Die Jahre in Franken
Das Jahr 1793
Von Ende Januar bis Mitte Mai 1793 ist Alexander von Humboldt in Berlin. Über Erfurt, wo er seinen Bruder Wilhelm besucht, reist er im Mai nach
Franken und tritt dort am 30. Mai/1. Juni seinen Dienst an. Rasch zieht es ihn in die einzelnen Reviere des ihm zugeordneten Gebietes der
Bergämter Goldkronach, Wunsiedel und Naila. Besonderes Interesse bringt er gegenüber der Fürstenzeche in Goldkronach auf.
Schon bald wird Humboldt mit zahlreichen Problemen konfrontiert. Der Streit um die Kaulsdorfer Kobalt-Gruben bei Kamsdorf/Saalfeld beginnt zu eskalieren.
Die Gruben liegen am Roten Berg, ein seit dem Mittelalter berühmtes Revier. Kaulsdorf gehört als Exklave seit 1787 zum Fürstentum Bayreuth, zuvor war es kursächsisches Gebiet.
Auf diese Zeit geht auch der Anspruch des Bergamtes Saalfeld zurück, das Bergregal auf die Kaulsdorfer Gruben auszuüben, d.h., das Recht, die Bodenschätze auszubeuten.
Im August verschärft sich der Konflikt so weit, dass Humboldt bei Hardenberg militärische Unterstützung anfordert. Bewaffnete Saalfelder Bergleute hatten neu errichtete
Grubenbauten zerstört und Grubenholz gestohlen. Durch Intervention der Regierung in Berlin konnte ein bewaffneter Konflikt jedoch noch verhindert werden. Preußen setzte sich durch.
Im Herbst 1793 beginnt Humboldt mit den Planungen für die "Freie Bergschule" in Steben. Der erste Unterricht findet Ende November statt. Humboldt finanziert die Schule zunächst
auf eigene Kosten. Erst im März des folgenden Jahres informiert der seine Vorgesetzten in einem
Promemoria (Vermerk) über die Schule. Die Schule wird als
Königlich Freie Bergschule
anerkannt.
Januar bis April 1793
Januar bis April 1793
A.v.H. kehrt nach dem 25. Januar nach Berlin zurück. Eine Unpäßlichkeit, die er sich bei den winterlichen Gebirgstouren zugezogen hat,
behindert ihn bei der Ausübung seiner Dienstaufgaben. Dadurch verschiebt sich sein Dienstbeginn in Franken. Humboldts Erkrankung ist so
gravierend, dass er über Wochen sein Zimmer nicht verlassen kann.
A.v.H. arbeitet an der "Florae Fribergensis Specimen", die im April erscheinen soll.
April 1793
A.v.H. stellt seinen umfangreichen schriftlichen Bericht "Über den Zustand des Bergbaus und Hüttenwesens in den Fürstentümern Bayreuth
und Ansbach im Jahre 1792" fertig. Er übersendet diesen mit Schreiben vom 17. April 1793 an Freiherrn von Heinitz.
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das Schreiben Humboldts an Heinitz.
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Mai 1793
19. Mai 1793
A.v.H. tritt von Berlin aus die Reise nach Franken an. Er besucht zunächst noch seinen Bruder Wilhelm in Erfurt.
30. Mai 1793
A.v.H. stattet dem in Bayreuth weilenden Minister von Hardenberg seinen Antrittsbesuch ab. Bayreuth ist Sitz des Oberbergdepartements,
dem eigentlichen Dienstsitzes von Humboldt.
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Juni 1793
01. Juni 1793
A.v.H. tritt seinen Dienst als Kgl. Oberbergmeister offiziell an. Er wird sich in den nächsten beiden Jahren jedoch nur selten in Bayreuth aufhalten.
Meist ist er vor Ort in den drei Bergämtern Wunsiedel, Goldkronach und Naila.
