Die Jahre in Franken
Das Jahr 1792
Am 12. Juli 1792 betritt Alexander von Humboldt am Grenzübergang am Falkenstein bei Lauenstein erstmals Franken. Während seiner dreiwöchigen Reise
durch die Fürstentümer Bayreuth und Ansbach durchstreift er die Bergämter Naila, Wunsiedel und Goldkronach, besucht die Salinen in Schwäbisch-Hall und Gerabronn,
das Alaun- und Vitriolwerk in Crailsheim sowie die Porzellan-Manufaktur in Bruckberg bei Ansbach.
Kühnert & Oelsner (1959), die Humboldts Reise anhand seines Inspektionsberichtes rekonstruiert haben, datieren das erste Zusammentreffen von Humboldt mit
den Ministern Hardenberg und Heinitz auf den 26. August 1792. Danach sei er mit den beiden auf einer kurzen Reise durch die Bergämter unterwegs gewesen. Ein
Zeitungsbericht vom 27. August 1792 lässt jedoch vermuten, dass diese gemeinsame Reise bereits vor dem 18. August stattfand.
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Ab Ende September bis Mitte Dezember ist Humboldt unterwegs. Stationen sind u.a. München, Südbayern, Salzburg und Wien. Sein Auftrag ist es u.a. die Salinen und
Salzbergwerke in den Alpen zu erkunden. Seine Reise führt ihn weiter
nach Mähren und Schlesien. In Schlesien trifft er den Oberbergrat Graf von Reden. Dieser war zuständig für den Bergbau in dem kurz zuvor an Preußen gefallenen
schlesischen Territorium. Bei ihm sollte Humboldt praktische Erfahrung eines Oberbergmeisters erlernen. Erst Ende Januar 1793 kehrt er von Schlesien aus nach Berlin zurück.
Juni 1792
29. Juni 1792
A.v.H. bricht von Berlin zu seiner Dienstreise nach Franken auf ("Inspektionsreise"). Aufenthalt in Erfurt, um auf eine Vollmacht aus Bayreuth zu warten.
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Juli 1792
06. Juli 1792
Aufenthalt in Jena bei seinem Bruder Wilhelm. Anschließend reist A.v.H. über Uhlstädt nach Saalfeld.
07. Juli 1792
A.v.H. besichtigt in Saalfeld das Wagnersche Blaufarbenwerk und die Zeche "Pelikan". Anschließend Weiterreise nach Gräfenthal an der Zopte.
11. Juli 1792
Eintreffen in Gräfenthal an der Zopte.
12. Juli 1792
A.v.H. trifft in Ludwigsstadt ein.
13. Juli 1792
A.v.H. reist über Lehesten, Wurzbach und Steben nach Naila.
14. Juli 1792
Grubenbefahrungen in der Nähe von Steben.
15. Juli 1792
A.v.H. besichtigt das Loewelsche Vitriolwerk in der "Hölle", die Gruben im Selbitztal, Höllengrund,
Kemlas an der Saale, bei Gottmannsgrün, Berg Hadermannsgrün und auf dem Keilingstein.
21. Juli 1792
A.v.H. besucht den Fröbershammer in Bischofsgrün und dessen Hammerherren Kommerzienrat Carl Philipp Christian Müller. Der Hammer umfasst
zwei Zainhämmer, eine Nagel- und eine Hufschmiede, eine Mahlmühle sowie eine Glasknopfhütte. Humboldt informiert sich insbesondere über den
Betrieb der Knopfhütte, die Herstellung und Herstellungskosten der Glasknöpfe. A.v.H. beklagt, dass Bayreuther Arbeiter in die obere Pfalz (Oberpfalz) und
nach Böhmen übergelaufen sind und die dort neu angelegten Hütten aufgrund billigeren Holzes den hiesigen Absatz vermindert und die Ware im Preis gedrückt haben.
23. Juli 1792 (Datum Brief an Carl von Freiesleben)
A.v.H. ist in Arzberg.
24. Juli 1792 (Datum Bericht)
A.v.H. besucht das Püttnersche Alaunwerk Treue Freundschaft in Klausen bei Seußen.
30. Juli 1792
A.v.H. besichtigt die Saline von Schwäbisch-Hall und verfasst darüber einen ausführlichen (undatierten) Bericht.
31. Juli 1792 (Datum Bericht)
A.v.H. besichtigt die Saline Alexandershall an der Brettach bei Gerabronn. Diese war 1735 entdeckt worden, war aber nun seit 10 Jahren
verfallen. Auf Empfehlung Humboldts wurde die Saline geschlossen.
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August 1792
01. August 1792
A.v.H. besichtigt das im Vitriol- und Alaunwerk Crailsheim.
