Die Jahre in Franken
Das Jahr 1796/97
Seit seiner Beförderung zum Oberbergrat und der Rückkehr von seiner Schweiz-Reise widmet sich Alexander von Humboldt verstärkt seinen wissenschaftlichen Forschungsinteressen, ohne dabei
jedoch seine Tätigkeit im Berg- und Hüttenwesen zu vernachlässigen. Hier beschäftigt er sich vor allem mit technischen und ökonomischen Verbesserungen im Bergbau selbst wie auch in der
dazugehörenden Industrie.
Ein besonderes Anliegen ist ihm das Wohlergehen der Bergleute untertage. 1796 experimentiert Humboldt ausgiebig an einer "Respirationsmaschine" und an einem "Licht-Erhalter".
Diese sollen die Rettung von verunglückten Bergleuten bei schlechten Grubenwettern, d.h. ungenügendem Sauerstoffgehalt der Grubenluft, dienen. Mehrfach unternimmt Humboldt mit dem Goldkronacher
Berggeschworenen
Eberhard Friedrich Jakob Killinger waghalsige Selbstversuche in schlecht durchlüfteten Grubenbereichen. Am 16. Oktober 1796
hätte Humboldt einen solchen Versuch in einem Bergwerk in Bad Berneck um ein Haar mit dem Leben bezahlt.
1796 eröffnet Humboldt auch in Arzberg eine Bergschule. Als Berglehrer setzt er den Obersteiger Johann Caspar Bencker ein.
Im November 1796 stirbt Humboldts Mutter. In dem ihm damit zufließenden ansehnlichen Erbe von rund 90.000 Talern wird häufig Humboldts Motivation für das rasche Ausscheiden aus dem
Staatsdienst Ende 1796/Anfang 1797 gesehen. Schließlich war ihm damit nun die Möglichkeit geboten, finanziell unabhängig zu sein und auf große Reisen zu gehen. Die Autorin Ursula Klein
3
sieht in dem Erbe und der Freiheit, sich fortan ausschließlich der Wissenschaft zu widmen, jedoch nicht den alleinigen Grund für Humboldts Entschluss. Sie sieht in den Zwängen des Staatsdienstes,
den amtsinternen Intrigen und der minunter herrschenden Willkür, die eigentlichen Gründe für Humboldts Flucht aus den Diensten des preußischen Königs und Beamtenapparates.
Humboldt verlässt Bayreuth und Franken im Februar 1797. In seinem Abschlussbericht
Kurze Darstellung der gegenwärtigen Verhältnisse des Bergbaus in den Fränkischen
Fürstenthümern" zieht es noch einmal Bilanz der von ihm eingeführten technischen und administrativen Verbesserungen.
Januar 1796
24. Januar 1796
A.v.H. erwähnt erstmals in einem Brief M.-A. Pictet seine Absicht, eine "physische Weltbeschreibung" zu verfassen.
Januar wieder einklappen
Februar 1796
08. Februar (Datum des Briefes)| Bayreuth
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben u.a. über Nervenfasern.
12. Februar (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an Karsten, übersendet ihm Gesteinsproben, u.a. aus der Fürstenzeche.
16. Februar
A.v.H. reist auf Anordnung des Minister Hardenberg von Bayreuth nach Berlin, um dort
Bayreuther Angelegenheiten zu klären (u.a. Finanz- und Münzfragen). Ankunft in Berlin ist etwa am 27. Februar. Humboldt trifft in Tegel seinen Bruder und seine Schwägerin,
die dort bei seiner an Krebs erkrankten Mutter weilen. Humboldt wird sich bis Mitte April in Berlin aufhalten.1
Februar wieder einklappen
März 1796
26. März
A.v.H. hinterlegt sein Testament beim Stadtgericht in Berln.1
März wieder einklappen
April 1796
7. April (Datum Brief) | Berlin
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben. Er erwähnt darin eine Respirationsmaschine und eine Grubenlampe.
7. April | Berlin
A.v.H. nimmt an einer Konferenz zur "Wegschaffung des Preußischen Courants aus den Fränkischen Fürstenthümern" unter Anwesenheit Hardenbergs teil.1
9. April (Datum des Briefes) | Berlin
A.v.H. schreibt an Samuel Thomas von Soemmerring: "Ich gehe den 10. in meine Einsiedelei nach Bayreuth zurück." Humboldt erwähnt am Ende des Briefes
die Grubenlampe und die Respirationsmaschine.
17. April
A.v.H. reist H. über Jena nach Bayreuth zurück. Dort erkrankt er und leidet mehrere Wochen an einer fiebrigen Erkrankung.1
April wieder einklappen
Mai & Juni 1796
Humboldt ist mehrere Wochen krank.
Mai wieder einklappen
Juli 1796
5. Juli (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an Friedrich Freihernn von Schuckmann. Er beschreibt Hardenbergs "Volkszeitung", jedoch nicht sehr positiv.
17. Juli (Datum des Briefes) | Ingelfingen
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben und berichtet, dass er wieder krank war. Humboldt beschreibt die Grubenlame und dass Killinger und Sievert Versuche damit gemacht haben.
A.v.H. weilt in Ingelfingen, da er zum Fürsten Friedrich Ludwig von Hohenlohe-Ingelfingen gesandt worden war.
Ihm war aufgetragen worden, von dort aus mit militärischer Eskorte den Befehlshaber der in Württemberg eingerückten Truppen, General Jean-Victor Moreau, aufzusuchen
und mit ihm über die Beachtung der Neutralität der Fränkischen Fürstentümer und der Hohenloheschen Besitzungen zu verhandeln.1
31. Juli | Ingelfingen
A.v.H. kehrt erfolgreich von seiner Mission nach Ingelfingen zurück.1
Juli wieder einklappen
August 1796
2. August
A.v.H. verlässt Ingelfingen1
22. August (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. ist zurück in Bayreuth und schreibt an Carl Freiesleben.
