GEROLDSGRÜN
Humboldt und der "Alte Mann"
Ein "Alter Mann" ist im Bergbau der Teil eines Bergwerkes, der schon in einer früheren Phase des Bergbaus abgebaut wurde. Oft wurden die alten
Abbaue verfüllt oder sich selbst überlassen, so dass sie verstürzten, unzugänglich und vergessen wurden. Dies birgt dann große Gefahren für die späteren Bergleute.
Im Sommer 1793 - nur kurze Zeit nach dem Dienstantritt Humboldts im Oberbergdepartement in Bayreuth - ereignete sich im Bergwerk "Friedlicher Vertrag" bei Geroldsgrün
ein Grubenunglück im Zusammenhang mit dem Einbruch eines älteren, unbekannten Stollens. Dieser mit Wasser geflutete Stollen war durch einen neuen Stollen
unterfahren worden, so dass der ältere Stollen einbrach und den darunterliegenden mit Unmengen an Wasser und Schlamm flutete. Humboldt eilte umgehend von Kaulsdorf zum
Unglücksort. Gottseidank geschah der Gebirgsbruch in der Nacht, so dass niemand zu Schaden kam.
Humboldts Besuch des alten Bergbaus bei Dürrenwaid 1792
Alexander von Humboldt besucht das alte Bergbaugebiet um Dürrenwaid bei Geroldsgrün im Rahmen seiner Inspektionsreise 1792 am 16. Juli.
In seinem einleitenden Text erwähnt Humboldt, dass es um Dürrenwaid vier Roteisensteingruben (Siderit) gibt:
"Vogel Strauß", "Bergmännisch Glück auf", "Glück halt an" und "Frisch Glück".
"Den heutigen Tag wandte ich an, um die roten Eisensteingruben zu befahren und die Spuren des alten Bergbaus bei Dürrenwaid p. zu besichtigen."
Wie an den Tagen zuvor ist Humboldts Programm wieder reichlich. Er besucht die folgenden Bergwerke und Gruben (vgl. Lage in der nebenstehenden Karte im Bayernatlas):
- Vogel Strauß Fdgr.
- Friedlicher Vertrag Fdgr.
- Schwarzer Mohr Erbst.
- Gevattergraben
- Hoher Ofen zu Marxgrün
"[...] An der Dürrenwaider Stufe aus dem Trommlerschen Kabinette1) ist keine Gebirgsart2) zu sehen, so wenig, als an den derben Bleiglänzen im Markgr. Kabinette zu Bayreuth. Man erkennt bloß Quarz als Gangart daran.
Dagegen ist ein 16 Mark3) wiegender silberner Becher in Gestalt eines Birnbaums mit einer großen Birne in jenem Kabinette vorhanden, ein Becher, welcher, wie die Inschrift besagt, 1538 aus dem ersten Dürrenwaider Silber verfertigt wurde. Die Gestalt ist eine Anspielung auf die Geschichte der ersten Entdeckung dieser Silbergrube. Ein Bauer, der auf einen Birnbaum stieg, verlor sein Hackemesser, welches den silberführenden Gang, in dem es in die Erde hieb, entblößte."
1) Christian Ernst Trommler (1719-1788) wurde 1748 Bergmeister für das Revier Naila, seit 1766 Bergrat, leitete 1762 bis 1772 das Nailaer und das Wunsiedler Revier. Trug eine zu seiner Zeit vielbeachtete Mineraliensammlung einheimlischer Fundstücke zusammen. Auf diese bezieht sich Humboldt hier.
2) Gebirgsart = Gesteinsart
3) Mark = aus dem Mittelalter stammende (lokal unterschiedliche) Gewichtseinheit, hier vermutlich "Nürnberger Mark" = 237,52 Gramm.