03. August 1792 (Datum Bericht)
A.v.H. berichtet über den Besuch der ehemalig Markgräflichen, nun aber Kgl. Preußischen Porzellanmanufaktur Bruckberg.
nach dem 03. August 1792
A.v.H. kehrt in das Fürstentum Bayreuth zurück und vervollständigt dort seinen Bericht, den er Ende August den Ministern Hardenberg und Heinitz vorlegen muss.
26. August 1792
A.v.H. trifft sich in Bayreuth mit seinem Vorgesetzten und obersten Bergmann des preußischen Bergwesens, Minister Friedrich Anton Freiherr von Heinitz, und
dem aus Ansbach angereisten Verwalter Frankens, Minister Karl August von Hardenberg. Er erstattet beiden mündlich Bericht. Hardenberg schlägt Heinitz vor, Humboldt zum Kgl.
Oberbergmeister zu ernennen und ihm die alleinige Verantwortung für die drei Bayreuther Bergämter zu übertragen.
27. August 1792
A.v.H. teilt seinem Freiberger Freund Carl von Freiesleben in einem Brief die in Aussicht gestellte Beförderung zum Oberbergmeister vertraulich mit.
Ende August / Anfang September
A.v.H. und Tornesi begleiten Heinitz und Hardenberg auf einer Inspektionsreise durch die beiden Fürstentümer. Die genaue Dauer ist nicht bekannt.
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September 1792
05. September 1792
A.v.H. nimmt an einer Beratung in Ansbach teil, bei der Karl August von Hardenberg und Friedrich Anton von Heinitz anwesend sind.
06. September 1792
A.v.H. H. wird zum Oberbergmeister in den fränkischen Fürstentümern befördert.
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das von Minister Hardenberg unterzeichnete "Bestallungs-Dekret für den Bergassessor von Humboldt als Oberbergmeister".
22. September 1792
A.v.H. schließt den "Bericht über den Zustand des Bergbaus und Hüttenwesens in den Fürstentümern Bayreuth und Ansbach" ab.
23. September 1792
A.v.H. bricht im Auftrag des Ministers von Hardenberg von Ansbach aus zu einer bergmännisch-halurgischen Besichtigungsreise auf.
Sie führt ihn nach Bayreuth (23.9.), München (29.9.-1.10.), Rosenheim, Traunstein (4.10.), Reichenhall (insges. 12 Tage), Berchtesgaden (12.10.),
Hallein (Besichtigung des Salzbergwerkes Hallein-Dürrenberg), Salzburg, Linz, Wien (27.10.-9.11.).
Rückreise durch Mähren (ohne Aufenthalt), Troppau in Schlesien (Opava) (12.11.), Tarnowitz (Tarnowskie Góry), Abstecher nach Krakau, Wieliczka (Besichtigung des Salzbergwerks),
Ojców, und wahrscheinlich auch Bochnia. Abreise von Tarnowitz (17.12.) nach Breslau.
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Dezember 1792
ab 23. Dezember 1792
A.v.H. ist ab dem 23. Dezember für drei Wochen Gast bei dem Geheimen Finanzrat Graf von Reden in Breslau. Dieser dient wie Humboldt dem Berliner Berg- und Salz-Departement.
Humboldt und von Reden unternehmen wissenschaftliche Recherchen im Riesengebirge (Waldenburg, Kupferberg, Buchwald).
Die Rückreise nach Berlin erfolgt um den 25. Januar 1793 (Kühnert 1959).
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Was war 1792 sonst wichtig?
Frankreich
In Frankreich tritt die Französiche Revolution, die 1789 ihren Anfang nahm, in eine neue Entwicklung.
Durch die Verfassung von 1791 war das Feudalwesen abgeschafft und durch eine konstitutionelle Monarchie mit dem entmachteten König Ludwig XVI. ersetzt worden. Der König war nunmehr
nur noch erster Repräsentant des französischen Volkes. Konflikte zwischen dem König und den Vertretern der Nationalversammlung führten nach dem Sturm auf die Tuilerien am 10. August 1792
zur Verhaftung des Königs und mit Ausrufung der Ersten Französischen Republik am 21. September 1792 zu dessen Entmachtung. Ihm wird anschließend wegen "Verschwörung gegen die öffentliche Freiheit
und die Sicherheit des gesamten Staates" der Prozess gemacht. der mit seiner Hinrichtung durch die Guillotine im Janaur 1793 endet. Die Republik trägt radikaldemokratische Züge, die
Revolutionsregierung verfolgt mit Mitteln des Terrors und der Guillotine zahlreiche Gegner der Revolution.