Die Jahre in Franken
Das Jahr 1795
Alexander von Humboldt wird zunehmend von dienstlichen Pflichten in Anspruch genommen. Seine Unzufriedenheit und Sehnsucht nach Veränderung spiegelt sich in vielen Briefen wider.
Am 27. Februar schreibt er an Minister Heinitz:
"[...] Ich stehe im Begriff, meine hiesige Lage gänzlich zu verändern. und fast alle öffentlichen Verhältnisse aufzugeben. Ich hatte die Ehre, Ew. Excellenz schon vor Jahren
meinen frühgefaßten Plan, mich durch praktisch-bergmännische Geschäfte zu einer Reise auf unser Metier vorzubereiten, gehorsamst vorzulegen.[...]. Lesen Sie
hier den vollständigen Wortlaut des Briefes.
Anlass des Schreibens war die Absage Humboldts an Heinitz, die angebotene Leitung des schlesischen Bergbaus zu übernehmen. Humboldt lehnt wie das obige Zitat zeigt nicht nur die
Stelle ab, sondern äußert sogar den Wunsch nach dem Ausscheiden aus dem Staatsdienst. Am 26. März richtet Humboldt ein Schreiben direkt an den König und bittet ihn um Entlassung
aus dem Dienstverhältnis. Auch in diesem Brief nennt er als Grund seine wissenschaftlichen Pläne. Den Befahrungsbericht über das Nailaer Revier vom 28. April 1795 verfasst Humboldt
bereits unter der Prämisse des baldigen Ausscheidens.
Auf Vorschlag Hardenbergs befördert der König Humboldt zum Oberbergrat und gewährt ihm die für seine Reisen nötigen Urlaube. Humboldt lenkt ein und bleibt. Als Oberbergrat ist
seine Anwesenheit in den einzelnen Bergrevieren weit weniger erforderlich als zuvor. Humboldt beginnt intensiver an verschiedenen Studien zu arbeiten, wird Zeit finden, an der Konstruktion seiner
berühmten Respirationsmaschine" und an einer speziellen Grubenlampe zu arbeiten. Trotzdem ist er nicht glücklich. So schreibt er am 21. Mai 1795 an Goethe:
"Der König hat mich zum Oberbergrat gemacht, mit der Erlaubnis, ihm in seinen Provinzen zu dienen oder durch wissenschaftliche Reisen nützlich zu sein. Dadurch ist mir freilich eine
unabhängige Existenz geschenkt, aber sie fängt, wie oft Freiheit aus Zwang entsteht, mit Zwang an."
Von Mitte Juli bis Ende November 1795 ist Humboldt unterwegs, zunächst bis September zusammen mit
Reinhard von Haeften in Oberitalien
und in der Schweiz, anschließend mit
Carl Freiesleben weiterhin in der Schweiz.
Januar 1795
27. Januar 1795 (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. ist in Bayeuth und schreibt einen Brief an Minister August von Hardenberg.
29. Januar 1795 | Bad Berneck
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben: "komme ermüdet aus der Grube; reite morgen nach Bayreuth zurück"
Januar wieder einklappen
Februar 1795
3. Februar
A.v.H. wird von Minister Friedrich Anton von Heinitz die Leitung des schlesischen Bergbaus angetragen.
5. Februar
A.v.H. ist in Bad Berneck.
14. Februar
A.v.H. kehrt nach Bayreuth zurück
27. Februar
A.v.H. ist in Steinach im Fichtelgebirge
Humboldt lehnt in einem Schreiben an Minister Heinitz die angebotene Stelle in Schlesien ab.
Februar wieder einklappen
März 1795
3. März (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an an Graf Reuß-Schleiz. Er sagt darin einem Hilfsersuchen ab, empfieht aber den Berggeschworenen Killinger:
"ob ich Ihnen einen geschickten jungen Mann senden dürfe, der auf königliche Kosten in Freiberg, Schlesien, Böhmen, Gallizien und Berlin unser Metier studiert hat.
Es ist der Berggeschworene Killinger zu Goldkronach, den wir wohl auf ein 14 Tage entrathen können."
4. März (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben.
10. März (Datum des Briefes)| Bayreuth
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben und kündigt sein Kommen für den 22. März an.