Anfang Juni 1793
A.v.H. hält sich in Goldkronach auf und studiert die Bergwerke am Goldberg und die Fürstenzeche. Über seine Eindrücke berichtet er seinem Freund
und ehemaligen Studienkollegen Carl Freiesleben in einem Brief vom 10. Juni 1793.
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einen Auszug aus diesem Brief.
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Juli 1793
19. Juli 1793 (Datum Brief)
A.v.H. ist seit vier Tagen in Steben und berichtet darüber in einem Brief an Carl Freiesleben.
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einen Auszug aus diesem Brief.
30. Juli 1793 (Datum Brief)
A.v.H. hält sich in Falkenstein bei Lauenstein auf. Er schreibt in der Streit-Angelegenheit um das Kaulsdorfer Bergwerk einen Brief an
seinen Kollegen in Saalfeld. A.v.H. ist um Deeskalation bemüht.
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einen Auszug aus diesem Brief.
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August 1793
4. August
A.v.H. ist in Steben zurück.
In einem Brief an Dietrich Karsten beschreibt er den Konflikt in Kaulsdorf:
"Ich stehe jetzt in hartem Briefwechsel darüber, habe neue Mannschaft hergeschickt und reite übermorgen herüber,
wo es dann wohl zu Raufereien kommen kann."
18. August 1793 (Datum Brief)
A.v.H. erwähnt in einem Brief an Carl Freiesleben das Grubenunglück bei Geroldsgrün. Im Bergwerk "Friedlicher Vertrag"
sind die Bergleute auf einen "Alten Mann" gestoßen. Das sind alte, nicht mehr bekannte Bergbaubereiche, die oft eine
Gefahrenquelle sein können. In diesem Falle war der "Alte Mann" mit Wasser gefüllt. Beim Bau eines Stollens brach die
Stollendecke hinauf zum "Alten Mann" ein und Wasser und Schlammmassen stürzten in den Stollen. Das Ereignis geschah bei
Nacht, sodass es keine Opfer gab. A.v.H. schildert, dass der die Unglücksstelle besichtigt hat und schreibt:
"Ein sonderbares Phänomen dabei war mit der Luft. Ich befuhr gleich Tages darauf den
Bruch und kroch in die Altung. Alles knisterte noch, und man hörte ein wimmerndes
Sausen. Es war gepreßte Luft, die noch nach 24 Stunden auszog."
27. August
A.v.H. wird als Mitglied in die „Gesellschaft naturforschender Freunde" in Berlin aufgenommen.
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Oktober 1793
6./7. Oktober
A.v.H. reist von Ansbach nach Crailsheim und besichtigt am Folgetag die Vitriolschiefergrube und das Vitriolwerk in Crailsheim.
12. Oktober
A.v.H. ist in Solnhofen.
21. Oktober
A.v.H. übernachtet auf der Rückreise in Erlangen
Aus einem Brief an Carl Freiesleben geht hervor, was er in den letzten Wochen gemacht hat:
"[...] nach 8-wöchentlichem Postillionsreiten (bei Generalbefahrungen von elenden Grübchen,
die 42 Meilen voneinander entfernt sind) fange ich an, Ruhe zu schöpfen. Aber denken Sie nur, wie ich meist in elenden
Kneipen und Dorfschenken liege, wo einen ekelt, ein Schreibzeug nur anzufassen. Ich reite immer ohne Mantelsack, habe 2 Hemden
in der Tasche und eine ganze Registratur von Briefen."
24. Oktober 1793
Aufenthalt in Streitberg
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November 1793
7. November (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an das Oberbergdepartment und erwähnt das Auskutten der Halden der Grube Silberne Rose in Goldkronach.
9. November (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. sendet Carl Freiesleben einen Kalkstein mit pyramidenförmigen Erzkristallen.