Auf www.mineralienatlas.de heißt es:
"1817 und im März 1863 wird wie folgt berichtet: Zwei ehemals im 'markgräflichen Naturalienkabinet zu Bayreuth' aufbewahrte 'silberne Pocale' wurden von der Ausbeute des 'Dürrenwaider Silbergwerkes' gefertigt. Einer davon "wieget 16 Mark" und trägt die Aufschrift: 'Von dem ersten Silber im Burggrafthum Nürnberg zu Lichtenberg erfunden und gemacht 1538. - Am Fuße desselben, der einen gewundenen Baum vorstellet, stehen die Worte: Klettert ein Bauer einen Baum hinan, so eine Holzaxt auf dem Rücken im Leibgurt stecken hat, durch deren Herabfallung der Gang des Silbererzes, aus welchem dieser Becher gemacht, entblößt worden sein soll.'" (abgerufen am 12.08.2019, Link anzeigen). Leider ist auf dieser Seite nicht die Quelle angegeben.
Humboldt nimmt die Legende zum Anlass darüber nachzudenken, ob die Silbergänge tatsächlich früher bis an die Erdoberfläche reichten. In seinem Bericht empfiehlt er, die Umgebung der Lagerstätte genauer zu untersuchen und den einen oder anderen Schurf anzulegen, um eine bessere Vorstellung von der Lagerstätte zu erhalten. Ohne dies wäre der Abbau ein Wagnis.
Humboldt besucht auch den Gevattergraben, das wohl bekannteste Goldvorkommen des Frankenwaldes. Der Überlieferung nach soll dort nicht nur Gold sondern auch Silber gewaschen worden sein. Humboldt charakterisiert den Gevattergraben wie folgt:
"Ebenfalls in diesem Gegengebirge, aber am mitternächtlichen [nach Norden geneigten] Abhang desselben liegt der Gevattersgraben, der wegen seiner Gold- und Silberwäsche bekannt ist. Der Graben oder kleine Bach ist kaum 2 Fuß breit und wenige Zoll tief. Er dient wohl nur bloß der Wäsche selbst, denn man leitete (ein Zeichen, daß der Gewinnst beträchtlich war) von Streitbach [gemeint ist Steinbach] um Großenreith die Wasser in Spundstücken hinzu [...] Noch vor 15 Jahren waren sächsische Bergleute, andere sagten Venetianer, hier und wuschen wirklich Gold. Die Nachrichten sind alle sehr fabelhaft und unbestimmt. Daß aber hier Gold und Silber wirklich gewaschen wurde, ist außer Zweifel."
Humboldt beschreibt die zu beiden Seiten des Grabens sichtbaren Halden und die Spuren der Schürfarbeiten. Er stellt sich dabei die Frage nach der eigentlichen Herkunft der Edelmetalle: "Sollte das über dem Kalkstein liegende aufgelöste tonartige Gebirge Goldkörner als Geschiebe geführt haben?". Immerhin schien es kein größeres Gewässer zu geben, das das Gold zusammengespült hatte.
Die von Humboldt aufgeworfene Frage ist nicht trivial und zeigt sein geologisch-lagerstättenkundliches Verständnis. Erst in den 1980er Jahren konnten Explorations- und Forschungsaktivitäten der Firma Preussag bzw. der Universität Kiel Licht hinter die Frage bringen. Danach überdecken die Sedimente des Gevattergrabens eine NNW-SSO verlaufende Störungszone (Bruchzone), in deren Spalten und Klüften das Gold sitzt (z.T. in Quarzgängen). Die Bergleute gruben sich über Jahrhunderte bis zu 15 Meter tief in die von der Oberfläche her verwitterte Störungszone, wuschen das Material durch und warfen das taube Gestein auf die Schultern des Grabens.
Im Gevattergraben soll bereits im 14. Jahrhundert Gold gewaschen worden sein. Urkundliche Erwähnung findet die Goldsuche jedoch erst im Lehenbuch von 1477:
"Heinrich Knoch von Gera, hat empfangen die Fundtgruben zu unserer lieben Frauen und sonst noch ein Lehen dabey, zu St. Johannes genannt, auf dem Gevatterbach bey Steinbach am Waldt gelegen mit seinen Lehen, Erbstohlen und aller Gerechtigkeit nach Bergwerksrecht."1
Die Alexander-von-Humboldt-Höhle
Zahlreiche Naturerscheinungen auf der Erde tragen den Namen von Alexander von Humboldt. Das einzige nach Humboldt benannte Naturobjekt in Deutschland ist die
Alexander-von-Humboldt-Höhle am Rauheberg, etwa drei Kilometer westsüdwestlich von Geroldsgrün. Sie ist über den Geopfad Geroldsgrün (Rauhebergrunde) gut zu erreichen.