18. März (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an das Oberbergdepartement bzgl. des vermuteten Kobaltvorkommen bei Wunsiedel. Untersuchungen hierzu wurden im Laboratorium der KPM (Königlichen Porzellanmanufaktur) und
durch Vizebergmeister Ullmann an Kothigenbibersbacher Erzen durchgeführt. Die Schurfgrabungen wurden in Humboldts Abwesenheit (dieser war in Polen) durchgeführt.
Humboldt erwähnt auch Gläser der Knopfhütten aus Grünstein [Anmerkung: Proterobas] und den Fröbershammer. Auch dort ließ er Versuche mit dem Wunsiedler Kobalt durchführen.
19. März (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an das Oberbergdepartement bzgl. der Steinkohle-Bohrungen und erwähnt darin einen Bericht von Sievert. Die Bohrungen werden durchgeführt im Maintal bei Bayreuth und Kulmbach,
in Forstlahm, Neustadt am Kulm und am Steinberg im Fichtelgebirge.
21. März (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben, dass es nicht wie vorgesehen kommen kann, da er krank sei.
24. März (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an Freiherrn von Moll in Salzburg und fragt nach dem Goldgehalt der dortigen Erze.
A.v.H. schreibt an das Oberbergdepartement, dass Löwel die Arbeiten am Püchig noch nicht aufgenommen hat.
Humboldt entschuldigt sich für ihn.
Humboldt berichtet weiterhin über das Wunsiedler Revier und erwähnt den Karl-Erbstollen in Schirnding.
Humboldt lobt Sievert: "... Wer die Gruben 1792 befuhr, wird Vorrichtung des Abbaus und besonders Zimmerung (ehemals das Hauptübel der hiesigen Revier!) gegenwärtig umgewandelt finden.
Wo seit einem Jahrhundert .... alles versaut worden ist, kann plötzliche Umschaffung nicht stattfinden. Was aber in diesem Punkte geschehen ist,
wie die Bergleute selbst haben zimmern gelernt, kann jeder in der Gold- und Silberkammer Fdgr. oder im Karl-Erbstollen selbst zu Schirnding sehen."
26. März (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. richtet eine Bitte um Entlassung aus dem Staatsdienst an den König. Humboldt listet in dem Schreiben seine vielen erfolgreichen Projekte auf und
erwähnt Tornesi, Sievert und Killinger mit lobenden Worten.
28. März (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben und kündigt seine Abreise für den 2. April an.
März wieder einklappen
April 1795
2. April 1794 (Datum Brief) | Bayreuth
A.v.H. reitet von Steben bis Hof und reist anschließend mit der Extrapost nach Leipzig weiter, wo er am 4. oder 5.4. eintreffen will.1
5. April 1794 | Leipzig
A.v.H. hält sich sechs Tage in Leipzig bei Carl Freiesleben auf.1
16. - 20. April | Jena
A.v.H. verweilt auf der Durchreise in Jena. Hier nimmt er seine in den Vorjahren begonnenen galvanischen Versuche wieder auf.
Sein Bruder Wilhelm und Goethe beteiligen sich an den Versuchen.1
Am 17. April schreibt A.v.H. an Carl Freiesleben und erwähnt sein Treffen mit Goethe und Schiller.
Am 18. April schreibt A.v.H. an Johann Gehler mit Bezug auf seine Versuche an Froschnerven
28. April (Datum des Berichtes)| Steben
A.v.H. verfasst in Steben Bericht über das Nailaer Bergamtsrevier. Er erwähnt darin sein geplantes baldiges Ausscheiden aus dem Staatsdienst.
29. April
A.v.H. ist in Schwarzenbach am Wald.1
30. April
A.v.H. ist wieder in Bayreuth.1
April wieder einklappen
Mai 1795
1. Mai
A.v.H. wird zum Oberbergrat ernannt und von den Pflichten eines Oberbergmeisters entbunden.1
21. Mai (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. sendet seine "opera omnia" an Johann Wolfgang von Goethe und teilt ihm mit, dass er nicht mit ihm nach Ilmenau reisen könne, da er zum Oberbergrat ernannt wurde.
Er schreibt: "Dadurch ist mir eine unabhängige Existenz geschenkt, aber sie fängt, wie so oft Freiheit aus Zwang entsthet, mit Zwang an.
Ich muß mit nächster Woche nach Ansbach..."
