren und haben
eine Leistung von 3150 PS.
Namengebend für das Kraftwerk Hirschsprung war eine in der Nähe liegende Felsklippe flussaufwärts. Der Sage nach soll hier ein Jäger um 1670 eine Kampfszene
auf dem Granitfelsen zwischen einem Hirschen und einem Wolf beobachtet haben.
Dabei habe der Hirsch den Wolf in die Eger geworfen und danach den steil aufragenden Fels mit einem großen Sprung verlassen.
Einige Schritte weiter flussaufwärts ist ein mit gelbem Moos dicht bewachsener Felsen besonders auffällig.
An ihm ist gut zu sehen, wie die Eger den Felsen unterspült und Felsenpartien daraufhin in den Fluss fallen.
Der Theerofen
Ein besonderes Zeugnis mittelalterlichen Handwerks ist der Theerofen nahe des oberen Egerstausees bei Leupoldshammer (von dort aus ausgeschildert). Der etwa aus dem Jahr 1680 stammende Theerofen wurde im Jahr 2005 durch den Verein "Europäische Natur- und Kulturlandschaft Häuselloh" und zahlreiche ehrenamtliche Helfer ausgegraben und an Ort und Stelle rekonstruiert. Das aus Wurzelstöcken von Kiefern verschwelte Teer diente im Mittelalter als temperaturbeständiges Hochleistungs-Schmiermittel in den Hammerwerken des Fichtelgebirges. Der Bau des Ofens wird mit großer Wahrscheinlichkeit dem Johann Christoph Weller zugeschrieben.
Tipp des Monats: November 2018