BAD BERNECK im Fichtelgebirge
Humboldt in matten Wettern
Im Herbst 1795 wurde Alexander von Humboldt zum Oberbergrat befördert. Hierdurch entfielen viele zeitraubende Aufgaben in den einzelnen Bergrevieren vor Ort. Er konnte sich
nun mit technischen Verbesserungen in den Bergwerken, mit Experimenten und naturwissenschaftlichen Untersuchungen befassen. Zu zwei besonderen Erfindungen Humboldts in dieser Zeit
gehören der "Lichterhalter" ("Licht-Erhalter") und die "Respirationsmaschine", ein Atemgerät bei nicht ausreichendem Sauerstoff in der Grubenluft.
Humboldt experimentierte mit dem Lichterhalter in mehreren Bergwerken. Er und seine Mitstreiter begaben sich mit der Lampe bewusst in Teile der Grube mit "matten", d.h. sauerstoffarer Grubenluft.
Vielfach entfachten sie zusätzlich Feuer, um den restlichen Sauerstoff zu verbrauchen, um dann den Lichterhalter zu testen. Nicht selten führte der Sauerstoff zum Unwohlsein. Am 13. oder 16. Oktober 1796
bestand Alexander von Humboldt im Bergwerk "Beständiges Glück" in Bad Berneck darauf, die Versuche in einem abgelegenen Teil des Bergwerkes alleine durchzuführen. Schon nach wenigen Augenblicken
verlor er das Bewusstsein und es ist nur dem raschen Hinzueilen seiner Begleiter zu verdanken, dass Humboldt überlebte.
Lesen Sie hier einen Text aus der Veröffentlichung
"Ueber die unterirdischen Gasarten und die Mittel ihren Nachtheil zu vermindern" von 1799, in der Humboldt die Ereignisse dieses Tages schildert.
In der geannten Veröffentlichung schreibt Humboldt zwar: "[..:] Bis auf wenige Mattigkeit spürte ich des andern Tages von dem unangenehmen Vorfalle keine Folgen
mehr", doch finden sich an anderer Stelle auch gegenteilige Angaben, z.B. in einem Brief an Abraham Gottlob Werner vom 21. Dezember 1796:
"Die Erfindung meines Lichterhalters ist nun vollendet. Meine Gesundheit hat bei dieser Arbeit gelitten."
Auch in dem Brief, den er am 18. Oktober 1796 an Karl Freiesleben schreibt, berichtet Humboldt über den Vorfall. Lesen Sie
diesen Text hier.
Das Bergwerk "Beständiges Glück"
Das Areal des Bergwerkes "Beständiges Glück" ist heute Teil des Dendrologischen Gartens von Bad Berneck. Erkennbar ist noch das rekonstruierte Stollenmundloch und die vorgelagerte große Halde. Vor dem Stollenmundloch informiert eine Schautafel über die Geschichte des Bergwerkes.
Das Bergwerk wurde 1486 eröffnet. Bis 1841, also 355 Jahre lang, förderte man hier
"Alaunschiefer", d.h. schwefelkieshaltige Tonschiefer zur Herstellung von Alaun. Das Bergwerk bestand
aus zwei Stollen, dem Oberen Stollen und dem Unteren Stollen. Das rekonstruierte
Stollenmundloch gehört zum Oberen Stollen, der jedoch nach nur kurzem Verlauf verschüttet ist. Ein alter Grubenplan, der auch auf der Infotafel abgebildet ist, zeigt einige 10er Meter nach dem Stolleneingang eine
gewölbeartige Weitung des Stollens. Es wird vermutet, dass es sich um das "Festgewölbe" handelt,
in dem 1806 für den in Bayreuth weilenden Feldmarschall von Blücher ein Fest veranstaltet wurde.
Die volle Regimentsmusik war bestellt und in einem Seitenschacht postiert ... im Inneren der Grube
strahlte eine feentempelartige Beleuchtung ... Die Weitungen unten dienten zum Tanzsaale, während
die Nebenräume, alle kostbar meubliert, dekoriert und illuminiert, zu Speisegemächern umgewandelt waren."
