STEINBERG / Steinhaus Thiersheim
Humboldt, die Kohle und der Vulkan
Das Steinhaus liegt am Fuße des "Steinberg-Vulkans". Dieser gehört zusammen mit dem "Neuhauser Schloßberg" und
dem bereits in Tschechien liegenden "Plattenberg" (Blatná) zu einem vulkanischen "Dreigespann" an der bayerisch-tschechischen Grenze.
Zwischen dem Steinberg und dem Plattenberg hat sich die
Eger in einem markanten Tal eingetieft.
Der Steinberg wird von Alexander von Humboldt im Zusammenhang mit der Suche nach
Steinkohlen erwähnt. Der hohe Bedarf an Brennmaterial für das Montanwesen weckte
schon vor Humboldts Amtszeit in Franken das Interesse der Bergbehörde an diesem fossilen
Energieträger, doch war die Suche danach wohl eher unsystematisch. Humboldt stellt die
Kohleprospektion auf neue Füße. Der Fokus lag dabei in den Gebieten zwischen
Bayreuth und Kulmbach (Kulmbach/Kessel, Schlemme/Schlämm, Lanzendorf: Lettenkohlen/Keuper),
Neustadt am Kulm (Lettenkohlen/Keuper) und in der Umgebung des Steinberges (Tertiär).
Am 22. Oktober 1794 schreibt Alexander von Humboldt an der Oberbergdepartement in Bayreuth:
"Da durch einzelne, unvollendete Versuche auf Steinkohlen bisher die Frage, ob wir bauwürdige
Flöze im Lande haben, nicht entschieden und viel Geld versplittert worden ist, so hatte ich mich
entschlossen, die Sache methodisch anzugreifen.[...] und gab ihm [dem Berggeschworenen Sievert]
eine ausführliche Anweisung, alle Punkte, wo nur Sage oder Hofnung auf Steinkohlen wäre, einzeln
zu untersuchen und ein Verzeichniß davon anzufertigen. Ich hielt es für ökonomisch wichtig
genug, wenn man nur eine sichere Liste solcher Orte niederlegen könnte,
wo nicht mehr zu suchen ist, statt
dass man sonst immer auf dieselben Punkte zurückkehrt. Ich habe, indem ich dies Verfahren
dem Hochl.[öblichen] K[öniglichen O.B. Dep. gehorsamst anzeige, die Ehre, den Anfang der
Sieverschen Arbeit in der Anlage einzureichen, weit entfernt
indes von der Besorgnis, dass alle Versuche,
welche
bei Lanzendorf und Schlemme,
unter den Basalten der Arzberger Refier und vielleicht bei Sulz im Ansbachischen
anzustellen sind, gleich fruchtlos sein werden."
In einem weiteren Schreiben am 19. März 1795 schlägt Humboldt tiefere Bohrungen (20 - 24 Lachter, ca. 40 - 48 m)
u.a. "an den Basalten des Wunsiedler Refiers" (am Steinberg) vor. Die Bohrung am Steinberg wird in der Folgezeit
auch durchgeführt. Jedoch ohne einen erhofften Erfolg.
Im Herbst 1796 erreicht Humboldt eine Anfrage des Oberbergdepartements zu einer weiteren Erkundungsbohrung
bei Kothigenbibersbach. Humboldt rät davon ab.
Lesen Sie hier
den gesamten Wortlaut der Briefes Humboldts an das Oberbergdepartement.
Der Vulkan und der Basalt
Auch wenn es der Titel unserer Tafel suggeriert, Alexander von Humboldt sah im Steinberg keinen Vulkan.
Dass es sich dabei um einen Basaltberg handelte, war ihm bewusst. Das geht aus seinen Briefen ans Oberbergdepartement
hervor. Humboldt war während seine Zeit in Franken jedoch noch Anhänger der Lehrmeinung Gottlob Abraham Werners. Dieser
war in Deutschland der wichtigste und einflussreichste Vertreter der "Neptunisten". Diese sahen im Basalt ein
aus einem Urozean ausgefälltes Gestein, das in keinem Zusammenhang mit Gesteinsschmelzen oder Vulkanen stehen würde.
Vulkane waren für die Neptunisten dagegen das Ergebnis im Untergund brennender Kohlelager. Humboldt maß daher dem
Basalt des Steinberges keine besondere Bedeutung bei.
TIPPS
Hutschenreuther Gedenkstein
Besuchen Sie den Carolus Magnus Hutschenreuther-Gedenkstein. Dieser erinnert an das Auffinden von Kaolin in der Nähe des Steins durch den
Begründer der C. M. Hutschenreuther Porzellanfabrik in Hohenberg a.d. Eger (1822). Tatsächlich
hatte ihm das Kaolin sein Verwandter und späterer Schwiegervater, der Oberförster Ernst Ludwig Reuß, bei einem Besuch in Hohenberg gezeigt. Hutschenreuther
blieb in Hohenberg und richtete 1814 in Räumen der Hohenberger Burg, die ihm Reuß zur Verfügung gestellt hatte, eine Porzellanmalerei ein. Das
Jahr 1814 gilt daher auch als Geburtsjahr der Porzellanindustrie im Fichtelgebirge. In Sichtweise zum Gedenkstein liegt eine ehemalige Farberde-Grube
(mit kleiner Infotafel).
Geotop Heiligenberg
Über den "Mittelweg" ("M") erreichen Sie das auf der Nordostseite des Steinberges liegende Geotop "Heiligenberg". Dort können Sie die
Basalte des Steinberges in anstehenden Felsen sehen. Von hier aus hat man auch eine Aussicht ins Egerer Becken.
Kontakt
Rathaus Thiersheim
Marktplatz 2
95707 Thiersheim
Telefon (0 92 33) 77 42 20
Fax (0 92 33) 7 74 22 50
Internet: www.thiersheim.de
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Interaktive Karte
Der Standort
Die Tafel steht unmittelbar vor der Waldgaststätte "Steinhaus" in Steinhäuser bei Thiersheim.Anschrift: Steinhaus 1, 95707 Thiersheim
Telefon (0 92 33) 16 33 oder
(0 92 33) 23 66 oder 0171 3 40 81 36
Internet: www.steinhaus-gasthaus.de
GPS: 50.09030, 12.17278
Anfahrt: Von Thiersheim Richtung Osten nach Kothigenbibersbach, dort von der Hauptstraße in Richtung Neuhaus a.d. Eger abbiegen. Nach gut 1 Kilometer rechts abbiegen.