11. November
A.v.H. erhält ein Schreiben des Ministers August von Hardenberg:
"[...] Überdem haben s.k. Majestät beliebt: zum Merkmal Ihrer Zufriedenheit mit des p.v. Humboldt bisherigen
ausgezeichneten Diensteifer, demselben auf zwei Dienstpferde frei Fourage um so mehr zu verwilligen,
als seine Dienstverhältnisse ihm fast beständig Reisen im Lande notwendig machen. Fürs Künftige wird der p.v. Huboldt
mit einer angemessenen Besoldung auf den Etat gebracht werden."
28. November (Datum des Briefes) | Goldmühl
A.v.H. teilt dem Salzdepartement in Berlin mit, dass es an Bergoffizianten fehle.
30. November (Datum des Briefes) | Goldmühl
A.v.H. schreibt an den König und bittet um Unterstützung für die Witwe des zu früh verstorbenen Ober-Einfahrers Munzert.
Humboldt bittet um zeitweilige Versetzung von Heinrich Ludwig Sievert von Crailsheim nach Arzberg (Sievert war in Crailsheim mit Bohrarbeiten beschäftigt).
Ende November
Humboldt eröffnet die Bergschule in Steben (noch ohne Wissen seiner Vorgesetzten).
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Dezember 1793
2. Dezember (Datum des Briefes) | Bayreuth
A.v.H. schreibt an den Amtmann im Amt Lauenstein wegen der Holzzuweisung für die in Gründung befindliche Porzellanmanufaktur Tettau.
Humboldt erwähnt, dass er krank ist.
A.v.H. erwähnt seine Erkrankung auch in einem Brief an Carl Freiesleben:
"[...] ich war krank, krank [...]."
8. Dezember (Datum des Briefes) | Steben
A.v.H. berichtet in einem Brief an Graf von Reden über "törichte Versuche in matten Wettern".
12. Dezember (Datum des Briefes) | Issigau
A.v.H. ist in Issigau bei Lichtenberg und schreibt einen Brief an die "Gesellschaft naturforschender Freunde" in Berlin.
16. Dezember (Datum des Briefes) | aus Berlin
A.v.H. erhält ein Schreiben seines Vorgesetzten, des Ministers Friedrich Anton von Heinitz. Aus diesem geht hervor, dass H. Untersuchungen
des Colbergschen Salzwerkes abgelehnt hat, weil ihm der Urlaub verweigert wurde. Heinitz ordnet die Untersuchung des Salzwerkes in Colberg
nunmehr aber stattdessen im Frühjahr an. Er stellt H. eine Beförderung in Aussicht.
19. Dezember
A.v.H. ist in Kaulsdorf.
20. Dezember (Datum des Briefes) | Steben
A.v.H. berichtet dem König über die Zeche Kaulsdorf.
A.v.H. schreibt an das Oberbergdepartement und berichtet über Schürfe auf Kobalt an Straße nach Wunsiedel.
22. Dezember (Datum des Briefes) | Steben
A.v.H. schreibt in einer Angelegenheit des Friedrich-Wilhelm-Stollens in Lichtenberg an das Oberbergdepartement.
Ende Dezember
A.v.H. verbringt die Weihnachtsfeiertage in Bayreuth.
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Was war 1793 sonst wichtig?
Frankreich
21. Januar:
Der frühere König Ludwig XVI. von Frankreich wird unter der Guillotine hingerichtet.
31. Januar/ 1. Februar:
Frankreich erklärt Großbritannien und den Niederlanden den Krieg. Großbritannien tritt daraufhin der österreichisch-
preußischen Koalition gegen Frankreich bei und in den Krieg ein.
16. Oktober:
Marie Antoinette, Gemahlin Königs Ludwig XVI., wird mittels der Guillotine hingerichtet.
Polen/Russland/Preußen
23. Januar:
Preußen und Russland schließen einen Vertrag über die zweite Teilung Polens, mit der das Staatsgebiet des Königreichs Polen nach 1772 neuerlich um mehr als die Hälfte reduziert wird.