LICHTENBERG
Humboldt zieht Bilanz
Lichtenberg liegt zu Zeiten Humboldts im Bergamt (Revier) Naila. Es ist Humboldts "Sorgenkind". Der Bergbau liegt schon seit Jahrzehnten darnieder, viele Lagerstätten sind nahezu
erschöpft. Trotzdem gelingt es Humboldt, einige Bergwerke wieder rentabel zu machen. Hier in Lichtenberg soll u.a. der Bau des rund einen Kilometer langen Friedrich-Wilhelm-Stollens
die Lichtenberger Friedensgrube entwässern. Die Pläne dazu waren schon älter und stammen von Christian Ernst Trommler, früherer Bergrath im Revier Naila (siehe unten).
Schon zu Beginn des Jahres 1795 erwägt Alexander von Humboldt, den preußischen Staatsdienst zu verlassen. Am 27. Februar kündigt er in einem Schreiben an Minister von Heinitz an, dass
er seine derzeitige Lage verändern wolle und im Begriff sei "fast alle öffentliche Verhältnisse aufzugeben". Als Heinitz darauf nicht reagierte (offensichtlich erreichte diesen das
Schreiben erst verspätet), schrieb Humboldt an den preußischen König selbst und bat diesen um Entlassung aus seinem Dienstverhältnis. Unter diesem Eindruck verfasst Humboldt am 28. April 1795
während seiner Generalbefahrung des Reviers Naila seinen Befahrungsbericht. Dieser fällt sehr ausführlich aus, da Humboldt ihn bereits als Übergabebericht für seinen Nachfolger verfasst. Er
legt in diesem dar, welche wichtigen Maßnahmen er in diesem Revier durchgeführt bzw. in die Wege geleitet hat, charakterisiert seine Mitarbeiter und gibt seinem Nachfolger Hinweise für
das weitere Vorgehen.
Lesen Sie hier den Beginn des Generalberichtes von 1795.
Humboldt gliedert seinen Bericht wie folgt:
Durch Anklicken der fett geschriebenen Begriff öffen Sie eine ausführliche Kommentierung von Humboldts Texten in einem separaten Fenster. Die Einträge werden erst nach und nach gefüllt. Wir
bitten um Verständnis.
- Einführung, Überblick
- Bergamt Naila (Nailaer Bergamtsdeputation zu Lauenstein, Sessionen, Betriebsberichte, Bergamtsstube in Naila, Kaulsdorf)
- Charakteristik des Personals (Bergkommissar Knieling, Vizebergmeister Ullmann, Berggeschworener Löwel, Amtsvoigt Steinlein, Bergamtsbote, Bergvolk, Knappschaftskasse)
- Bergschule zu Steben
- Die einzelnen Grubengebäude
- Kaulsdorfer Refier (Königszeche, Preußisch Scepter Fundgrube)
- Lauensteiner Refier (Geheger Erbstollen, Ludwigstädter Schieferbruch, Schwarze Kreide)
- Steebner Refier (Obere Mordlau Fundgrube, Hülfe Gottes Fundgrube, Kommunstollen, Tiefe Grauwolf Fundgrube, Friedrich Wilhelm Erbstollen, Beschert Glükker Erbstollen, Beschert Glük Fundgrube, Rebekka Fundgrube)
- Geroldsgrüner Refier (Rotheisenstein Gruben, Friedliche Vertrag Fundgrube, Dürrenwaider Schieferbruch)
- Berger Refier (Eisenknoten Fundgrube, Kemlas Fundgrube, Püchig, Berger Wasserstollen)
- Schluß: Laufende Gegenstände des Hüttenwesens
- Schauberger Blaufarbenfabrik
- Falkensteiner Hammer
- Kaulsdorfer Zoll
- Saamenpflükken
- Schauensteiner Hammer
Der Friedrich-Wilhelm-Stollen
Der Friedrich-Wilhelm-Stollen wurde 1793 von Alexander von Humboldt als Erbstollen projektiert und 1794 in Angriff genommen. Erbstollen bedeutet, dass der Stollen der Entwässerung vornehmlich der
Friedensgrube in Lichtenberg dienen sollte. Humboldt verfolgte dabei aber auch das Ziel, weitere Erzvorkommen zu erschließen. Andererseits wird vermutet, dass Humboldt bereits mit der
langen Bauzeit für den Stollen gerechnet haben soll und in diesem vor allem auch eine lange „Arbeitsplatzgarantie“ für die Bergleute gesehen haben könnte. Fertiggestellt wurde der Stollen unter
erheblichem finanziellem Aufwand erst im Jahr 1831 nach einer Bauzeit von 38 Jahren. Der Vortrieb des Stollens wurde jedoch mehrmals unterbrochen.
Der Stollen wurde sehr aufwändig aufgefahren, so ist er für die damalige Zeit ungewöhnlich breit ("dass zwei Männer bequem nebeneinander gehen können"1) und hoch ("mehr als Mannshöhe"
1; 2,50 Meter). Angeblich soll an einen Abtransport von Gestein und Erzen mit Booten gedacht worden sein.