Humboldt berichtet Goethe weiterhin über galvanische Experimente an ihm selbst.
29. Mai (Datum des Briefes) | Schwarzenbach am Wald
A.v.H. schreibt auf Französisch an Minister Anton von Heinitz. Er lehnt darin eine Pension von 100 T. für sich ab,
setzt sich bei Heinitz jedoch für Sievert ein und bittet darum, diesem eine Stelle zu verschaffen, die seinem Talent entspricht.
30. Mai (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an das Oberbergdepartement in der Angelegenheit der Bergbauhilfsgelder für das Nailaer Bergamt
Mai wieder einklappen
Juni 1795
4. Juni (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben und erwähnt galvanische Versuche, die Schweizer Reise und lydischen Stein aus dem Mordlauer Revier.
7. Juni (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an von Sömmering. Humboldt berichtet über den Druck der Versuche über gereizte Nerven- und Muskelfaser.
8. Juni (Datum des Briefes) | Goldkronach
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben und übersendet ihm Gesteinsstücke, zwei von Killinger aus Schleiz und einen "Zeolith von Gössenreuth"(bei Berneck).
9. Juni (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an Karsten, unterschrieben mit "Ihr kuxkränzelnder Humboldt"
12. Juni (Datum des Briefes) | Arzberg
A.v.H. hält sich für die Generalbefahrung in Arzberg auf.
Humboldt schreibt an das Oberbergdepartement. Sievert wird in Wunsiedel beurlaubt und soll über Neustadt am Kulm nach Crailsheim reisen, um in Neustadt am Kulm
Bohrstellen zu bestimmen, an denen Killinger Bohrungen auf Steinkohle abteufen soll. Humboldt erwähnt eine Bohrung in Schlemme und ein verspindetes Bohrloch in Forstlahm.
13. Juni (Datum des Briefes) | Goldkronach
A.v.H. schreibt an König Friedrich Wilhelm II. und teilt diesem die Erträge der Königszeche in Kaulsdorf mit.
15. Juni (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt drei Briefe: an Marcus Herz, Hofrath Strauch und an das Oberbergdepartement (Gewinnmitteilung Kaulsdorf)
23. Juni (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an Gren, seine Versuche an Nervenfasern betreffend.
24. Juni (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt nach Freiberg. Humboldt sendet Heinrich Spörl zur Fortbildung dorthin.
25. Juni (Datum des Berichtes) | Bayreuth
A.v.H. verfasst den Generalbefahrungsbericht für das Wunsiedler und das Goldkronacher Revier
29. Juni (Datum des Briefes) | Goldkronach
A.v.H. schreibt an Sömmering in Sachen Experimente mit Nervenfasern
Juni wieder einklappen
Juli 1795
4. Juli (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben und schildet Reisepläne
5. Juli (Datum des Briefes)
A.v.H. erhält einen Brief des Königs mit einem Lob in der Angelegenheit um Kaulsdorf
14. Juli (Datum des Briefes) | Bayreuth (Eremitage)
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben.
Humboldt muss musste für Minister Hardenberg in der Eremitage anwesend sein.
15. Juli (Datum des Briefes)| Bayreuth (Eremitage)
A.v.H. schreibt an Karsten und übersendet ihm eine Liste mit Mineralen.
Humboldt erwähnt Erzproben aus der Fürstenzeche, bei denen der Goldgehalt in drei verschiedenen Proben übereinstimme.
Humboldt erwähnt den Granit von der Kösseine, bituminöses Holz mit Chalcedon von der Klausen bei Arzberg, wellenförmigen Gneis bei Seußen unfern der Granitkugeln, der 5-mal mit Granit abwechselt,
Kieselholz (?) aus Bayreuth, schwarzen Stangenschörl von der Farrenleite.
16. Juli (Datum des Briefes)| Bayreuth
A.v.H. schreibt an Goethe und sendet ihm einen Zirkonkristall, empfiehlt die Lektüre Klaproths
Humboldt schreibt einen Brief an Reden.
15. Juli (Datum des Briefes)| Bayreuth (Eremitage)
A.v.H. schreibt an Karsten und übersendet ihm eine Liste mit Mineralen.
Humboldt erwähnt Erzproben aus der Fürstenzeche, bei denen der Goldgehalt in drei verschiedenen Proben übereinstimme.