23. August (Datum des Eintrages im Gästebuch)| Sanspareil
A.v.H. ist mit Reinhard und Christiane von Haeften, geb. Cramon, in Sanspareil.
August wieder einklappen
September 1796
15. September (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben und berichtet, dass er an Grubenwettern arbeite.
September wieder einklappen
Oktober 1796
1. Oktober (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an das Oberbergdepartement in der Angelegenheit der Steinkohlebohrungen in Kothigenbibersbach (Steinberg). Humboldt rät von weiteren Versuchen ab.
2. Oktober (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben und erwähnt, dass er in Berneck mit faulem Holz, Schwefel und "verbühntem Ort" matte Wetter erzeugt.
13. oder 16. Oktober | Bad Berneck
Beim Experimentieren mit der Grubenlampe im Bergwerk "Beständiges Glück" in Bad Berneck kommt es zum Unfall.
18. Oktober (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schildet in einem Brief an Carl Freiesleben den Hergang des Unfalls in der Grube Bad Berneck.
Ende Oktober
A.v.H. schreibt an Friedrich Freiherrn von Schuckmann: "Ich gehe auf einige Tage ins Gebirge, mein Lieber, um mit Killinger einige mineralogische Beobachtungen zu machen."
Oktober wieder einklappen
November 1796
Anfang November
A.v.H. H. bereist mit Bergmeister Friedrich Killinger und Münzmeister Christian Friedrich Gödeking (1770–1851)
8 Tage lang die Oberpfalz und das Fichtelgebirge und entdeckt den Magnetismus des Haidbergs bei Zell i. Fichtelgebirge
14. November (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben und berichtet von der Entdeckung des Haidberges.
24. November
A.v.H. erhält die Nachricht vom Tod seiner Mutter am 19. November in Tegel.
25. November (Datum des Briefes)
A.v.H. schreibt an Carl Freiesleben: "Bleibe ja nicht zu lange auf der Strecke, das Übel kommt oft nach.
Killinger war so krank, dass er zur Ader lassen werden musste und auch meine Gesundheit hat bei dieser Erfindung einigen Stoß gelitten."
Humboldt bezieht sich dabei auf die Versuche, die Freiesleben zum Test der Grubenlampe in Sachsen (Marienberg) durchführt.
November wieder einklappen
Dezember 1796
3. Dezember
Beisetzung der Mutter Humboldts. Die Brüder Humboldt sind bei der Beisetzung nicht anwesend.
20. Dezember (Datum des Briefes an Humboldt) | aus Marienberg
Carl Freiesleben schreibt an A.v.H. und berichtet über den Test der Lampen und weiter:
"Deine Entdeckung des magnetischen Serpentinstein-Gebirges in der Pfalz ist so wichtig, dass ich es kaum erwarten kann, mehr davon durch Dich zu hören."
21. Dezember (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. an den Freiberger Geognosten und Mineralogen Gottlob Abraham Werner. Humboldt sendet ihm den Serpentinit vom Haidberg und andere Minerale. Er schreibt weiter:
"Ich bereite mich jetzt ernsthaft zu einer großen Reise außerhalb Europas."
Ende Dezember
A.v.H. scheidet auf eigenen Wunsch aus dem Bergdienst aus.1
Dezember wieder einklappen
Januar 1797
2. Januar
A.v.H. wird von seinem Bruder in Jena erwartet.1
12. Januar
Der Mathematiker Jean Trembley (1749–1811) verliest in der Berliner Akademie der Wissenschaften
einen Brief, den A.v.H. an M.-A. Pictet bezüglich seine Beobachtung des Magnetismus am Haidberg geschrieben hat.1
13. Januar
A.v.H. trifft Goethe im Haus seines Bruders in Jena.1
Dezember wieder einklappen
Februar 1797
24. Februar (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an Minister August von Hardenberg und übersendet ihm ein Gutachten mit einer "Darstellung der gegenwärtigen Verhältnisse des Bergbaus in den fränkischen Fürstetümern".
26. Februar (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt Carl von Freiesleben zum letzten Mal aus Bayreuth
Dezember wieder einklappen
Was war 1796/97 sonst wichtig?
Politik
2. März/10. April:
Napoleon Bonaparte wird mit dem Oberbefehl über die Italienarmee betraut (2. März). Beginn des Italienfeldzuges (11. April). Mit den darauffolgenden Siegen gegen italienische und
österreichichse Truppen setzt sich der militärische Aufstieg Napoleons beschleunigt fort. Das gesamte Jahr 1796 ist von zahlreichen Schlachten v.a. zwischen französischen und
österreichischen Truppen gekennzeichnet (u.a. Schlacht von Altenkirchen/Westerwald - 4. Juni, Schlacht von Wetzlar - 15. Juni, Schlacht von Limburg - 16. September).
15. Juli
Französische Truppen erobern Frankfurt am Main.
22. August:
Österreiche Truppen halten in der Schlacht von Deining (Oberpfalz) das französische Heer vor dem Weitermarsch nach Regensburg ab.
2. September:
Die Bürger der Reichsstadt Nürnberg erzwingen nach erlebter französischer Besetzung die Stadt, sich vertraglich der preußischen Landeshoheit zu unterstellen.
Die preußische Regierung bestätigt den Vertrag aus außenpolitischer Rücksichtnahme und der immensen Schuldenlast Nürnbergs nicht.
Technik/Medizin
14. Mai:
Erste erfolgreiche Pockenimpfung.