Im Frühjahr 1795 ist der Stollen bereits „"volle 60 Lr. [Lachter]"(ca. 120 Meter) weit vorgetrieben, so Humboldt in seinem Generalbericht. Doch geht danach der Bau nur schleppend voran, da sich
das zu durchfahrene Gestein als überaus widerstandsfähig erweist. 1808 erreicht der Stollen eine Länge von rund 700 Metern. Zum Jahresende stellte man den Vortrieb jedoch zunächst ein, da die
Rentabilität im Hinblick auf die fast gänzlich abgebaute Friedensgrube nicht mehr gegeben zu sein schien. Spätestens 1819 scheint es mit dem Bau des Stollens weitergegangen zu sein.
Am Ende hatte der Friedrich-Wilhelm-Stollen eine Länge von 975 Metern erreicht.
Bereits während des Baus des Friedrich-Wilhelm-Stollens wurden mehrere Erzgänge (Eisen, Kupfer) durchquert. Mit deren Abbau begann man jedoch erst nach Fertigstellung des Abbaus.
Es wurden folgende Gangzonen angefahren (Quelle: mineralienatlas.de):
- bei 309,5 Meter - Gang Nr. I (Pyrit/Schwefelkies, Quarz), 60- 90 cm mächtig
- bei 321 Meter - Gang II (Pyrit/Schwefelkies, Quarz), 60- 90 cm mächtig
- bei 435,5 Meter - Gang Nr. III (wenig Kupferkies in Kalkspat, Quarz), 46 cm
- bei 592 Meter - Gang IV (derber Kupferkies, Quarz und Kalkspat), bis 15 cm mächtig
- bei 627 Meter - Gang V („Gang Eleonore“; Kupferkies, Kalkspat, Quarz), 18 bis ? 52 cm mächtig.
Der Betrieb des Friedrich-Wilhelm-Stollens währt nur bis 1857. Erst rund 100 Jahre später wird er für den Abbau von Flussspat für nochmals rund zehn Jahre in Betrieb genommen.
Das Besucher-Bergwerk Friedrich-Wilhelm-Stollen
Der Friedrich-Wilhelm-Stollen ist seit 1995 als Besucherstollen auf gut 200 Metern Länge wieder begehbar. Danach verhindert ein Verbruch das Weiterkommen, doch arbeitet der das Besucher-Bergwerk betreibende Förderverein daran, weitere Streckenabschnitte begehbar zu machen. Zumindest ist ein Durchbruch zum hinteren Teil des Stollens bereits erfolgt.
Das ehemalige Zechenhaus dient bereits seit Schließung des Bergwerkes 1857 bis heute als Gaststätte. Webseite zum Besucher-Bergwerk: www.friedrich-wilhelm-stollen.de
TIPPS
Infostelle Naturpark Frankenwald
Die Infostelle des Naturparks Frankenwald befindet sich im alten Bahnhofsgebäude Blechschmidtenhammer, nur wenige Meter vom Besucher-Bergwerk bzw. der GEO-Tour-Tafel entfernt. Dort
erhalten Sie nicht nur Informationen zum Naturpark, sondern auch zum Geopark Schieferland.
Webseite: www.frankenwald-tourismus.de
Geologisch-Bergbaukundlicher Lehrpfad Bad Steben - Blechschmidtenhammer
Der Geologisch-Bergbaukundliche Lehrpfad informiert an 17 Stationen über die Geschichte des Bergbaus zwischen Lichtenberg und Bad Steben. Er führt vorbei an alten Grubenfeldern, u.a. in der
Mordlau, und zu Wirkungsstätten Alexander von Humboldts.
Weitere Infos / Streckenverlauf: www.tourinfra.com
Naturlehrpfad Höllental
Rundweg von ca. 5 Kilometern Länge durch das wildromantische Höllental vorbei an Bergbaurelikten (z.B. Rebecca-Stollen), sehenswerten Felsen und zur Quelle des Höllensprudels in Hölle. Start ist
am Naturpark-Infozentrum.
Kontakt
Bad Steben
Tourist-Info
Badstraße 31 (in der Wandelhalle)
95138 Bad Steben
Telefon (0 92 88) 74 70
Öffnungszeiten:
Sonntag 10:00–12:00
Montag 09:00–12:30, 13:30–16:00
Dienstag 09:00–12:30, 13:30–16:00
Mittwoch 09:00–12:30, 13:30–16:00
Donnerstag 09:00–12:30, 13:30–16:00, 18:00–19:30
Freitag 09:00–12:30, 13:30–17:00
Samstag 09:00–12:00
(ohne Gewähr)
Besucherbergwerk Friedrich-Wilhelm-Stollen
Friedrich-Wilhelm-Stollen 1
95192 Lichtenberg
Telefon (0 92 88) 2 16
Internet: www.friedrich-wilhelm-stollen.de
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Detailkarte öffnen
Steckbrief
Die Infotafel steht an der Zufahrt zum Besucherbergwerk bzw. zum Gasthaus "Friedrich-Wilhelm-Stollen".Anschrift: Friedrich-Wilhelm-Stollen 1, 95192 Lichtenberg
GPS: 50.39131, 11.68587
Parken: Parkplätze stehen dort ausreichend zur Verfügung.
Tipps:
- Besucherbergwerk Friedrich-Wilhelm-Stollen
- Geologisch-bergbaukundlicher Wanderweg nach Bad Steben
- Naturparkinfostelle im alten Bahnhof Blechschmidtenhammer (ca. 200 Meter entfernt)
- Höllental (Nationales Geotop seit Oktober 2019)
- Trinkwasserzapfstelle Höllensprudel in Hölle