Humboldt erwähnt den Granit von der Kösseine, bituminöses Holz mit Chalcedon von der Klausen bei Arzberg, wellenförmigen Gneis bei Seußen unfern der Granitkugeln, der 5-mal mit Granit abwechselt,
Kieselholz (?) aus Bayreuth, schwarzen Stangenschörl von der Farrenleite.
17. Juli
A.v.H. bricht zu einer mehrmonatigen Reise nach Oberitalien, in die Schweiz und in die französischen Alpen auf.
Juli wieder einklappen
17. Juli bis 20. November 1795
Reise nach Oberitalien, in die Schweiz und in die französischen Alpen.
Reiseroute (zunächst gemeinsam mit von Haeften): München, Innsbruck, Hall in Tirol, Trient (28.7.),
Treviso, Venedig, Verona, Padua, Euganeen, Vicenza, Parma, Mantua, Genua, Pavia, Mailand (26.8.),
Lago Maggiore, St. Gotthard, Luzern (2.9.), Grindelwald, Genf, Bern,
am 12.9. nach Thun (von hier bis Basel als Begleiter Hardenbergs),
über den Thuner See nach Unterseen, Interlaken und nach Grindelwald, Besichtigung des Gletschers (13.9.),
nach Lauterbrunnen, über den Thuner See zurück nach Thun (14.9.), durch das Emmental und über Langnau,
über die Hasenmatt (höchste Erhebung im Kanton Solothurn) und Burgdorf (15.9.), nach Solothurn,
Besteigung des Weissenstein mit Hardenberg, Übernachtung in einer Sennhütte (16.9.),
nach Basel (17.9.), am 18.9. von Basel über Schaffhausen (etwa 20.9.) nach Konstanz (?),
von wo von Haeften allein zurückreist.
Anschließend Reise gemeinsam mit Carl Freiesleben: Zürich, Aarau, Bern (B: 30.9.), Genf, Servoz, Chamonix, Tal von Chamonix,
Vallorcine, durch das Wallis auf den St. Bernhard, Bourg-St. Pierre (2 Tage),
Bex-les-Bains, Aigle, Vevey, Fribourg, Bern (17.–20.10., 17.10. erneutes Zusammentreffen mit Hardenberg),
Thun, Interlaken, Lauterbrunnen, Grindelwald, Brienz, Haslital und Sachseln am Sarner See, Altdorf,
St. Gotthard, Airolo, Faido, zurück über Luzern, Zürich (31.10. abends), Schaffhausen (5.11.,
Abreise für den 6.11. vorgesehen), Öhningen am Bodensee, Bayreuth (20.11.).1
August wieder einklappen
Dezember 1795
2. Dezember (Datum des Briefes) | Sichersreuth
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben, u.a. über über Killinger:
"... er ist ein guter, obgleich eitler Mensch - aber mittelmäßiger Bergmann. Hättest du doch Sievert kennengelernt. Der ist einer der ersten Bergleute seiner Zeit."
14. Dezember (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben über Steben, über Spörl und berichtet von Haeftens Hochzeit
Dezember wieder einklappen
Was war 1795 sonst wichtig?
Französische Revolution und Koalitionskriege
5. April:
Frieden von Basel, in dem Preußen das linke Rheinufer an Frankreich abtritt; Hardenberg gilt als "Vater" des Baseler Friedens.
20. Mai
Französische Revolution: In Paris erhebt sich der Aufstand der hungernden Pariser Bevölkerung. Diese fordert „Brot und die Verfassung von 1793". Der Aufstand wird nach drei Tagen niedergeschlagen.
14. Juli:
Die Marseillaise wird französische Nationalhymne.
6. September:
Französische Truppten überqueren bei Düsseldorf den Rhein
24. September:
Schlacht von Heidelberg-Handschuhsheim. Kaiserliche Truppen schlagen ein dreifach stärkeres französisches Aufgebot an Revolutionstruppen zurück.
5. Oktober:
Brigadegeneral Napoleon Bonaparte schlägt im Auftrag des Präsidenten des französischen Nationalkonvents einen Aufstand der Royalisten in Paris nieder.
Kultur
29. März:
In Wien wird das Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 19 von Ludwig van Beethoven uraufgeführt. Solist ist der Komponist selbst.