(Quelle: Chronist Adler; Infotafel Dendrologischer Garten Bad Berneck; Jahr o.A.)
Der Eingang zum Unteren Stollen liegt auf dem Grundstück des Hotels Blüchersruh. Der Stollen
ist noch rund 170 Meter begehbar, auch existieren Schächte in weitere Sohlen. Dieser Stollen diente
vor allem der Entwässerung ("Erbstollen").
Neben den Stollen gab es mehrere Schächte, die der Luftzufuhr ("Bewetterung"),
der Einfahrt der Bergleute, der Förderung des Abraummaterials oder dem Einlass von Tageslicht dienten.
Die Schächte sind weitgehend verfallen. Sie sind an der Oberfläche als trichterförmige Vertiefungen ("Pingen") vielfach im Areal noch erkennbar.
Der Dendrologische Garten (Rotherspark)
1861 verlegte der Waldsassener Textilfabrikant Wilhelm Rother (1818 - 1898) seinen Wohnsitz dauerhaft nach (Bad) Berneck. Er war schon Jahre zuvor ein begeisterter Kurgast des Ortes. Als Bürger von
Berneck erwies sich Rother als Förderer des Kurortes, seit 1866 war er auch Mitglied des Kurkomitees.
Auf den Halden des zwei Jahrzehnte zuvor
stillgelegten Bergwerkes "Beständiges Glück" ließ Rother auf eigene Kosten einen Park ("Blüchersruhe")
mit heimischen und exotischen Laub- und Nadelgehölzen anlegen. Dieser stellt heute eine überregionale
Besonderheit dar.
Wilhelm Rother wurde 1867 Ehrenbürger von Berneck. Er starb 1898. Der Stadt Berneck hinterließ Rother
testamentarisch mehr als eine halbe Million Goldmark, u.a. mit der Auflage, "dass die ganzen Zinsen und Renten
des Nachlasses ausschließlich zum Vorteil und zur Hebung der Kuranstalten verwendet werden sollen". An den
Förderer der Stadt Berneck erinnert im umbenannten "Rotherspark" der 1900 aufgestellte Granitobelisk aus
Kösseine-Granit. Bestattet ist Wilhelm Rother auf dem alten Friedhof hinter der evangelischen Kirche.
TIPPS
Thiesenring - ein abwechslungsreicher und informativer Rundwanderweg zu den schönsten Plätzen rund um Bad Berneck
Ein weiterer Förderer des Kurwesens in Berneck war der Berliner Druckereibesitzer Carl Thiesen. Dieser lernte Berneck als Kurgast kennen und verlegte seinen Wohnsitz im Alter in den Kurort. Ihm ist der rund 10 Kilometer lange Thiesen-Rundwanderweg
mit 23 Informationstafeln zu unterschiedlichen Themen aus der Natur, Kultur und Geschichte von Bad Berneck gewidmet. Start ist ebenfalls an der GEO-Tour-Tafel.
Thiesen Wetterstation
Carl Thiesen finanzierte dem Kurort eine für die damalige Zeit technologisch aufwendige und damit äußerst
kostspielige Wetterstation. Diese steht heute noch oberhalb des Marktplatzes.
Kontakt
Touristinformation
Bad Berneck
Marktplatz 21
95460 Bad Berneck im Fichtelgebirge
Telefon (0 92 73) 57 43 74
E-Mail: info@badberneck.bayern.de
Internet: /www.badberneck.de
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Steckbrief
Die Infotafel steht am südlichen Ende des Großparkplatzes Am Anger (Großparkplatz hinter dem Einkaufszentrum am Beginn der Bahnhofstraße).GPS: 50.04303, 11.66948
Parken: Kostenlose Parkplätze stehen dort ausreichend zur Verfügung.
- Ehemaliges Bergwerk "Beständiges Glück" (Rotherspark)
- Kurpark mit Aufschlüssen im Diabas (Eingang zum Kurpark)
- Wanderung auf dem Thiesenring
QR-Code für die GPX-Daten zum Thiesenring