Die Höhle ist allerdings nicht öffentlich zugänglich.
Die Alexander-von-Humboldt-Höhle ist die einzige bekannte Tropfsteinhöhle im Frankenwald. Sie liegt auf der Nordseite des 663 Meter hohen Rauheberges oberhalb des
Langenaubach-Tales zwischen zwei aufgelassenen Kalksteinbrüchen. Die Kalksteine entstammen großen Kalkstein-Rutschmassen aus der geologischen Zeit des Oberdevons. In dieser
Formation befindet sich auch die Humboldt-Höhle. Die Gesamtlänge der Höhle beträgt etwas mehr als 400 Meter, sie ist bis zu 30 Meter breit und bis zu 3 Meter hoch.
Die Alexander-von-Hmuboldt-Höhle hieß früher Rauh(e)berg- oder auch Langenau-Höhle. Ein erster Höhlenplan stammt von Hans Leheis (1904 - 1982), einem Heimatforscher aus Geroldsgrün. Dieser
wurde u.a. in einer Publikation von Philipp Kohlmann im Berichtsband Nr. VIII der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Bayreuth (1953/54) abgedruckt. Von Hans Leheis
stammt der Vorschlag, die Höhle zu Ehren des Naturforschers umzubenennen (wohl 1963). Von den 1960er Jahren bis 1982 gab es in der Höhle regelmäßige Führungen, die jedoch
zum Schutz der Höhle eingestellt wurden.
Die Höhle wird erstmals 1761 als Grube "Lamm Gottes" erwähnt. Durch Verwitterung-/Verkarstungsprozesse lagerte sich in der Höhle Brauneisen ab, das zu verschiedenen Zeiten
abgebaut wurde (u.a. 1795/96, 1804). Interessante Ausführungen zur Höhle finden sich auf
www.mineralienatlas.de.
Geopfad Geroldsgrün - Rauhberg-Runde
Wandern Sie über die Rauheberg-Runde des mehrteiligen Geopfades Geroldsgrün zur Alexander-von-Humboldt-Höhle und zu einem alten Kalksteinbruch. |
TIPPS
Auf dem Geopfad Geroldsgrün durch alte Bergbaureviere
Die Umgebung von Geroldsgrün mit seinen Bergbaurevieren und der Humboldt-Höhle können Sie entlang der drei Routen des Geopfades Geroldsgrün erkunden. Finden Sie die Beschreibung
des Geoweges im entsprechenden Faltblatt. [Download 0,5 MB]
Max-Marien-Heilquelle
Seit fast dreihundert Jahren ist im Talgrund des Langenautals eine Heilquelle bekannt, die Max-Marien-Quelle. Dabei handelt es sich um einen Calcium-Hydrogen-Carbonat-Säuerling. Sie
befindet sich gegenüber dem ehemaligen Forsthaus in Langenau. Die Max-Marien-Quelle wurde 1981 neu gefasst und kann vor Ort aus einem Trinkbrunnen entnommen werden. Das Wasser
wird auch in der Kuranlage in Bad Steben ausgeschenkt. Von Langenau kann man gut in die Rauheberg-Runde des Geroldsgrüner Geopfades einsteigen.
Summe der gelösten Mineralstoffe: 2.129 mg/l
Gelöste gasförmige Stoffe: Freies CO2 2.020 mg/l, Radon 5 Bq/l
Kontakt
Gemeinde Geroldsgrün
Keyßerstraße 25
95179 Geroldsgrün
Telefon (0 92 88) 96 10
Fax (0 92 88) 9 61 15
E-Mail: rathaus(at)geroldsgruen.de
Internet: www.geroldsgruen.de
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Steckbrief
Die Infotafel in der Ortsmitte von Geroldsgrün in der Grünanlage Ecke Faber-Castell-Straße/Schulstraße.Anschrift: 95179 Geroldsgrün
GPS: 50.33716, 11.59517
Parken: Parkplätze stehen in der Nähe zur Verfügung.
Humboldt-Orte und Ziele in der Nähe:
- Alexander-von-Humboldt-Höhle (Start in Langenau/Altes Forsthaus)
- Max-Marien-Quelle (Säuerling) in Langenau
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